Einen Tag vor dem EU-China-Gipfel in Peking kamen der Vorsitzende der Finanzminister des Eurogebiets, Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker, EU-Währungskommissar Joaquín Almunia und der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, mit Chinas Zentralbankchef Zhou Xiaochuan zusammen. Es war das bisher ranghöchste Treffen der Europäer mit Zentralbank-Repräsentanten, was nach Angaben aus diplomatischen Kreisen die Dringlichkeit der Forderung unterstreichen sollte.
Währungsfrage zentrales Thema des Gipfels
Die Währungsfrage und Handelsspannungen stehen neben Klagen über mangelnde Sicherheit chinesischer Waren und Produktpiraterie in China im Mittelpunkt des eintägigen EU-China-Gipfels in der Grossen Halles des Volkes. Dazu sind auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Handelskommissar Peter Mandelson nach Peking gereist. Die Europäer halten den chinesischen Yuan für stark unterbewertet und beklagen, dass chinesische Exporteure dadurch unfaire Handelsvorteile geniessen. China hat aus europäischer Sicht auch eine wachsende Verantwortung in der internationalen Geldpolitik.
Wen Jiabao: Wechselkurs wird am Markt ausgerichtet
Den lauter werdenden Ruf nach einer schnelleren Aufwertung der nicht frei konvertiblen chinesischen Währung hatte Regierungschef Wen Jiabao allerdings erst am Vortag in einem Treffen mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy zurückgewiesen. Der Wechselkurs werde am Markt ausgerichtet. China werde die Konvertibilität des Yuan nur schrittweise ausweiten, zitierte das Aussenministerium den Premier. «China versteht die Sorgen der Europäer in dieser Frage und hofft, dass die EU ihrerseits die chinesische Position versteht», sagte der Sprecher Qin Gang vor Journalisten. Die Regierung habe dem Yuan schon «ein grosses Mass» an Flexibilität eingeräumt.
Handelsdefizit auf rekordhohen 25 Mrd. Euro
Das Handelsdefizit der 13 Euro-Länder mit China ist in den ersten acht Monaten dieses Jahres um 25 Prozent auf die Rekordhöhe von 25 Milliarden Euro gestiegen. China ist der zweitgrösste Handelspartner der Europäer nach den USA, während Europa der grösste chinesische Exportmarkt ist. Der Handel der 27 EU-Staaten mit China ist nach Angaben des europäischen Statistikamtes (Eurostat) seit 2000 um 150 Prozent gewachsen. Europäische Exporte nach China nahmen von 26 auf 64 Milliarden Euro im vergangenen Jahr zu. Die Importe aus China stiegen von 75 auf 195 Milliarden Euro. Das Handelsdefizit wuchs von 49 auf 131 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.
Mehr als die Hälfte der europäischen Exporte nach China kommen aus dem Maschinen- und Fahrzeugbau. Als grösster Exporteur hat Deutschland einen Anteil an den europäischen Ausfuhren nach China von mehr als 40 Prozent, berichtete Eurostat. (awp/mc/pg)