EU-Verlauf: Verluste etwas eingedämmt
In London gab der FTSE 100 um 0,51 Prozent auf 3.844,39 Zähler nach. ArcelorMittal übernahmen mit einem Minus von 4,36 Prozent auf 13,725 Euro die rote Laterne im europäischen Leitindex. Händlern zufolge könnte der Stahlkonzern eine Kapitalerhöhung zur Stützung seiner Bilanz in Erwägung ziehen. «Das Gerücht kursiert ja schon seit Tagen am Markt. Es wäre keine Überraschung, wenn Arcelor sein Kapital aufstocken würde», sagte ein Händler.
Nach den Kursgewinnen bei Bankentiteln an Tokios Börse zählten Finanzwerte auch im EuroSTOXX 50 zu den Gewinnern. Societe Generale , Allianz , UniCredit und auch ING Groep belegten die ersten vier Plätze in dem Leitindex.
Daneben konnten auch Aktien des französischen Baukonzerns Vinci mit einem Plus von 0,98 Prozent auf 29,22 Euro zulegen. Goldman Sachs stufte den Titel von «Neutral» auf «Buy» hoch. Telefonica verteuerten sich mit plus 1,66 auf 15,33 Euro ebenso. Einem Pressebericht zufolge denkt das spanische Telekom-Unternehmen zusammen mit Vodafone Group über eine weltweite Netzkooperation nach. Auf diese Weise wollten sich die Unternehmen Investitionen teilen und profitabler arbeiten, schreibt die spanische Zeitschrift «Expansion» ohne Quellen zu nennen. Vodafone konnten im FTSE 100 um 2,16 Prozent auf 123.09 Pence zulegen.
Minenaktien aber gerieten in London unter Druck, nachdem der US-amerikanische Aluminiumkonzern Alcoa seine Dividende gestrichen hat. Anglo American, Antofagasta, BHP Billiton, Eurasian Natural Resources Corporation, Rio Tinto und Xstrata büssten auch im Zuge des gesunkenen Kupfer-Futures ein. Zudem will sich Rio Tinto mit einer Finanzspritze von 19,5 Milliarden US-Dollar aus China sanieren. Allerdings müssen noch die Aktionäre von Rio Tinto zustimmen. Nach Auffassung aus Unternehmenskreisen reicht dafür die einfache Mehrheit. Manche Aktionäre sehen in dem Einstieg der Chinesen dagegen einen Ausnahmefall, für den es eine Drei-Viertel-Mehrheit bedürfe. Andere Minen-Aktien wie etwa BHP Billiton notierten ebenso im Minus.
Auch die Titel von Royal Dutch Shell büssten 2,68 Prozent auf 1.596,00 Pence ein. Der Ölkonzern will sein Aktienrückkaufprogramm stoppen und wird seine Schulden in diesem Jahr mehr als verdoppeln. Trotz der eingebrochenen Ölpreise will Shell aber seine Dividende im laufenden Jahr erhöhen. So ist geplant sei, 2009 rund 10 Milliarden US-Dollar (7,7 Milliarden Euro) auszuschütten. Dies entspreche im ersten Quartal etwa einem Plus von 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Shell ist damit nach eigenen Angaben das bislang einzige Unternehmen der Branche, das eine Dividendenerhöhung angekündigt hat. Zudem ermitteln die US-Behörden gegen den Ölkonzern wegen Korruptionsverdachts.
In London verloren Standard Chartered 0,71 Prozent auf 845,00 Pence. Die auf Asien konzentrierte britische Bank will trotz der weltweiten Finanzkrise keine Stellen streichen und vornehmlich aus eigener Kraft wachsen. Mögliche Übernahmeziele werde das Unternehmen sich allerdings anschauen, sagte Vorstandschef Peter Sands. Dabei gehe es um Zukäufe in Asien, Afrika und dem Nahen Osten. Standard Chartered hatte ihren Gewinn im Krisenjahr 2008 von 2,8 auf 3,4 Milliarden US-Dollar gesteigert. Für 2009 rechnet das Management allerdings mit einem schwierigen Jahr und schliesst eine Kapitalerhöhung nicht aus.
In Zürich sackten Lindt & Sprüngli um 6,95 Prozent auf 20.145,00 Franken ab. Der Süsswarenhersteller rechnet nach einem überraschend hohen Gewinnplus im abgelaufenen Jahr für 2009 mit schwierigeren Zeiten. Die konjunkturellen Rahmenbedingungen dürften sich weiter verschlechtern und sich negativ auf die Arbeitsmärkte und damit auf den Gesamtkonsum auswirken, begründete das Management seine Erwartungen. Die langfristigen Ziele dürften deshalb 2009 verfehlt werden. (awp/mc/pg/19)