Trotz eines massiven Gewinneinbruchs konnten sich die Aktien des französischen Autobauers Renault gegen den schwachen Markttrend stemmen und schafften ein Kursplus von 5,33 Prozent auf 17,10 Euro. In einer ersten Einschätzung nach der Veröffentlichung der Renault-Bilanz verwiesen Analysten von Merrill Lynch auf eine positive Überraschung bei den Lagerbeständen des Autobauers. Diese seien im Jahresvergleich gesunken. Damit habe Renault die Lagerbestände «effektiv unter Kontrolle gehalten», hiess es. Merrill Lynch riet zum Kauf von Renault-Aktien, obwohl der Gewinn 2008 massiv von 2,743 Milliarden Euro in 2007 auf nur noch 599 Millionen Euro einbrach.
Eine wahre Berg- und Talfahrt verfolgten die Anleger bei den Aktien des australisch-britischen Metall- und Bergbaukonzern Rio Tinto. Nach einer milliardenschweren Finanzspritze mussten die Papiere ihre frühen Kursgewinne zunächst schnell wieder abgeben und rutschten zeitweise deutlich ins Minus. Dann setzte aber wieder ein Kurserholung mit zeitweise kräftigen Gewinnen ein und Rio Tinto-Aktien standen zuletzt mit 0,20 Prozent im Plus bei 1.973 Pence.
Der staatliche chinesische Aluminiumkonzern Chinalco investiert 19,5 Milliarden US-Dollar in die angeschlagene Rio Tinto und erhöht so den Anteil von derzeit 9 Prozent auf dann 18 Prozent. Händler äusserten sich positiv zum Einstieg der Chinesen. Nun seien bei Rio Tinto wieder genügend Mittel für Übernahmen vorhanden, hiess es. Nahezu zeitgleich veröffentlichte Rio Tinto zudem Geschäftszahlen. Demnach ist der Konzern wegen der gefallenen Rohstoffpreise in der zweiten Jahreshälfte tief in die roten Zahlen gerutscht.
Insgesamt beherrschte eine ganze Reihe von Geschäftszahlen das Geschehen an den europäischen Aktienmärkten. Die Papiere des französische Ölkonzern TOTAL schafften nach überraschend guten Bilanzdaten ein Kursplus von 1,35 Prozent auf 40,62 Euro. Der bereinigte Konzerngewinn sank zwar wegen des massiven Rückgangs der Ölpreise im Jahresvergleich um acht Prozent auf 2,87 Milliarden Euro. Das war aber immer noch mehr als Analysten zuvor erwartet haben.
Starke Verluste mussten dagegen die Aktien des Versorgers Electricite de France (EdF) verkraften, ebenfalls nach Geschäftszahlen. Der Konzern verfehlte beim bereinigten Nettogewinn die Erwartungen der Analysten und die Papiere brachen 9,42 Prozent auf 33,20 Euro ein. Nach Konzernangaben sank der bereinigten Nettogewinn für 2008 im Jahresvergleich von 5,62 Milliarden Euro auf 4,31 Milliarden Euro. Analysten hatten zuvor aber 4,43 Milliarden Euro erwartet.
Der weltgrösste Alkoholhersteller Diageo senkte wegen der weltweiten Konjunkturkrise die Gewinnprognose. Zudem kündigte der Konzern ein Sparprogramm an und will vorerst keine weiteren eigenen Aktien zurückkaufen. Die Papiere von Diageo reagierten ebenfalls mit einem starken Kursrutsch von 6,01 Prozent auf 853 Pence.
In Aktien des belgisch niederländischen Finanzkonzerns Fortis wurde nach Unterbrechung der Handel wieder aufgenommen. Nach einem massiven Einbruch zum Auftakt konnten die Papiere die Verluste deutlich eingrenzen und verloren zuletzt aber immer noch 11,97 Prozent auf 1,16 Euro. Die Papiere waren am Vortag im Zuge einer ausserordentlichen Hauptversammlung vom Handel ausgesetzt worden. Zuvor hatte der belgische Premierminister Herman van Rompuy zugesichert, dass die Regierung alle notwendigen Massnahmen ergreifen wird, damit Fortis auch in Zukunft «optimal» arbeiten kann. (awp/mc/ps/20)