EU-Verlauf: Verluste – Sorgen vor Grippeepidemie

«Der Auslöser heute ist die Schweinegrippe und die möglichen Folgen, sollte sie sich tatsächlich ausbreiten», sagte Philip Lawlor, Stratege bei Nomura. «Der Markt arbeitet gerade das schlimmste Szenario ein und die Unsicherheit ist auch der Grund für die Marktschwäche.» Man müsse abwarten und schauen, was die kommenden fünf bis zehn Tage bringen, fuhr der Experte fort. Zudem beginne die Bilanzsaison an Fahrt aufzunehmen und diese könne im weiteren Wochenverlauf dann die Schweinegrippe überdecken, zeigte sich Lawlor überzeugt.


Pharmawerte wie die Roche Holding , Sanofi-Aventis und GlaxoSmithKline führten europaweit die spärlich bestückten Gewinnerlisten an. Roche kletterten um 3,80 Prozent auf 144,90 Schweizer Franken. Der Schweizer Konzern kündigte an, seine Tamiflu-Produktion steigern zu wollen. Sorgen um eine weltweite Grippeepidemie nach dem Ausbruch der Schweinegrippe in Mexiko helfen laut Händlern vor allem den europäischen Impfstoffherstellern, die als potenzielle Profiteure gelten. GlaxoSmithKline gewannen 3,03 Prozent auf 1.036,50 Pence hinzu und Sanofi-Aventis verteuerten sich um 1,13 Prozent auf 41,17 Euro.


Die Kehrseite der Medaille bildeten die europäische Luftfahrt- und Touristikaktien. Sie gehörten wegen der Sorgen vor einer Grippeepidemie europaweit zu den grössten Verlierern. British Airways brachen um 7,57 Prozent auf 151,50 Pence ein, Air France-KLM sackten um 7,67 Prozent auf 8,29 Euro ab. Thomas Cook fielen um 4,24 Prozent auf 270,75 Pence. «Die Gefahr einer Pandemie wird den weltweiten Handel weiter schwächen – ganz so, wie wir es seinerzeit mit SARS gesehen haben», sagte Justin Urquhart Stewart, Stratege bei Seven Investment Management.


An der Londoner Börse gaben zudem Rohstoffwerte deutlich nach. Die Angst vor einer weltweiten Grippewelle belastete auch die Preise für Metalle wie Kupfer und schickte damit Rohstoffaktien auf Talfahrt. Rio Tinto fielen um 3,30 Prozent auf 2.605 Pence. BHP Billiton büssten 3,69 Prozent auf 1.382 Pence ein.


Bankenwerte standen ebenfalls weit oben auf den Verkaufslisten. Papiere der Societe Generale sackten um 3,70 Prozent auf 36,95 Euro ab. Die Bank wies einen Bericht der Zeitung «Liberation» über Abschreibungen in Milliardenhöhe zurück. Bei Fortis und BNP Paribas droht ebenfalls Ungemach. Der grösste Einzelaktionär von Fortis, die chinesische Versicherung Ping An, will offenbar gegen einen Verkauf an die französische Grossbank stimmen und schürt damit erneut Zweifel an der gesamten Transaktion. Fortis waren mit Abschlägen von 6,59 Prozent auf 1,759 Euro grösster Verlierer im pan-europäischen Leitindex. BNP gaben 1,24 Prozent auf 37,935 Euro ab.


Die spanische Banco Popular Espanol legte derweil Zahlen vor, die noch schlechter ausfielen als erwartet und wurde dafür an der Börse mit einem Minus von 5,25 Prozent auf 5,96 Euro abgestraft.


Jenseits des Banken- und Pharmasektors beschäftigten noch der schwedische Nutzfahrzeughersteller Scania und der britische Versicherer Aviva die Anleger. Der Vorsteuergewinn von Scania fiel im ersten Quartal stärker als von Analysten im Schnitt erwartet worden war. Die Titel verbilligten sich um 1,46 Prozent auf 84,50 schwedische Kronen. Aviva verteuerten sich hingegen um 3,75 Prozent auf 283,50 Pence, nachdem das Unternehmen den Umsatz mehr als prognostiziert steigern konnte. (awp/mc/ps/18)

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