Eurozone: Finanzkrise dürfte Potenzialwachstum langfristig drücken

Gefordert seien Massnahmen der Regierungen zur Unterstützung der Kapitalbildung sowie eine höhere Flexibilität an den Produkt- und Arbeitsmärkten.


Generell restriktivere Geldpolitik der EZB nicht angezeigt
«Vergangene ausgeprägte Rezessionen in Verbindung mit einer Finanzkrise hatten auch immer eine anhaltende Wirkung auf das Potenzialwachstum», sagte Michels. Als Potenzialwachstum bezeichnet man das langfristig mögliche Wachstum einer Volkswirtschaft pro Jahr bei normaler Auslastung der Produktionskapazitäten. Bisher war man in der Eurozone von einem Potenzialwachstum von rund zwei Prozent ausgegangen. Es dürfte aber nicht nur das Potenzialwachstum in der Eurozone gedämpft werden sondern auch das tatsächliche Wachstum. Eine generell restriktivere Geldpolitik durch die EZB sollte daher nicht nötig werden. Zudem dürfte auch die demografische Entwicklung das Wachstumspotenzial belasten.


Rezession im zweiten Halbjahr vorüber?
Die Rezession in der Eurozone dürfte laut Michels im zweiten Halbjahr beendet sein. Darauf deuteten die zuletzt besser als erwartet ausgefallenen Frühindikatoren hin. «Das ist eine bemerkenswerte Entwicklung.» In Deutschland könnte es schon im zweiten Quartal zu einer «roten Null» kommen. Sowohl die Konjunkturprogramme der Regierungen als auch die Niedrigzinspolitik der EZB dürften im zweiten Halbjahr ihre Wirkung entfalten. «Allerdings heisst dies noch nicht, dass damit auch die Finanzkrise vorbei ist», sagte Michels. Die Banken hätten noch einiges an faulen Wertpapieren in den Büchern. «Damit die Niedrigzinspolitik der EZB ihre volle Wirkung entwickelt, muss das Bankensystem funktionieren.» Die Rekapitalisierung der Banken sei entscheidend für die künftige Kapitalbildung in der Eurozone. Weitere Hilfen der Staaten der Eurozone für den Bankensektor könnten notwendig werden.


Weiterhin Tiefstzinsen erwartet
Die Notenbanken dürften laut Michels ihre Leitzinsen zunächst noch unverändert lassen. Als erstes dürften die Leitzinsen Ende dieses Jahres im stark durch Rohstoffpreise beeinflussten Australien steigen. Die Bank of England werde Mitte 2010 mit Zinserhöhungen beginnen. Vor allem das stark gesunkene britische Pfund dürfte hier für Inflationsdruck sorgen. Die US-Notenbank dürfte dann im dritten Quartal erhöhen. Die EZB dürfte die Zinsen erst Ende der Jahres 2010 anheben. Der Konjunkturzyklus in der Eurozone hinke dem US-Zyklus hinter. Zudem sei die EZB bei den unkonventionellen Massnahmen nicht so aggressiv gewesen.


sentix-Indikator klettert im August kräftig
Die Stimmung von Investoren im Euroraum hat sich im August nach der leichten Eintrübung im Vormonat wieder kräftig aufgehellt. Der sentix-Index sei von minus 31,3 Punkten im Vormonat auf minus 17,0 Punkte geklettert, teilte das Analyseinstitut sentix in Limburg mit. Der Monat August stehe ganz im Zeichen der «Entdeckung» einer Konjunkturverbesserung. Triebfeder für die Aufbruchsstimmung sei die US-Ökonomie, hiess es. In den USA kletterten die Konjunkturerwartungen auf den höchsten Wert seit Februar 2004. (awp/mc/ps/13)

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