EU-Verlauf: Verluste – Finanz- und Autotitel leiden

Der Londoner FTSE 100 verlor 1,59 Prozent auf 4.141,72 Punkte, der französische CAC-40-Index fiel um 1,26 Prozent auf 3.176,75 Zähler.


Finanztitel gehörten europaweit zu den Verlierern. Händler verwiesen auf vage Gerüchte, denen zufolge Goldman Sachs ein Verkaufsprogramm für Minen- und Finanzaktien laufen habe, und die deutlichen Verluste des US-Instituts Citigroup als Belastungsfaktoren. Fortis konnten nur zu Handelsbeginn von einer positiven Gerichtsentscheidung profitieren. Nach deutlichen Auftaktgewinnen drehte die Aktie der Bank schnell ins Minus und lag zuletzt mit Verlusten von 9,86 Prozent auf 0,64 Euro am Ende des EuroSTOXX 50.


Am Dienstag hatte das Brüsseler Handelsgericht entschieden, dass die Übernahme des belgischen Geschäfts von Fortis durch die französische Grossbank BNP Paribas rechtens ist. Das Gericht wies damit eine Klage von mehreren tausend Kleinaktionären zurück, den Verkauf zu stoppen, berichtete die belgische Nachrichtenagentur Belga. Ein Anwalt, der 2.100 Kleinaktionäre vertritt, kündigte an, in Berufung zu gehen. «Zuerst hat Erleichterung geherrscht, aber man muss heute auch die Marktentwicklung berücksichtigen», erklärte Petercam-Analyst Marc Debrouwer.


Aktien der britischen Bank Barclays verloren 6,69 Prozent auf 139,50 Pence. Die britische Grossbank hat die Platzierung von Teilen der Kapitalerhöhung bei ihren institutionellen Aktionären abgeschlossen. In Zürich gaben Credit Suisse als Schlusslicht um 6,23 Prozent auf 28,92 Schweizer Franken nach.


An der Londoner Börse ging es für Minentitel bergab. Bei Anglo American belasteten zusätzlich Aussagen von De Beers. Der weltgrösste Diamantenproduzent, an dem der britische Minenkonzern 45 Prozent hält, erwartet wegen des jüngsten Nachfragerückgangs, die Förderung in zwei kanadischen Minen um 10 bis 20 Prozent zurückzufahren. Anglo American gaben um 3,66 Prozent auf 1.186,00 Pence nach. Lonmin verloren 9,00 Prozent auf 758,00 Pence.


Auch französische Autowerte standen unter Druck. Bei Renault belasteten Händlern zufolge neben der anhaltenden Krise der US-Autobauer Aussagen von Carlos Ghosn, Vorstandschef bei Renault und dessen japanischem Partner Nissan Motor. Aufgrund der weltweiten Auto-Absatzschwäche werde der Gewinn von Nissan in der zweiten Hälfte des Fiskaljahres 2008/09 (31. März) auf «Null» sinken, sagte Ghosn dem «Wall Street Journal» (WSJ).


Nissan-Sprecher Simon Sproule relativierte später die Aussage seines Chefs als «Charakterisierung der erwarteten Performance» und sagte, das Unternehmen halte daran fest, im zweiten Geschäftshalbjahr einen Überschuss von 33,7 Milliarden Yen (276 Mio Euro) zu erzielen. Ghosn räumte ein, dass Renault sowohl 2008 als auch 2009 seine ursprünglichen Renditeziele nicht erreichen werde. Im laufenden Jahr sei mit einer operativen Marge von rund 2,5 Prozent zu rechnen und im kommenden Jahr mit einem Wert unter den zuvor avisierten sechs Prozent. Renault gaben um 3,52 Prozent auf 17,01 Euro nach, Papiere des Konkurrenten PSA Peugeot Citroen fielen um 4,08 Prozent auf 14,09 Euro.


EADS verzeichneten in etwa marktkonforme Abschläge von 1,62 Prozent auf 11,53 Euro. Händler verwiesen darauf, dass die Aktie des US-Konkurrenten Boeing am Vortag fast vier Prozent verloren hatte. Sowohl Boeing als auch die EADS-Flugzeugtochter Airbus könnten laut Analysten gezwungen sein, in den kommenden Jahren die Finanzierungsbedingungen für ihre Kunden zu erleichtern, da die traditionellen Geldgeber angesichts der globalen Kreditkrise ihre Kredite zurückführten.


An der Mailänder Börse legten hingegen Edison um 1,17 Prozent auf 1,1230 Euro zu. Der italienische Energieversorger wird laut einem Bericht der «Repubblica» wahrscheinlich einen 25-prozentigen Anteil an einem ägyptischen Gasfeld an den französischen Wettbewerber Electricite de France (EdF) verkaufen. Edison wird von EdF und dem regionalen Versorger A2A kontrolliert. A2A verloren 1,57 Prozent auf 1,57 Euro, für EdF ging es um 0,87 Prozent auf 46,94 Euro nach unten. (awp/mc/ps/19)

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