EU-Verlauf: Sehr fest – Zahlenflut, Vorgaben

Günther Gerstenberger, Fondsmanager bei PEH Wertpapier AG, verwies auf die jüngsten Daten wie etwa das US-BIP vom Vortag, oder Daten zum US-Häusermarkt, die vermuten liessen, dass sich der Markt in einem wirklichen «Stabilisierungsprozess» befinde. «Darüber hinaus sind zahlreiche Investoren nach wie vor unterinvestiert. Das sorgt für eine gewisse Nervosität am Markt», fügte der Experte hinzu.


Die Konjunkturaussichten in den USA hellten sich nach Einschätzung der US-Notenbank (Fed) seit März auf. Die US-Wirtschaft sei zwar weiter geschrumpft, das Tempo der Abschwächung habe sich jedoch offenbar verlangsamt, heisst es im am Mittwoch veröffentlichten Kommentar zur Zinsentscheidung der Fed. Die derzeitige Zinsspanne von 0 bis 0,25 Prozent bleibe daher unverändert und die Leitzinsen dürfte für eine längere Zeit auf einem «aussergewöhnlich niedrigem» Niveau bleiben. Im Handelsverlauf stehen noch US-Daten wie die persönlichen Einkommen und Ausgaben auf der Agenda. Die Experten der Unicredit rechnen mit einem neuerlichen Rückgang bei den persönlichen Ausgaben, ausgelöst durch die Stellenstreichungen und Arbeitszeiten.


Der Minenbetreiber Anglo American trieb die europäischen Minenwerte hoch. Der Konzern konnte seine Erzproduktion um 22 Prozent steigern, die Kupferproduktion dagegen sank um fünf Prozent. Die Papiere kletterten um 3,68 Prozent auf 1.495,00 Pence. Der Rohstoff-Subindex des Dow Jones STOXX 600 stieg um mehr als drei Prozent und wurde lediglich von den Finanz-Subindizes übertroffen. Prozentual zweistellige Kursgewinne von Barclays und der Royal Bank of Scotland (RBS) trugen zu dem Index-Plus von knapp vier Prozent bei. Analysten der RBS hatten zuvor die Titel von Barclays im Rahmen einer Sektorstudie von «Sell» auf «Buy» hochgestuft und das Kursziel von 110 auf 300 Pence angehoben.


Mit Aufschlägen von 8,21 Prozent auf 24,245 Euro konnten sich die Titel von Renault ebenfalls sehen lassen. Der französische Autobauer verbuchte im ersten Quartal zwar einen Umsatzrückgang, bestätigte aber gleichzeitig sein Ziel, im laufenden Jahr einen positiven freien Cash Flow generieren zu wollen. «Das erste Quartal liegt hinter uns und die europäischen Märkte dürften sich dank Programmen wie der Abwrackprämie in Deutschland und ähnlichen Massnahmen in anderen Ländern weiter erholen», sagte ein Händler.


Auch Capgemini legte Zahlen vor. Der französische IT-Dienstleister schnitt mit seinem minimalen Umsatzrückgang im ersten Quartal hingegen besser ab als erwartet und bestätigte zudem seine Margenziele für das erste Halbjahr. Das brachte den Aktien ein Plus von 4,35 Prozent auf 28,28 Euro ein. Darüber hinaus legten unter anderem noch der belgische Pharmakonzern UCB und der britische Gasproduzent BG Group Zahlen vor und der französische Softwarekonzern Dassault Systemes gab nach einem schwachen ersten Quartal eine Umsatz- und Gewinnwarnung für das Gesamtjahr aus.


Beim schwedischen Telekomausrüster LM Ericsson fiel der Gewinn im Kerngeschäft schwächer aus als erwartet. Insgesamt bewerteten Analysten die Zahlen uneinheitlich. Die Titel brachen am Ende des STOXX 50 um 5,70 Prozent auf 72,80 schwedische Kronen ein. Der britische Süsswarenkonzern Cadbury steigerte seinen Quartalsumsatz leicht und bestätigte für das Gesamtjahr seine Umsatz- und Margenziele. Die Papiere verbilligten sich dennoch um 1,92 Prozent auf 498,75 Pence. Beim britischen Lebensversicherer Standard Life brachen die Umsätze im ersten Quartal um ein Fünftel ein und der Kurs gab daraufhin 2,13 Prozent auf 188,625 Pence ein.


Bereits am Vorabend nach Handelsschluss hatte der französische Baustoffkonzern Saint-Gobain seine Zahlen vorgelegt. Im ersten Quartal erlitt das Unternehmen wegen der sich weiter verschlechternden wirtschaftlichen Flaute einen Umsatzeinbruch. Die Aktien verteuerten sich um 3,98 Prozent auf 27,44 Euro. STMicroelectronics legte in der Nacht seine aktuelle Zwischenbilanz vor. Danach verbuchte der italienische-französische Chipkonzern im ersten Quartal einen Umsatzrückgang und einen höheren Verlust, lag damit aber dennoch leicht über den Erwartungen, was zu einem Kursgewinn von 0,88 Prozent auf 5,048 Euro führte.


Das italienische Wirtschaftsministerium unterstützt einen Vorschlag für eine acht Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung beim Versorger Enel. Die Papiere gehörten mit plus 3,08 Prozent auf 4,18 Euro zu den stärkeren Werten. Beim französischen Versicherer AXA besteht hingegen kein Bedarf an frischem Kapital, wiederholte Konzernchef Henri de Castries im Gespräch mit der Zeitung «Les Echos». Erleichtert arbeiteten sich die Papiere um 6,27 Prozent auf 12,29 Euro vor. (awp/mc/ps/19)

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