Paris / London – Europas wichtigste Börsen haben sich am Freitag überwiegend mit moderaten Verlusten aus dem Handel verabschiedet. Die verbesserte Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone gab ebenso wenig positive Impulse wie der schwache monatliche US-Arbeitsmarktbericht.
Der EuroStoxx50 schloss 0,34 Prozent tiefer mit 4282,64 Punkten, nachdem er es zeitweise in positives Terrain geschafft hatte. Auf Wochensicht behauptete der Leitindex der Eurozone dank deutlicher Gewinne am Montag und Dienstag aber ein Plus von 1,1 Prozent. Für den Pariser Cac 40 ging es am Freitag letztlich um 0,27 Prozent auf 7296,77 Punkte bergab. Dagegen schaffte der Londoner FTSE 100 ein Plus von 0,34 Prozent auf 7464,54 Punkte. Ihn stützten die Kursgewinne der schwer gewichteten Öl- und Rohstoffwerte.
Die Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone hat sich im August erstmals seit Jahresanfang aufgehellt, wie eine zweite Erhebung des Einkaufsmanagerindex von S&P Global belegt. Ein erstes Ergebnis wurde leicht nach unten korrigiert. Die Verbesserung erfolgt jedoch auf niedrigem Niveau, ausgehend von einem Dreijahrestief. Die Kennzahl deutet mit weniger als 50 Punkten auch weiter klar auf eine wirtschaftliche Schrumpfung hin.
Derweil hat die US-Wirtschaft im August etwas mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Allerdings wurde der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten massiv nach unten revidiert. Zudem stieg die Arbeitslosenquote deutlich an – Experten hatten mit einer Stagnation gerechnet. Der Anstieg der Stundenlöhne schwächte sich etwas stärker ab als prognostiziert.
Die US-Notenbank Fed dürfte die heimischen Daten begrüssen, schrieb Ökonom Daniel Vernazza von der italienischen Bank Unicredit. Der Arbeitsmarktbericht habe die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Währungshüter auf ihrer anstehenden September-Sitzung eine Zinspause einlegen dürften. Davon sei er allerdings schon vor dem Arbeitsmarktbericht ausgegangen, betonte Vernazza. Er gehe generell von keinen weiteren Zinsanhebungen aus, auch wenn die Fed noch kein Ende des Erholungszyklus ankündigen dürfte.
Im europäischen Branchenvergleich führten die Öl- und Rohstoffwerte die Gewinnerliste an: Ihre Subindizes im marktbreiten Stoxx Europe 600 stiegen um 1,9 beziehungsweise 1,5 Prozent. Als Kurstreiber erwiesen sich die weiter steigenden Öl- und Rohstoffnotierungen.
Schon seit einiger Zeit begrenzen vor allem die beiden grossen Förderländer Saudi-Arabien und Russland ihre Öllieferungen. Damit wollen sie verhindern, dass die Erdölpreise aufgrund der weltweiten Konjunkturschwäche zu stark unter Druck geraten. Von etwas besser als erwartet ausgefallen chinesischen Wirtschaftsdaten profitierte auch der Rohstoffsektor.
Dagegen liessen Analystenaussagen und schwierige Geschäftsaussichten den Autoindex am Ende des Branchentableaus um 2,6 Prozent sinken. Die schweizerische Bank UBS stufte sowohl Renault als auch Volkswagen auf «Verkaufen» ab, was die beiden Titel mit 6,3 beziehungsweise 4,2 Prozent ins Minus drückte. Sie belegten damit jeweils den letzten Platz im EuroStoxx beziehungsweise Cac 40.
Auch die mittelfristigen Aussichten sind alles andere als rosig. «Der Markt der Autobauer wird immer umkämpfter», betonte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Verantwortlich dafür seien die starke Konkurrenz aus dem Ausland und die gesunkene Nachfrage aufgrund steigender Inflation und Zinsen. (awp/mc/pg)