EU-Verlauf: Sehr fest – Finanzwerte weiter stark gefragt
Der Londoner FTSE 100 verbuchte ein Plus von 1,31 Prozent auf 4.037,91 Zähler. In Paris kletterte der CAC-40-Index um 1,94 Prozent auf 2.868,44 Punkte.
Matt Buckland, Aktienhändler bei CMC Markets: «Die Erholung an der Wall Street und die Hoffnung, die Obama-Administration werde mit effektiveren Plänen die Wirtschaftskrise in den Griff bekommen, sorgt auch bei europäischen Investoren wieder für etwas mehr Zuversicht sorgen.»
Finanzwerte blieben das Topthema und setzten sich diesmal an die Spitze der wichtigsten europäischen Indizes. Unter den zehn besten Werten im EuroSTOXX 50 versammelten sich allein neun Finanztitel: Aktien der Societe Generale ragten mit einem Plus 8,43 Prozent auf 29,465 Euro als bester Wert heraus. Im Londoner «Footsie» waren Lloyds Banking Group mit einem Gewinn von 21,51 Prozent auf 54,75 Pence Spitzenreiter, gefolgt von Royal Bank of Scotland (RBS) mit plus 12,80 Prozent auf 14,125 Pence. In Paris legten neben Societe Generale auch Credit Agricole kräftig zu. Finanztitel zählten auch im Swiss-Market-Index (SMI) zu den Favoriten. UBS gewannen 7,64 Prozent auf 13,80 Franken.
Schlusslicht im Eurozonen-Leitindex waren dagegen Sanofi-Aventis, die 1,80 Prozent auf 46,56 Euro abrutschten. Unilever , verloren 1,45 Prozent auf 17,72 Euro einbüssten. Auch L’Oreal gaben mit 1,28 Prozent auf 53,27 Euro nach. Morgan Stanley hatte das Kursziel für den französischen Kosmetik-Hersteller von 52 auf 50 Euro reduziert. Händler verwiesen auch auf den eher defensiven Charakter der Aktien, die im Zuge der aktuellen Markterholung weniger gefragt seien als offensivere Titel.
Gespannt blicken Anleger auch auf die am Mittag erwarteten Quartals- und Gesamtjahreszahlen von Nokia. Die Aktie des finnischen Handyherstellers legte vor der Veröffentlichung der Ergebnisse bereits 3,42 Prozent auf 10,58 Euro zu. Analysten rechnen für das vierte Quartal allerdings im Durchschnitt mit einem gesunken Umsatz und Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr. Wirtschaftskrise und schwächelnde Nachfrage dürften in den vergangenen Monaten Spuren in den Büchern des finnischen Handyherstellers hinterlassen haben.
Aktien von Ericsson gewannen im STOXX 50 nach zahlreichen Analystenreaktionen auf die Zahlen vom Vortag 1,44 Prozent auf 63,50 schwedische Kronen. Goldman Sachs stufte die Titel des Telekomausrüsters von «Sell» auf «Neutral» hoch. Selbst bei einem starken Umsatzrückgang begrenzten die aggressiven Kostensenkungsmassnahmen der Unternehmensführung das Abwärtspotenzial für die Margen, schrieb Goldman-Analyst Tim Boddy in einer Studie. Weitere Institute erhöhten zudem ihre Kursziele für Ericsson.
PSA Peugeot Citroen stiegen um 7,28 Prozent auf 13,86 Euro. Laut «La Repubblica» erwägt der Turiner Autobauer Fiat nach dem Einstieg beim US-Wettbeweber Chrysler auch eine Allianz mit dem französischen Hersteller. Dazu prüfe die Agnelli-Familie als Fiat-Grossaktionär eine Kapitalerhöhung von rund zwei Milliarden Euro, berichtet die italienische Zeitung ohne Nennung von Quellen. Fiat-Aktien büssten wegen der Sorgen um eine Kapitalerhöhung gegen den Trend 1,12 Prozent auf 4,4000 Euro ein. Den Kreditanalysten von Unicredit zufolge sind Spekulationen um eine mögliche Kooperation von Fiat und Peugeot nicht neu. Angesichts der gesunkenen Marktkapitalisierung von Peugeot wäre sogar eine Übernahme möglich.
Zudem waren Öl-Titel gefragt, nachdem der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) wieder gestiegen ist. Nach Berechnungen des OPEC-Sekretariats vom Donnerstag kostete ein Barrel (159 Liter) aus den Fördergebieten des Kartells am Mittwoch 39,54 US-Dollar und damit 20 Cent mehr als am Vortag. Der Markt stellt sich ausserdem immer mehr auf eine Drosselung der Fördermengen durch die OPEC ein. BP gewannen 2,37 Prozent auf 497,25 Pence und TOTAL verteuerten sich um 3,05 Prozent auf 37,22 Euro. Auch Repsol-YPF und Eni verbuchten Gewinne.
In London sackten BT Group mit minus 12,36 Prozent auf 107,75 Pence ans «Footsie»-Ende. Der britische Telekomkonzern rechnet im dritten Quartal erneut mit Belastungen durch den Bereich Global Services. Sparmassnahmen hätten nicht die erwartete Wirkung gezeigt, ausserdem liefen die Geschäft in Grossbritannien im hochmargigen Bereich nach wie vor schlecht, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.
Morrison (Wm.) Supermarkets verloren 2,37 Prozent auf 258,00 Pence. Das Weihnachtsgeschäft der Supermarktkette verlief zwar sehr gut und besser als das der Konkurrenz. Die Gewinnerwartungen liess Morrison jedoch unverändert. (awp/mc/ps/19)