Euronextangebot: Deutsche Börse prüft grössere Bar- kleinere Aktienkomponente

Statt eines dreimonatigen, volumengewichteten Durchschnittskurses könnten die Frankfurter eine Offerte auf Basis der aktuellen Kurse vorgelegen, weshalb derzeit mit der BaFin gesprochen werde. Zugleich berichtete eine italienische Tageszeitung, dass Euronext am Wochenende ihre Fusionsbedingungen für die Borsa Italia vorlegen werde.


Eine neue Offerte auf Basis der aktuellen Aktienkurse der beiden Unternehmen

Wie mit der Situation vertraute Kreise der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Dienstag sagten, «wird zurzeit eine Verschiebung von Barkomponente und Aktienkomponente geprüft in Richtung eines grösseren Baranteils.» Das «Wall Street Journal Europe» hatte am Montag berichtet, Finanz-Vorstand Mathias Hlubek habe am Wochenende vor US-Investoren gesagt, es werde überlegt, eine neue Offerte auf Basis der aktuellen Aktienkurse der beiden Unternehmen vorzulegen. Ein Deutsche-Börse-Sprecher lehnte einen Kommentar ab.

Sonderausschüttung an die Aktionäre

In dem ersten Angebot der Frankfurter an die Euronext vom 23. Mai hatte die Deutsche Börse einen über drei Monate ermittelten volumengewichteten Durchschnittskurs der beiden Unternehmen angeboten. Daraus ergab sich eine Offerte von mehr als 8,6 Milliarden Euro. Im Rahmen der Barzahlungskomponente rechnete die Börse dadurch mit einer Sonderausschüttung an die Aktionäre beider Marktbetreiber von rund zwei Milliarden Euro.

Deutsche Börse führt derzeit Sondierungsgespräche mit der BaFin


Wollen die Frankfurter ihr erstes, gesetzlich in der Angebotsverordnung als Mindestpreis vorgesehenes Angebot ändern, können sich dies jederzeit tun, solange der Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin noch kein offizielles Angebot vorliegt. Wie die «Financial Times Deutschland» (Dienstag) berichtet, führt die Deutsche Börse derzeit Sondierungsgespräche mit der BaFin. Auch dies wollte der Unternehmenssprecher nicht kommentieren. Die BaFin lehnte einen Kommentar über mögliche laufende Gespräche ebenfalls ab. Durch eine Berechnung auf Basis der aktuellen Kurse würden die Euronext-Aktionäre einen grösseren Anteil an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen erhalten als bisher vorgeschlagen.

Aktie gab nach


Die Aktie der Deutschen Börse gab im schwachen Gesamtmarkt bis zum frühen Nachmittag kräftig um 6,19 Prozent auf 93,50 Euro nach, die der Euronext büsste 8,36 Prozent auf 63,60 Euro ein. Seit dem Rekordhoch Anfang Mai bei rund 124 Euro hat das Deutsche-Börse-Papier rund ein Viertel seines Wertes eingebüsst. Analyst Matthias Engelmayer von Independent Research führte die Verluste der Deutschen Börse darauf zurück, dass eine Erhöhung des Baranteils auch eine höhere Fremdfinanzierung nach sich ziehe, was «eindeutig negativ zu werten» sei.

NYSE mit acht Milliarden unterwegs

Ungeachtet der neuen Spekulationen hatte sich die New Yorker Börse NYSE Group bereits mit der Euronext-Spitze auf eine acht Milliarden Euro schwere Fusion geeinigt. Allerdings haben die Aktionäre der Mehrländerbörse dem noch nicht zugestimmt. Sie sollen auf einer ausserordentlichen Hauptversammlung ihr Votum abgeben. Der Termin ist noch nicht angesetzt, es wird aber damit gerechnet, dass das Aktionärstreffen nicht vor September stattfindet.

Italienische Börse entscheidet am nächsten Montag/Dienstag

Der Borsa Italia sollen laut der Zeitung «Finanza & Mercati» (Dienstag) an diesem Wochenende die Übernahmebedingungen der Euronext vorgelegt werden. Darüber könnte der Verwaltungsrat der italienischen Börse dann am kommenden Montag oder Dienstag entscheiden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Finanzkreise. Doch Vorrang habe zunächst die Euronext/NYSE-Fusion, solange würden die Verhandlungen mit der Borsa Italia auf Eis liegen.(awp/mc/th)
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