Euro setzt Rekordjagd fort – Experte: Notenbanken könnten eingreifen

In der Spitze kletterte die europäische Gemeinschaftswährung auf bis zu 1,5625 US-Dollar und damit erstmalig seit ihrer Einführung über die Marke von 1,56 Dollar. Zuletzt schwächte sich der Euro etwas ab und kostete am späten Nachmittag 1,5570 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittag auf 1,5577 (Mittwoch: 1,5477) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,6420 (0,6461) Euro.


Wahrscheinlichkeit von Interventionen steigt
«Angesichts der anhaltenden Dollar-Krise steigt die Wahrscheinlichkeit von Interventionen seitens der Notenbanken zur Stützung der US-Währung», sagte Folker Hellmeyer, Chef-Stratege bei der Bremer Landesbank. Für ein offenes oder verdecktes Eingreifen der Zentralbanken sprächen auch jüngste Äusserungen seitens hochrangiger Währungshüter wie von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet. Trichet hatte in jüngster Vergangenheit «exzessive Wechselkursschwankungen» mehrfach als nicht erwünscht bezeichnet. «Die Kurssprünge des Euro zum Dollar sind übertrieben und würden meines Erachtens ein Eingreifen der Notenbanken rechtfertigen», sagte Hellmeyer, der grundsätzlich als ein starker Anhänger freier Märkte gilt.


Negative US-Konjunkturdaten
Am Donnerstag ist der Dollar laut Hellmeyer erneut durch negative US-Konjunkturdaten wie die im Februar überraschend gesunkenen Einzelhandelsumsätze belastet worden. Darüber hinaus stehe der Dollar aufgrund der anhaltenden Finanzmarktkrise unter Druck. «Kurzfristig rechne ich daher nicht mit einer Entspannung für den Dollar.» Auf mittlere Sicht aber sollte die US-Währung aufgrund einer zu erwartenden Wachstumsabschwächung im Euroraum wieder profitieren können.


Dramatischer Wertverlust
Seit dem Ausbruch der amerikanischen Hypothekenkrise im vergangenen Sommer hat der Dollar zu vielen wichtigen Währungen dramatisch an Wert verloren. So stieg der Euro zum Dollar seit August 2007 um rund 20 Cent oder knapp 15 Prozent. Auch andere wichtige Währungen wie der japanische Yen oder der Schweizer Franken haben zum Dollar seit dem vergangenen Sommer merklich an Wert gewonnen. Zum japanischen Yen fiel der Dollar am Donnerstag erstmals seit über zehn Jahren unter 100 Yen.


Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,76580 (0,76660) britische Pfund , 156,45 (158,45) japanische Yen und auf 1,5727 (1,5817) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde in London am Nachmittag mit 995,00 (975,50) Dollar gefixt. (awp/mc/pg)

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