Euro-Krise: Nervosität an den Finanzmärkten

Und der Aktienmarkt reagierte nur verhalten auf die zusehends euphorische Stimmung in der deutschen Wirtschaft, die derzeit die gesamte europäische Ökonomie aus dem tiefen Konjunkturtal zieht. Besonders stark stiegen die Risikoaufschläge für irische Staatstitel. Aber auch die Aufschläge für Anleihen aus Portugal, Spanien und Griechenland legten kräftig zu. Als Grund gilt die allgemeine Verunsicherung angesichts der Euro-Schuldenkrise. Nach kurzzeitiger Entspannung infolge der Rettung Irlands vom Wochenende ist die Stimmung wieder gekippt.


Who’s next?
Der Euro notierte am Mittag bei etwa 1,335 Dollar, etwas weniger als am Vortag. Damit hat die Gemeinschaftswährung seit Wochenbeginn gut vier Cent an Wert eingebüsst. An den Märkten wird spekuliert, dass nach Irland weitere Länder unter den Rettungsschirm von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) drängen könnten. Als Wackelkandidaten gelten in erster Linie Portugal und Spanien.


S&P senkt Irland-Rating
Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hatte zuvor die Kreditwürdigkeit Irlands deutlich herabgestuft. S&P senkte die langfristige Bonität um zwei Noten von «AA-» auf «A», wie die Agentur in der Nacht zum Mittwoch in London mitteilte. Die kurzfristige Kreditwürdigkeit wurde von «A-1+» auf «A-1» reduziert. Zudem stellte die Agentur weitere Herabstufungen in Aussicht, indem sie das Land auf eine Beobachtungsliste setzte.


Irlands Banken brauchen dringend Millionen
S&P begründet dies mit der Aussicht auf zusätzliche Belastungen des irischen Staatshaushalts durch die Bankenkrise auf der Insel. Nach Einschätzung der Ratingagentur kann der am Wochenende aufgespannte Rettungsschirm nicht die hohen Staatsschulden verringern oder die ungünstigen Konjunkturaussichten verbessern. Irland muss nach einem Bericht der Dubliner Zeitung «Independent» noch diese Woche mehrere hundert Millionen Euro in sein marodes Bankensystem stecken. Dies sei notwendig, nachdem die Märkte auf die angekündigte Rettung Irlands nervös reagiert hatten und die Aktienkurse der Bank of Ireland und der Bank AIB weiter abgestürzt waren.


Renditen für Staatsanleihen steigen weiter
Die Rendite der zehnjährigen irischen Staatsanleihe stieg am Vormittag um 0,23 Punkte auf 8,47 Prozent. Damit muss Irland mittlerweile mehr als dreimal soviel für frisches Kapital zahlen wie Deutschland, wo die Rendite für zehnjährige Titel bei rund 2,6 Prozent liegt. Die Rendite der enstprechenden Anleihe Portugals stieg um 0,15 Punkte auf 6,89 Prozent, die für spanische Papiere ähnlich stark – sie liegt mittlerweile knapp über der Fünf-Prozent-Marke. Die Rendite griechischer Staatstitel mit zehn Jahren Laufzeit stieg um 0,12 Punkte auf 11,83 Prozent. Dies ist der mit Abstand höchste Zins zur Refinanzierung zehnjähriger Staatsschulden im Euroraum. (awp/mc/ps/15)

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