«Trotz der Tatsache, dass Aktien derzeit unter jedem Gesichtspunkt günstig bewertet sind, ist das Vertrauen der Anleger verschwindend gering», sagte Chefanalyst Jeremy Batstone-Carr von Charles Stanley. Er erwartet, dass dieses Vertrauen erst langsam zurückkehre, wenn auch die Makro-Daten wenigstens in einem Sektor in positives Terrain drehen. Am Nachmittag werden wieder einige US-Konjunkturdaten erwartet, die allerdings noch keine Entspannung zeigen dürften.
Pharmawerte kamen europaweit unter Druck. Händlern zufolge machte sich die Sorge breit, dass sich das neue Staatsbudget von US-Präsident Barack Obama negativ auf die Gewinne der Branche auswirken könnte. «Der Plan von Obama dürfte die Preise für Arzneimittel senken. Das dauert allerdings seine Zeit – der Markt reagiert etwas über», schränkte ein Börsianer ein. Sanofi-Aventis verloren 4,66 Prozent auf 40,605 Euro, Roche Holding gaben 3,76 Prozent auf 128,00 Schweizer Franken ab und AstraZeneca fielen um 6,83 Prozent auf 2.196,00 Pence.
Zu den schwächsten Werten im EuroSTOXX zählten Enel mit minus 7,58 Prozent auf 3,93 Euro. Presseberichten zufolge plant der italienische Versorger eine Kapitalerhöhung um fünf bis sieben Milliarden Euro, um die Dividendenpolitik aufrecht zu erhalten. Die Kapitalerhöhung sei aber nur eine von mehreren Möglichkeiten, die derzeit geprüft würden, teilte das Unternehmen in Reaktion auf den Pressebericht mit.
Finanzwerte waren nach ihren teils massiven Vortagesgewinne nun unter den grössten Verlierern. So sackten Lloyds Banking Group nach Zahlen um 20,40 Prozent auf 59,775 Pence ab. Die britische Bank rechnet im laufenden Jahr wegen der anhaltenden Krise erneut mit einem Verlust. Um weitere Abschreibungen zu verhindern, spricht Lloyds mit der Regierung über eine Beteiligung an dem zweiten grossen Rettungspaket. Die Gespräche liefen noch, hiess es. Am Vortag hatten die Titel in der Hoffnung auf vorteilhafte Bedingungen für weitere Staatshilfen ähnlich wie für Royal Bank of Scotland (RBS) um rund 30 Prozent zugelegt. Auch RBS kamen deutlich unter Druck. Auch in der Eurozone erlitten Finanztitel massive Verluste. Aegon verloren beispielsweise 9,60 Prozent auf 2,89 Euro, für ING Groep oder BNP Paribas ging es ebenfalls deutlich nach unten.
Aktien von Austrian Airlines (AUA) schossen in Wien um 11,85 Prozent auf 3,87 Euro hoch. Die Deutsche Lufthansa hat ihre Offerte für die Fluggesellschaft vorgelegt. Je AUA-Aktie aus dem Streubesitz werden wie geplant 4,49 Euro geboten, wie aus dem freiwilligen Übernahmeangebot zur Kontrollerlangung hervorgeht. (awp/mc/ps/18)