EU-Verlauf: Uneinheitlich – Gewinne bröckeln aber – Banken im Plus
Negativen Arbeitsmarktdaten für Großbritannien sorgten dafür, dass die Gewinne vom Vormittag wieder bröckelten. So stieg die Zahl der auf Arbeitslosenhilfe angewiesenen Menschen im Vereinigten Königreich zuletzt auf über zwei Millionen.
«Die Kapitalmärkte versuchen nun, die Unsicherheiten der letzten Monate abzuschütteln», sagte Marktstratege Heino Ruland von Ruland Research. Die Kursgewinne an der Wall Street und in Japan hätten einen überwiegend positiven Effekt auf Europas Börsen, ergänzte er. Mit Spannung dürften die Anleger dann auf die Zinssitzung der US-Notenbank Fed am Abend warten. Sie wird laut Volkswirten allerdings auf düstere Konjunkturaussichten hinweisen.
Bankaktien hatten an der Börse in Tokio den Nikkei gestützt und waren auch in Europa stark gefragt. UniCredit schossen nach Zahlen mit einem Plus von 11,41 Prozent auf 1,08 Euro an die Spitze im EuroSTOXX 50. Im abgelaufenen Jahr schnitt die italienische Bank trotz eines massiven Gewinnrückgangs etwas besser ab als am Markt erwartet. Der Gewinn ging um rund ein Drittel auf 4,01 Milliarden Euro zurück. Analysten hatten im Schnitt mit 3,78 Milliarden Euro gerechnet. Das Nettoergebnis im vierten Quartal habe seine Erwartungen zwar leicht verfehlt, die des Marktes aber übertroffen, schrieb Analyst Christoph Bossmann von der WestLB. Die UniCredit will allerdings wegen der anhaltenden Finanzkrise staatliche Unterstützung in Anspruch nehmen. Zu den weiteren Gewinnern im europäischen Leitindex zählten ING Groep und Intesa SanPaolo.
In London schoben sich Old Mutual mit plus 6,70 Prozent auf 43,00 Pence ans obere Ende des «Footsie». Der Versicherer hatte die Schliessung seines verlustreichen US-Lebensversicherungsgeschäfts auf den Bermuda-Inseln angekündigt. Auch Minenwerte sorgten wieder für Bewegung. Xstrata gewannen 2,65 Prozent auf 406,00 Pence. Die Aktionäre des Rohstoff-Konzerns haben der 5,9 Milliarden schweren Kapitalerhöhung zu 99,4 Prozent zugestimmt. Auch Anglo American legten zu. Der Konzern verkauft seinen restlichen Anteil an Anglogold für 1,3 Milliarden Dollar. Schwächster Wert im FTSE 100 waren aber Rio Tinto mit einem Minus von 3,58 Prozent auf 1.911,00 Pence. Der wachsende politische Widerstand in Bezug auf die Beteiligung der chinesischen Chinalco belaste, sagten Händler.
Baloise-Holding waren in Zürich bester Wert im Swiss-Market-Index (SMI) mit plus 6,07 Prozent auf 68,15 Franken. Gerüchte, die Allianz könnte Baloise übernehmen, sorgten am Markt für Fantasie. Der Schweizer Versicherer hatte jedoch seinen Nettogewinn wegen der Turbulenzen an den Finanzmärkten mehr als halbiert und die Prognosen verfehlt. Das Unternehmen musste wegen der Finanzkrise für 2008 auf Finanzanlagen fast eine Milliarde Franken abschreiben. Das Versicherungsgeschäft sei aber gesund, erklärte Konzernchef Martin Strobel.
Aktien der Pharmakonzerne Actelion und Roche Holding rutschten unterdessen ans Ende des Schweizer Index. Die Aktien des zu Roche gehörenden japanischen Pharma-Unternehmens Chugai verzeichneten am Mittwoch an der Börse in Tokio kräftige Einbussen, nachdem Chugai den Tod von 15 mit dem Arthritis-Medikament Actemra behandelten Patienten mitgeteilt hatte.
Energie-Werte verbilligten sich in Anbetracht des gesunkenen Ölpreises ebenfalls. BG Group, Royal Dutch Shell und auch Repsol-YPF verbuchten Verluste. Zudem stufte Merrill Lynch Repsol-Aktien von «Neutral» auf «Underperform» ab. (awp/mc/ps/20)