Der einstige «Mr. Airbus» wird verdächtigt, mit EADS-Aktien Millionengewinne gemacht zu haben, während der Konzern dem Markt Informationen über Probleme beim Super-Airbus A380 vorenthielt. Forgeard kann nach französischem Recht höchstens zwei Tage in Gewahrsam behalten werden. Anschliessend muss er freigelassen oder einem Untersuchungsrichter vorgeführt werden. Bislang gibt es noch kein Gerichtsverfahren gegen ihn. Er hat die Vorwürfe des Insiderhandels und der Markttäuschung stets als völlig irreal zurückgewiesen.
Kein Kommentar seitens EADS
Ähnliche Aktiengeschäfte wie Forgeard hatten 2006 auch die meisten aktuellen Topmanager von Airbus und EADS gemacht, bevor der Aktienkurs mit Bekanntgabe der Probleme am 14. Juni um fast 27 Prozent einbrach. Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS wollte sich am Mittwoch nicht zu den Ermittlungen äussern. «Forgeard ist nicht mehr im Konzern und zu laufenden Ermittlungen äussern wir uns nicht», sagte Konzernsprecher Stefan Schaffrath der dpa. «Ausserdem gilt für alle Beteiligten weiter die Unschuldsvermutung.»
Probleme mit A380 und A350-Programm verschleiert
Nach Informationen der Pariser Börsenaufsicht AMF hatte Forgeard im Frühjahr 2006 mit EADS-Aktienoptionen einen Gewinn von 2,5 Millionen Euro eingestrichen. Seine Kinder kassierten weitere 4,2 Millionen. Kasse gemacht hatten damals auch die EADS-Grossaktionäre DaimlerChrysler und Lagardère sowie zahlreiche andere Manager. Nach eingehender Prüfung bekräftigte die AMF am 1. April 2008 ihren Verdacht, dass EADS Probleme mit der A380 und dem A350-Programm verschleiert hat und Manager und Grossaktionäre davon profitierten.
Auch Enders, Brégier und Ring im Visier der Justiz
17 Manager hätten überraschend parallel 1,7 Millionen Aktien mit einem Gewinn von 20 Millionen Euro verkauft. Daimler und Lagardère hätten zudem Titel für je zwei Milliarden abgestossen, die Stimmrechte aber vorerst behalten, vermerkt die AMF. Als Aktienverkäufer oder Mitwisser gerieten auch der jetzige Airbus-Chef Thomas Enders, sein Vize Fabrice Brégier und Finanzchef Hans-Peter Ring ins Visier. Die Börsenaufseher übergaben ihre Dokumente nicht nur ihrem Sanktionsausschuss, sondern auch der Staatsanwaltschaft.
Abgang mit 8,5 Mio. Euro versüsst
Forgeard hatte nach Bekanntwerden der A380-Probleme Anfang Juli 2007 seinen Posten als Co-Chef von EADS aufgeben und den Konzern verlassen müssen. Auch sein deutscher Nachfolger als Airbus-Chef, Gustav Humbert, musste gehen. Forgeard bekam seinen Abschied mit 8,5 Millionen Euro Abfindung, Lohnfortzahlung und anderen Posten versüsst. Er hat die Vorwürfe des Insiderhandels und der Markttäuschung gegen ihn wiederholt als völlig irreal bezeichnet. Die deutschen Airbus- Manager hätten stets erklärt, sie würden die Verkabelungsprobleme im Hamburger Werk in den Griff bekommen, sagte er. Das Ausmass der Probleme sei erst durch eine externe Prüfung herausgekommen, die er selbst angeordnet habe.
Probleme mit Verkabelung bestehen noch immer
Die Verkabelungsprobleme sind bis heute nicht überwunden. Erst kürzlich gab Airbus weitere Verzögerungen bei der Auslieferung der A380 bekannt, weil die Nachverkabelung der ersten Modelle und der Übergang zur Serienverkabelung länger dauerten als erwartet. (awp/mc/pg)