Eurozone-Konjunkturerholung in 2009

«Derzeit wird das Wachstum in der Eurozone vor allem durch externe Gründe wie dem Ölpreisanstieg und dem hohen Euro-Wechselkurs belastet», sagte Holger Schmieding, Europa-Chefvolkswirt der Bank of America am Mittwoch in Frankfurt. «Eine Kreditklemme im Zuge der internationalen Finanzkrise ist in Europa nicht zu beobachten.» Lediglich in Spanien, dass unter sinkenden Häuserpreisen leidet, gingen die Kredite an Schuldner mit schlechter Bonität zurück. In Deutschland habe die Kreditvergabe jedoch zuletzt sogar zugenommen.


Hoher Ölpreis belastet
Schmieding erwartet in der Eurozone im laufenden Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent, nachdem es 2007 noch bei 2,6 Prozent gelegen hatte. Nach einem robusten ersten Quartal werde sich das Wirtschaftswachstum im weiteren Jahresverlauf zunächst weiter abschwächen. Belastet werde die Konjunktur vor allem durch den hohen Ölpreis. «Der Ölpreis verhindert, dass die Konjunktur im laufenden Jahr wieder in Gang kommt», sagte Schmieding. Aber auch der hohe Wechselkurs sei eine Wachstumsbremse. Bei einer Stabilisierung des Ölpreises und des Wechselkurses dürfte sich angesichts der robusten Beschäftigungsentwicklung der private Verbrauch im kommenden Jahr erholen. Die Wirtschaft dürfte in der Eurozone im kommenden Jahr um 2,0 Prozent wachsen. Schmieding verwies zudem auf die positiven Auswirkungen der deutschen Arbeitsmarktreformen, die erheblich zu dem derzeitigen Beschäftigungsaufbau in Deutschland beigetragen hätten.


Zinssenkung durch EZB wahrscheinlich
Die Europäischen Zentralbank (EZB) wird laut Schmieding angesichts der Konjunkturabschwächung im zweiten Halbjahr den Leitzins wahrscheinlich einmal im Herbst um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent reduzieren. Die Wahrscheinlichkeit dafür liege bei rund 60 Prozent. Danach sollte sie den Zins jedoch wieder bis zum Jahresende 2009 auf 4,75 Prozent anheben. Die anhaltend hohe Inflation in der Eurozone, die auch noch bis 3,9 Prozent steigen könnte, dürfte die EZB jedoch vielleicht auch ganz von einer Zinssenkung abhalten.


Keine Rezession in USA?
Die USA befindet sich laut Schmieding nicht in einer Rezession. «Derzeit wird der Aussenhandel zu einer grossen Stütze für die US-Wirtschaft.» Eine echte Kreditkrise gebe es auch in den USA nicht. Schuldner mit guter Qualität erhielten weiterhin Kredite. «Die US-Wirtschaft dürfte in den kommenden Quartalen um eine Rezession herum kommen», sagte Schmieding. Das Verhalten der US-Verbraucher habe sich bisher trotz der Belastungen durch die Häuserkrise noch nicht geändert. Ein weiterer Ölpreisanstieg könnte jedoch zu einer Rezession im 2. und 3. Quartal führen. Die US-Wirtschaft wird laut Schmieding im Jahr 2008 um 1,3 Prozent und im kommenden Jahr um 1,9 Prozent wachsen. (awp/mc/ps)

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