In London fiel der FTSE 100 um 3,69 Prozent auf 3.688,72 Punkte. Der CAC-40-Index sank in Paris um 3,28 Prozent auf 2.613,96 Zähler. Am Nachmittag dürften die persönlichen Einkommen und Ausgaben in den USA sowie der ISM-Index neue Impulse geben.
Inzwischen prägte der immense Kapitalbedarf bei HSBC Holdings und beim US-Versicherer AIG die Mollstimmung an den Aktienmärkten. Stratege Bernard McAlinden von NCB Stockbrokers sagte: «Die Anleger brauchen Anzeichen, dass sich die politischen Schritte auszahlen und sich die Wirtschaft stabilisiert.» Der Bankensektor stand europaweit besonders unter Druck, der Branchenindex brach um fast 7 Prozent ein. Auch Versicherer, Finanzdienstleister sowie konjunktursensitive Rohstoffwerte fielen mit deutlichen Kursverlusten auf.
Die Aktien der HSBC sackten um 13,99 Prozent auf 422,50 Pence ab, nachdem mit 420 Pence kurz zuvor der tiefste Kurs seit 1992 gehandelt wurde. Die bisher vergleichsweise gut durch die Finanzkrise gekommene grösste britische Bank braucht nach einem Gewinneinbruch frisches Kapital in Höhe von 12,5 Milliarden Pfund. Zudem bleibt die HSBC trotz eines besser als erwartet ausgefallenen Starts ins laufende Jahr vorsichtig. Der Ausblick auf das laufende Jahr sei «extrem schwierig», sagte HSBC-Chef Michael Geoghegan. Experten schauen ebenfalls sorgenvoll in die Zukunft.
Im EuroSTOXX markierten Aktien des Versicherers Aegon mit minus 10,35 Prozent auf 2,581 Euro das Indexende. Der US-Versicherungsriese American International Group (AIG) steht Kreisen zufolge vor einer neuen Finanzspritze der US-Regierung von 30 Milliarden Dollar. Grund sei der erwartete Verlust von 60 Milliarden Dollar im vierten Quartal 2008 – der grösste Quartalsverlust in der US-Wirtschaftsgeschichte, hiess es am Sonntag aus Kreisen. BNP Paribas folgten mit minus 8,16 Prozent auf 23,87 Euro.
UBS-Aktien büssten 5,88 Prozent auf 10,41 Franken ein. Auf die Frage, wann die UBS wieder nachhaltig profitabel arbeiten werde, sagte Konzernchef Oswald Grübel in mehreren Interviews in der Wochenendpresse: «Wenn es nur Faktoren gäbe, die ich selber bestimmen kann, würde ich sagen: in zwei bis drei Jahren.» Aktien von Credit Suisse und Julius Bär verloren über 8 Prozent.
Abseits der Finanztitel richtete sich das Interesse auf Unternehmensbilanzen: Vivendi-Aktien fielen um 1,24 Prozent auf 18,73 Euro. Der Medien- und Telekomkonzern erhöht trotz eines stagnierenden Gewinns die Dividende. Für das laufende Jahr rechnet der Konzern mit einem deutlichen Anstieg des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Unternehmenswerte (EBITA). Die Experten von Kepler sprachen von «guten Zahlen» und einem «ermutigenden Ausblick».
Auch Pearson hielten sich mit minus 0,61 Prozent auf 655,50 Pence vergleichsweise stabil. Nach einem trotz der Wirtschafts- und Finanzkrise erfolgreichen Jahr will der britische Verlagskonzern seine Dividende erhöhen. Im laufenden Jahr will Pearson ein Ergebnis auf dem Niveau von 2008 oder darüber erreichen.
Die Aktien von Ahold stemmten sich sogar mit plus 3,00 Prozent auf 9,126 Euro erfolgreich gegen den Markttrend. Der niederländische Einzelhandelskonzern profitierte im vergangenen Jahr vom Konzernumbau und seinem Sparprogramm. Der operative Gewinn stieg laut Unternehmensangaben um zwölf Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Experten hatten mit einem geringeren Anstieg gerechnet. Die Dividende für das Gesamtjahr soll um zwölf Prozent auf 18 Cent je Aktie zulegen. Ein Marktteilnehmer lobte zudem den «guten Ausblick»: Ahold bestätigte die längerfristigen Ziele eines fünfprozentigen Wachstums beim Umsatz sowie einer bereinigten operativen Marge von fünf Prozent. Die ING bestätigte ihre Kaufempfehlung. (awp/mc/ps/18)