Paris – Europas Börsen scheinen nun endgültig in den Weihnachtsmodus übergegangen zu sein. Der EuroStoxx 50 trat am Donnerstag auf der Stelle, nachdem er zuvor zwei Tag nachgegeben hatte. Der Leitindex der Eurozone beendete den Handel mit 3739,17 Punkten quasi unverändert zum Vortagesschluss.
Möglicherweise hielten sich Investoren auch deshalb zurück, weil den Märkten am Freitag noch einmal Ungemach drohen könnte. Dann ist wieder «Hexensabbat»: An den umsatzstarken Derivatebörsen verfallen Terminkontrakte und Optionen auf den EuroStoxx 50, den Dax und andere grosse Indizes. An diesem auch grosser Verfall genannten Termin versuchen Anleger, die Kurse in die für sie vorteilhafte Richtung zu bewegen. Das führt oft zu erratischen, fundamental nicht zu erklärenden Bewegungen. Nach dem Verfall werden die Karten neu gemischt.
In London schlug sich der FTSE 100 mit einem Plus von 0,44 Prozent auf 7573,82 Punkte erneut besser. Der «Footsie» profitierte wie schon in den vergangenen beiden Tagen vom schwachen Pfund, das nach der Zinsentscheidung der Bank of England fiel. Die Notenbank liess den Leitzins wie erwartet unverändert. Ein schwaches Pfund kann die Wettbewerbschancen britischer Unternehmen verbessern. Der Pariser Cac 40 legte um 0,21 Prozent auf 5972,28 Zähler zu.
Kursbewegende Nachrichten waren dünn gesät. Freud und Leid gab es in der Branche der Essenslieferanten: Ein aufgestocktes Kaufangebot der niederländischen Takeaway.com für die britische Just Eat verdarb den Aktionären von Takeaway.com den Appetit: Der Kurs sackte um fast 10 Prozent ab. Aktien von Just Eat verteuerten sich dagegen um 1,2 Prozent. Sie blieben mit 812 Pence aber noch immer deutlich unter den von Takeaway.com gebotenen 916 Pence je Aktie. Auch die Naspers-Tochter Prosus hatte ihre Offerte zuvor erneut erhöht. Der Übernahmekampf geht also in die nächste Runde.
Zu den Gewinnern in Zürich gehörten Clariant mit einem Plus von 2,1 Prozent. Der Chemiekonzern aus der Schweiz verkauft das Geschäft mit Farbgranulaten an die amerikanische Poly One. Die Transaktion bewertet die Aktivitäten mit 1,6 Milliarden US-Dollar. Analyst Markus Mayer von Baader Helvea sprach von einem «Weihnachtsgeschenk für die Clariant-Aktionäre». Der Verkaufspreis habe seine ohnehin bereits hohe Erwartung noch übertroffen.
Die grössten Verlierer im Zürcher Leitindex SMI waren mit Swatch und Richemont die Papiere grosser Uhrenhersteller. Analystin Melanie Flouquet von JPMorgan sprach mit Blick auf die schweizerischen Uhrenexporte im November von «negativen Überraschungen». So seien die Ausfuhren auf den wichtigen Absatzmarkt China mit 5,5 Prozent deutlich gefallen. Swatch verloren 1,5 Prozent und Richemont 1,1 Prozent. (awp/mc/pg)