EU-Verlauf: Schwach – Warten auf Inhalte des US-Bankenstabilisierungsplans
Der mit zahlreichen Minen- und Ölwerten gespickte Londoner FTSE 100 fiel um 1,15 Prozent auf 4.258,06 Zähler. Der französische CAC-40-Index gab um 1,34 Prozent auf 3.092,78 Zähler nach.
«Die Märkten warten wie gelähmt auf die überarbeitete Version des US-Bankenrettungsplans. Durch die heutige Ankündigung des Finanzministers Tim Geithner wird sich hoffentlich ein Trend herausbilden, entweder nach unten oder nach oben», sagte Chefverkäufer Chris Hossain von ODL Securities. «Man kann nicht umhin zu glauben, dass der heutige Tag ausschlaggebend für die Richtung der Märkte in den nächsten zwölf Monaten sein wird», sagte er. Die auf diesen Tag verschobene Verabschiedung des Konjunkturpaketes im US-Senat gilt zwar wegen der Mandatsmehrheit der Demokraten praktisch als beschlossen, doch wie der Kompromiss aussehen wird, dürfte erst am späten Nachmittag bekannt gegeben werden.
Doch nicht nur wegen des US-Hilfspaketes standen die Bankenwerte in Europa im Fokus. Die Milliardenverluste der Schweizer Grossbank UBS für 2008 wurden am Markt ebenfalls beurteilt, samt der Aussagen des Vorstandes zu Umstrukturierungen und über einen «ermutigenden» Jahresbeginn 2009. Die Aktien zeigten keine klare Tendenz, sondern sprangen zunächst bis auf 13,82 Franken hoch, um dann ins Minus zu drehen. Zuletzt rückten sie um 2,33 Prozent auf 13,22 Franken vor. Analysten äusserten sich insgesamt eher negativ. Besonders die schwache Entwicklung im Bereich Vermögensverwaltung habe ihn enttäuscht, sagte einer der Experten. Die WestLB sprach von «desaströsen» Zahlen und stufte das UBS-Papier auf «Neutral» ab.
Die anderen Bankenwerte gaben überwiegend nach: BNP Paribas , Credit Agricole , Santander verloren zwischen einem und vier Prozent. In Grossbritannien fielen Barclays und HSBC zwischen einem und knapp drei Prozent.
Neben der UBS legte auch der spanische Versorger Gas Natural Zahlen vor. Er traf beim Jahresgewinn 2008 die Marktprognosen, während die Schulden zugleich geringer als erwartet ausfielen. Die Aktie rückte daraufhin um 1,73 Prozent auf 17,69 Euro vor. In der Schweiz gewannen die Ciba-Papiere trotz hoher Verluste im letzten eigenständigen Geschäftsjahr des Spezialchemiekonzerns 0,99 Prozent auf 49,00 Franken. Ciba steht kurz vor der Übernahme durch die deutsche BASF .
Die sinkende Nachfrage nach Rohstoffen drückte in London vor allem die Minenwerte: Kazakhmys büssten mehr als 10 Prozent an Wert ein, Xstrata und Anglo American sanken um rund sieben Prozent und auch die anderen Titel wie BHP Billiton oder Antofagasta fielen deutlich.
Der Blick richtete sich zudem auf die französischen Autowerte: Kurz vor Börsenschluss am Montag hatte Frankreichs Regierung mitgeteilt, ihren Autobauern PSA Peugeot Citroen und Renault Geld zu leihen. Angesichts der Wirtschaftskrise sollen an beide Konzerne insgesamt sechs Milliarden Euro verliehen werden. Als Gegenleistung wollen sich die Unternehmen verpflichten, kein Werk in Frankreich zu schliessen und alles zu tun, um Entlassungen zu verhindern. PSA Peugeot Citroen befürchtet in diesem Jahr einen Umsatzeinbruch von bis zu 20 Prozent, wie Vorstandschef Christian Streiff dem französischen Radiosender RTL sagte. Die Peugeot-Aktie büsste 3,42 Prozent auf 14,67 Euro ein und gab damit ihre Vortagsgewinne wieder nahezu vollständig ab. Renault sanken um 3,37 Prozent auf 17,22 Euro, hatten jedoch tags zuvor etwas mehr als sieben Prozent gewonnen.
Der angeschlagene niederländische Versicherer Aegon will laut einem Pressebericht seine taiwanesische Lebensversicherungssparte abstossen. Die Verhandlungsbasis liege bei 4 Milliarden Taiwan-Dollar (91 Mio Euro), berichtete die Tageszeitung «Economic Daily» unter Verweis auf eine verlässliche Quelle. Aegon lehnte eine Stellungnahme ab. Die Aktie büsste 5,50 Prozent auf 4,33 Euro ein. (awp/mc/pg/15)