An der Börse wurden die zuletzt gebeutelten Telekomaktien gefeiert. Im Vergleich zu anderen Branchen halten sich europäische Telekomkonzerne immer recht robust – auch wenn sie die weltweite Wirtschaftskrise inzwischen etwas deutlicher merken als noch zu Beginn des Jahres.
Lateinamerika stärkt Telefonica den Rücken
Sowohl der spanische Telekomkonzern Telefonica mit einem Umsatzrückgang von zwei Prozent als auch France Telecom mit einem moderateren Minus von 0,5 Prozent bekamen das im ersten Halbjahr zu spüren. Firmenkunden drehen in der Rezession jeden Cent um und sparen auch bei Telefonkosten. Privatkunden sind davon zwar noch wenig betroffen, wie die Unternehmen beteuern. Spanien und Osteuropa, wo die Wirtschaftsflaute schon in den Privathaushalten angekommen ist, geben aber einen Vorgeschmack darauf, wie sich Flaute und steigende Arbeitslosigkeit noch auswirken könnten. Geld verdienen lässt sich vor allem noch in einigen Entwicklungs- und Schwellenländern. So stärkte Lateinamerika Telefonica erneut den Rücken. France Telecom wuchs ausserhalb von Frankreich vor allem in Afrika und dem Nahen Osten.
Zweite Jahreshälfte bleibt schwierig
Für die zweite Jahreshälfte warnte France-Telecom-Chef Didier Lombard aber, das wirtschaftliche Umfeld dürfte schwierig bleiben. Auch jüngste Regulierungsentscheide dürften ihre Wirkung erst ab Mitte des Jahres entfalten. In Europa klagen die Unternehmen über die strenge Regulierungspolitik von EU-Kommission und nationalen Behörden, die im Wachstumssegment Mobilfunk die Erträge schmälert. Sie senkten die Gebühren für Gespräche in fremde Netze und Telefonate im Ausland.
Erbitterter Preiskampf
Denn hinzu kommt der ohnehin schon erbitterte Preiswettbewerb, den sich die Anbieter auf den nahezu gesättigten Märkten liefern. Kaum ein Anbieter konnte zuletzt den durchschnittlichen Umsatz je Kunde (ARPU) steigern. Im Geschäft mit Festnetz- und Breitbandanschlüssen sieht es nicht anders aus. Wie an einen Rettungsanker klammern sich deshalb an das mobile Internet. Das einzige Segment, in dem die ARPU derzeit noch steigen – ausgleichen können sie die Rückgange in den anderen Bereichen allerdings nicht.
Sparprogramme sollen helfen
Um ihre Margen stabil zu halten, legten die Konzerne inzwischen milliardenschwere Sparprogramme auf. Telefonica senkte seine operativen Ausgaben im ersten Halbjahr um 4,5 Prozent, die Spanier wollen ihrem operativen Gewinn vor Abschreibungen in diesem Jahr um bis zu drei Prozent steigern. Auch France Telekom drehte kräftig an der Kostenschraube – hielt den Gewinnrückgang damit aber nicht auf. Analysten wie der UniCredit-Experte Thomas Friedrich fragen sich nun jedoch, ob das angesichts sinkender Umsätzen noch lange gut geht.
Tiefere Investitionen
Denn auch Investitionen werden zurückgeschraubt, was sich nach Meinung von Analysten auf lange Sicht als Bumerang entpuppen könnte. France Telecom senkte seine Investitionen im ersten Halbjahr um 18 Prozent. Bei Telefonica fielen die Kürzungen ähnlich hoch aus. «Derzeit können sich die Konzerne das leisten, weil weder von Seiten der Wettbewerber noch von Seiten der Kunden Druck gemacht wird», sagte Sal.Oppenheim-Analyst Wolfgang Specht. Mit staatlichen Anschubprogrammen wie der Breitbandinitiative der Bundesregierung im Nacken könnte sich das allerdings bald ändern. Zum Jahreswechsel müssen die Konzerne ausserdem wieder Geld in die Hand nehmen, um Mobilfunkfrequenzen zu ersteigern.
BT sieht erste Erfolge aus Konzernumbau
Der britische Telekomkonzern BT sieht allerdings erste Erfolge seiner Sparanstrengungen. Die Briten hatten zuletzt vor allem mit ihrer defizitären Grosskundensparte (Global Services) zu kämpfen, die den gesamten Konzern im vergangenen Quartal wegen Milliardenabschreibungen in die roten Zahlen drückte. Nun schaffte es BT zwar wieder in die schwarzen Zahlen. BT-Chef Ian Livingston gibt sich damit aber noch nicht zufrieden: Es gebe noch viel zu tun, sagte er am Donnerstag. Noch in diesem Jahr will Livingston Kosten in Höhe von einer Milliarde Pfund streichen./gr/fn/tw (awp/mc/ps/11)