EU-Verlauf: Sehr schwach – Hiobsbotschaften aus Auto- und Finanzbranche

Die Aktien der europäischen Autohersteller zählten zu den besonders schwachen Werten in den Indizes. Falls die US-Autobauer nun nach Chapter 11 Antrag auf Gläubigerschutz stellen müssen, hätte dies auch international gravierende Auswirkungen, sagten Börsianer. Analysten etwa befürchten einen Domino-Effekt auf die Zulieferer, wodurch wiederum andere Autobauer in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Renault sanken um 7,60 Prozent auf 17,455 Euro. PSA Peugeot Citroen büssten 5,58 Prozent auf 12,595 Euro ein und Fiat verloren 6,20 Prozent auf 5,14 Euro. Sie litten darunter, dass der Rettungsplan für die US-Autoindustrie trotz eines elfstündigen Verhandlungsmarathons im US-Senat gescheitert war. Das Schicksal der vom Bankrott bedrohten Branchenriesen General Motors (GM), Ford und Chrysler ist damit ungewiss.


Zu Fiat hiess es zudem, der Chef Sergio Marchionne wolle den Unternehmensausblick im März/April 2009 überarbeiten, aber mit den Kostensenkungen sofort beginnen, wie die Zeitung «Il Sole 24 Ore» berichtete. Dabei zitierte sie aus dem traditionellen Jahresabschluss-Treffen der Fiat-Manager. «La Stampa» berichtete aus dem selben Meeting, dass Marchionne gesagt habe, Fiat benötige eine Allianz, könne aber den Partner aus einer «Position der Stärke» heraus selbst bestimmen. Renault-Vorstandschef Carlos Ghosn hingegen sagte am Donnerstagabend im französischen Fernsehen, er rechne damit, dass das Jahr 2009 noch schwieriger werde als 2008.


Alcatel-Lucent zeigten sich mit minus 8,47 Prozent auf 1,696 Euro ebenfalls sehr schwach. Der hochdefizitäre französisch-amerikanische Telekommunikationsausrüster kündigte ein weiteres hartes Sparprogramm an und erwartet für den Gesamtmarkt 2009 einen Umsatzrückgang zwischen acht und zwölf Prozent. Analyst Richard Windsor von Nomura Securities meinte, am meisten hätten ihn die Erwartungen des Konzerns für das kommende Jahr überrascht, und verwies dabei auf den prognostizierten Erlösrückgang für den Gesamtmarkt. Auch dass das Unternehmen davon ausgeht, den Grossteil des kommenden Jahres Verluste zu schreiben, dürfte zu den Kurseinbussen an diesem Tag beitragen.


In Kontinental-Europa und Grossbritannien wurden die Verliererlisten aber vor allem von den Finanzwerten angeführt: Lloyds TSB Group hielten in London die rote Laterne mit minus 18,04 Prozent auf 129,50 Pence. Royal Bank of Scotland (RBS) büssten 16,79 Prozent auf 55,00 Pence ein und HBOS gaben um 16,44 Prozent auf 73,20 Pence nach. In Paris verloren BNP Paribas 9,59 Prozent auf 42,25 Euro und ING gaben in Amsterdam um 9,35 Prozent auf 6,835 Euro nach. In den USA hatte der Chef der US-Bank JPMorgan , Jamie Dimon, am Donnerstagabend mitgeteilt, er sehe im laufenden vierten Quartal weiterhin keine Entspannung. Der November sei ein «schrecklicher» Monat im Handelsgeschäft gewesen und auch der Dezember laufe schlecht. Die Bank of America informierte, dass sie nach der Integration von Merrill Lynch einen Stellenabbau von 30.000 bis 35.000 Arbeitsplätzen in den kommenden drei Jahren plane. (awp/mc/gh/23)

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