EU-Verlauf: Schwächer – Finanzsektor nach Quartalsergebnissen unter Druck

Der STOXX 50, der auch schweizerische und britische Werte umfasst, gab um 0,42 Prozent auf 3.267,66 Punkte nach. Der FTSE 100 verlor 0,18 Prozent auf 6.204,20 Zähler.


Die Vorgaben aus den USA und Asien hätten erneut keinen starken Impuls, sagten Händler. In Europa beschäftigte aber eine Flut von Quartalszahlen die Anleger. Finanzwerte gerieten nach enttäuschenden Zahlen aus der Branche besonders deutlich unter Druck. Die Finanzkrise hat ihre Spuren in den Büchern von Banken und Versicherern hinterlassen. Die Zahlen seien ein Indikator für die Lage an den Finanzmärkten, sagte ein Händler.


Die Schweizer Grossbank UBS ist im ersten Quartal wegen der Finanzmarktkrise wie erwartet tief in die roten Zahlen gerutscht. Zwar habe es keine bösen Überraschungen gegeben, aber die Zahlen sehen im Urteil der Marktbeobachter nicht wirklich rosig aus. Experten äusserten sich besonderes besorgt über den Nettoneugeldabfluss. Die Titel verloren 4,23 Prozent auf 35,32 Schweizer Franken.


Auch das Ergebnis von Swiss Re enttäuschte am Markt. Die Quartalszahlen lagen nach Einschätzung von Börsianern auf allen Ebenen unter den Markterwartungen. Insbesondere der Reingewinn, der von einem Bewertungsverlust auf Subprime-Positionen in der Höhe von 819 Millionen Schweizer Franken stark nach unten gedrückt wurde, habe enttäuscht. Die Aktien verloren 5,93 Prozent auf 82,45 Franken. Aktien von Swiss Life gaben nach Zahlen 2,91 Prozent auf 308,50 Franken ab. In Marktkreisen wurden die Zahlen als klare Enttäuschung gewertet, die Bruttoprämien waren um drei Prozent gesunken.


In London verloren Lloyds TSB Group trotz eines optimistischen Zwischenbericht 2,49 Prozent auf 441,25 Pence. Börsianern zufolge enttäuschten am Markt vor allem den Abschreibungen in Höhe von 387 Millionen Pfund. Tullow Oil sprangen unterdessen um 22,37 Prozent auf 930,00 Pence hoch. Das Ölunternehmen hat bei der Exploration des Jubilee Ölfelds vor der Küste von Ghana ein erhebliches Vorkommen an Leichtöl entdeckt. Das könnte dem Unternehmen zufolge zu einer deutlichen Anhebung der Rohstoff-Schätzungen für das Feld führen.


Ausserdem profitierten in London schwer gewichtete Minenwerte erneut von Übernahmefantasien. BHP Billiton-Chef Marius Kloppers wird einem Bericht der «Financial Times» zufolge bei der Übernahmeschlacht um Rio Tinto erneut in die Offensive gehen. Kloppers werde bei einem Analystentreffen die Gelegenheit nutzen, um zu betonen, dass BHP Billiton in den kommenden mindestens genauso schnell wachsen kann wie sein kleinerer Konkurrent. Rio Tinto hatte seine Wachstumsaussichten betont, um die Ablehnung des Angebots von Billiton zu begründen. Rio Tinto gewannen 2,42 Prozent auf 6.254,00 Pence. BHP Billiton stiegen um 2,13 Prozent auf 1.916,00 Pence. Auch andere Minentitel standen im Plus.


In Paris gaben Veolia Environnement als schwächster Wert im CAC-40-Index 5,60 Prozent auf 43,35 Euro ab. Nach Einschätzung von Cheuvreux hatte der Versorger seinen Umsatz stärker gesteigert als erwartet. Das EBIT-Wachstums habe dagegen unter den Erwartungen gelegen. Alstom verloren 1,93 Prozent auf 147,39 Euro. Wie das «Wall Street Journal» am Dienstag berichtete, untersuchen Französische und Schweizer Behörden, ob das französische Verkehrs- und Energietechnik-Unternehmen Schmiergelder in dreistelliger Millionenhöhe gezahlt hat. Die Nachricht berge ein gewisses Risiko und der Markt möge keine Unsicherheiten, sagte ein Börsianer. (awp/mc/pg)

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