Euro erreicht zweiten Tag in Folge zum Dollar neuen Rekordwert
In der Spitze kletterte die europäische Gemeinschaftswährung bis auf 1,3927 US-Dollar. Der Vortagesrekord von 1,3915 Dollar wurde damit leicht übertroffen. Bis zum frühen Nachmittag gab der Euro allerdings wieder leicht nach und kostete zuletzt 1,3881 Dollar. Auch die Europäische Zentralbank hatte den Euro-Referenzkurs am Mittag mit 1,3897 (Mittwoch: 1,3885) Dollar auf einen neuen Höchststand festgesetzt. Der Dollar kostete 0,7196 (0,7202) Euro.
Kein Ende der Rekordjagd
Ein Ende der Rekordjagd zeichnet sich nach Einschätzung von Experten nicht ab. Die leichte Erholung des Dollar sei nur eine «kleine Korrekturbewegung» nach dem jüngsten Höhenflug des Euro, sagte Ian Stannard von BNP Paribas. Die Stimmung bleibe für den Dollar weiterhin negativ. Auch Ökonom Lothar Hessler vom Bankhaus HSBC Trinkaus & Burkhardt bleibt für den Euro weiterhin positiv gestimmt: Der Blick bleibe auf die eher psychologische Marke von 1,40 Dollar gerichtet. Entscheidende Triebfeder für den Euro bleibt aus Sicht von Devisenexperte Björn Bender von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) der schwindende Zinsvorteil der USA gegenüber der Eurozone. Am Markt werde fest mit einer Zinssenkung der US-Notenbank gerechnet. Mangels neuer Konjunkturdaten sei die leichte Erholung des Dollar technisch bedingt.
Erhöhte Unsicherheit aufgrund von Turbulenzen
Die Aussicht auf eine mögliche US-Leitzinssenkung am kommenden Dienstag treibt Händlern zufolge den Euro weiterhin. Während am Markt angesichts der jüngsten Finanzmarktturbulenzen überwiegend eine Leitzinssenkung der US-Notenbank erwartet wird, will die EZB weitere Informationen und Daten abwarten, bevor sie Schlüsse für künftige geldpolitische Schritte zieht. Die Turbulenzen an den Finanzmärkten und die Neueinschätzung von Risiken in den vergangenen Wochen hätten zu einer erhöhten Unsicherheit geführt, heisst es in dem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht der EZB. Die EZB werde alle Entwicklungen «sehr genau» beobachten.
Für Interventionen
Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sprach sich in einem Interview angesichts des Rekordhochs des Euro unterdessen für Interventionen aus. Die Binnennachfrage sei in Deutschland nach wie vor schwach, der Aufschwung werde im Wesentlichen vom starken Export getragen. «In dieser Situation ist alles, was sich nachteilig für den Export auswirkt, ein Problem, und dazu zählt der steigende Euro», sagte Bofinger der «Berliner Zeitung» (Donnerstag). «Steigt der Kurs weiter, sollte die Politik über Stützungskäufe zu Gunsten des Dollar nachdenken.»
Euro-Referenzkurs auf 1,6415 Schweizer Franken
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,68525 (0,68370) britische Pfund , 159,52 (158,14) japanische Yen und auf 1,6415 (1,6422) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde in London am Nachmittag mit 704,50 (706,00) Dollar gefixt. (awp/mc/ar)