Die Derivatetochter der Deutschen Börse und der Schweizer Börse SWX wird die ISE für 2,8 Mrd USD übernehmen, teilte der Marktbetreiber mit. Der Aufsichtsrat habe zugestimmt. Nun müsse die Übernahme auf einer ausserordentlichen Hauptversammlung durch die Aktiomäre gebilligt werden. Nötig sei hierfür eine einfache Mehrheit von 50% plus einer Stimme.
Die Hauptversammlung der ISE solle «so bald wie möglich» einberufen werden, hiess es weiter. Zudem sei die Zustimmung der US-Börsenaufsicht SEC nötig. Im vierten Quartal sei mit dem Closing der Transaktion zu rechnen.
SWX stellt 15 % des benötigten Kapitals
Das nötige Kapital für die Übernahme werde zu 85 Prozent von der Deutschen Börse und zu 15 Prozent von der SWX zur Verfügung gestellt. Dies entspricht exakt der Verteilung der durch die Eurex generierten Umsätze.
Überbrückungskredit von rund 1,5 Mrd. Euro
Die Deutsche Börse plant, ihren Teil des Kaufpreises zunächst durch einen Überbrückungskredit in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro (rund 2 Milliarden Dollar) sowie mit liquiden Mitteln zum Zeitpunkt des Abschlusses zu finanzieren. Der Überbrückungskredit werde durch Einbehaltung künftiger Gewinne (ca. 200 Millionen Euro) und einer Kombination aus vorrangigen und hybriden Schuldtiteln (rund 1,30 Milliarden Euro) abgelöst.
Optimierung der Kapitalstruktur
Dennoch plane die Deutsche Börse, ihre progressive Dividendenpolitik fortzusetzen. Aktienrückkäufe im Rahmen des aktuellen Kapitalmanagementprogramms würden wieder aufgenommen, wenn sich die Finanzkennzahlen entsprechend entwickelt hätten, hiess es weiter. Die geplante langfristige Finanzierung ziele auf eine Optimierung der Kapitalstruktur der Gruppe Deutsche Börse durch eine ‹Ringfencing-Struktur› ab. Nötig sei dabei zugleich eine Anpassung der gesellschaftsrechtlichen Struktur der Deutsche Börse-Gruppe, die derzeit entwickelt werde. Mit Hilfe einer solchen Struktur würde die Börse dann eine Nettoverschuldung ausweisen.
Synergien in der Höhe von 50 Mio. Dollar jährlich
Hinsichtlich zu erwartender Synergien aus der Übernahme rechnet die Deutsche Börse vor Steuern mit Effizienzen in Höhe von 50 Millionen US-Dollar jährlich. «50 Prozent der Gesamtsynergien werden bis 2010 realisiert, bis 2012 dürften sich die Synergieeffekte vollständig niedergeschlagen haben», so der Börsenbetreiber. Von den insgesamt erwarteten Synergien sollten rund 15 Millionen Dollar jährlich auf Effizienzsteigerung zurückzuführen sein, etwa 35 Millionen Dollar pro sollten auf Umsatzsynergien durch Cross-Selling von bestehenden Produkten entfallen.
Handel mit Zinsderivaten und Benchmark-Derivaten auf Aktienindizes
Das fusionierte Unternehmen will den Angaben des Konzerns zufolge in der Eurozone den Handel mit Zinsderivaten und Benchmark-Derivaten auf Aktienindizes sowie Optionen auf alle wichtigen US-amerikanischen und europäischen Aktien anbieten.
Die ISE selbst solle eine eigenständige Einheit unter Aufsicht der SEC bleiben und die gegenwärtige Struktur und Marke beibehalten. Auch das Management der ISE soll unangetastet bleiben. ISE zählt zu den weltweit grössten Aktienoptionsbörsen. Sie bietet den elektronischen Handel mit auf US-Dollar lautenden Aktienoptionen, Indexoptionen und Devisenoptionen an. 2006 verzeichnete die US-Börse ein Handelsvolumen von 600 Millionen Kontrakten. Die Zahl der Börsenteilnehmer in den USA liege derzeit bei 164. Die ISE betreibt ausserdem seit kurzem eine Aktienbörse und eine alternative Marktplattform. (awp/mc/pg)