«Der Markt unterzieht die jüngste Kursrally gerade einer Art Realitäts-Prüfung», sagte Kapitalmarkt-Experte David Buik von BGC Partners in London. «Marktteilnehmer werden sich der Tatsache bewusst, dass viele der Unternehmen diese guten Zahlen nur dank strikter Kostensenkungen erzielt haben, ohne dass sich die Wirtschaftslage an sich erholt hat.» Er sei auch mit Blick auf die zu erwartende Lage am Arbeitsmarkt alles andere als euphorisch. Die «schockierenden» Zahlen von Ericsson sorgten für zusätzlichen Druck, sagte Buik.
Aktien des schwedischen Netzwerkausrüsters Ericsson fielen am Ende des Stoxx 50 um 7,84 Prozent auf 68,20 schwedische Kronen. Zahlreiche Analysten verwiesen vor allem auf den Bruttogewinn als besonders enttäuschend. Zudem sei der Markt insgesamt offenbar schwieriger als von vielen erwartet, fügte ein Experte hinzu. Im abgelaufenen Quartal verdiente Ericsson weniger als von Analysten prognostiziert. Papiere der Konkurrenten Nokia und Alcatel-Lucent gaben im Schlepptau ebenfalls nach.
Aktien der Credit Suisse fielen trotz besser als erwartet ausgefallener Zahlen um 2,75 Prozent auf 58,40 Schweizer Franken zurück. Marktteilnehmer erklären dies insbesondere damit, dass die US-Grossbank JPMorgan mit ihrem Auftakt der Bankzahlen die Ansprüche der Anleger bereits deutlich nach oben geschraubt habe. Weitere europäische Bankenwerte wie ING , Deutsche Bank und BNP Paribas gaben bis zu über vier Prozent nach. Die Schweizer Grossbank verdiente im dritten Quartal dank eines florierenden Investmentbankings noch mehr als zuletzt und übertraf die Erwartungen damit deutlich.
Nestle konnten sich indes gegen den insgesamt schwachen Markttrend mit plus 1,70 Prozent auf 46,60 Schweizer Franken positiv absetzen. Der weltgrösste Lebensmittelkonzern blieb zwar in den ersten 9 Monaten des Jahres mit seinem Umsatz knapp hinter den Markterwartungen zurück, kündigte aber an, das Aktienrückkaufprogramm in diesem Jahr von 4 auf 7 Milliarden Franken aufzustocken. Ein Analyst wertete die Zahlen als unspektakulär. «Der Aktienrückkauf ist sicher positiv, allerdings zeugt er auch von einer gewissen Einfallslosigkeit, dass sie nicht wissen, was sie sonst mit ihrem Geld anfangen sollen», fügte der Experte hinzu. Landsmann Novartis sieht sich nach den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres auf bestem Weg, 2009 Rekordwerte bei Umsatz- und Gewinn zu erzielen. Die Aktien des Schweizer Pharmakonzerns gaben bis zum Mittag allerdings ihre Gewinne ab und notierten zuletzt unverändert bei 52,45 Franken.
Das Geschäft des französischen Gasekonzerns Air Liquide erholte sich im dritten Quartal leicht. Analyst Stephan Kippe von der Commerzbank sagte, der Umsatz sei leicht hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben. Die Aktien fielen um knapp drei Prozent. Darüber hinaus legten noch Unternehmen wie Pernod Ricard , Stora Enso , Schneider Electric und Thomson Zahlen vor. Die Aktien entwickelten sich uneinheitlich.
Swatch Group und Richemont gehörten am Schweizer Markt nach schwachen Uhren-Exportdaten für September zu den grössten Verlierern. Swatch sackten am Ende des Swiss-Market-Index (SMI) um 3,61 Prozent auf 253,75 Franken ab.
Die Preise für Rohstoffe wie Öl und Gold waren rückläufig und belasteten die zum Teil schwer gewichteten Rohstoffaktien. Im EuroStoxx-50 gaben etwa ArcelorMittal um mehr als drei Prozent nach. BP fielen um mehr als zwei Prozent. Im britischen «Footsie» sorgten Kursverluste bei Minenwerten wie Antofagasta und BHP Billiton für Druck. (awp/mc/pg/20)