Das befeuerte sogleich Spekulationen, Hurd könne eines Tages an die Spitze des IT-Giganten vorrücken- Oracle ist mit Software für Datenbanken gross und nach der Übernahme von Sun Microsystems noch grösser geworden. Die Oracle-Präsidenten führen massgeblich das Tagesgeschäft, aus dem sich der 66-jährige Gründer und Konzernchef Larry Ellison weitgehend zurückgezogen hat. «Es gibt keine Führungskraft in der IT-Welt mit mehr einschlägiger Erfahrung als Mark», lobte Ellison. Die Börsianer sahen das genauso: Die Aktie sprang vorbörslich um mehr als 4 Prozent hoch. Hurd hatte Hewlett-Packard durch Zukäufe im hochprofitablen Servicegeschäft massiv vergrössert und damit das Unternehmen fast schadlos durch die Wirtschaftskrise gesteuert.
Hurd ein guter Freund von Larry Ellison
Hurds Berufung zu Oracle rund einen Monat nach seinem unrühmlichen Ausscheiden bei Hewlett-Packard kommt nicht überraschend. Schon am Wochenende hatte das «Wall Street Journal» über Gespräche mit dem Manager berichtet. Zudem hatte Ellison, der als guter Freund von Hurd gilt, den Rauswurf des Managers öffentlich scharf kritisiert. «Das war die dümmste Personalentscheidung, seitdem die Idioten im Apple-Verwaltungsrat vor vielen Jahren Steve Jobs gefeuert haben», schrieb er Anfang August in einer E-Mail an die «New York Times».
Über Beziehung gestolpert
Der 53-jährige Hurd war über seine Beziehung zu der ehemaligen externen Mitarbeiterin Jodie Fisher gestolpert, die bei Kunden- und Mitarbeiterveranstaltungen auftrat. Er führte sie des öfteren auf Firmenkosten zum Essen aus. Sie behauptete später, er habe sie sexuell belästigt. Diese Vorwürfe bestätigten sich allerdings nicht, man einigte sich auf einen Vergleich. Wegen der falschen Spesenabrechnungen musste Hurd dennoch gehen. Die Geschichte kochte auch deshalb hoch, weil die Frau in den 90er Jahren in einer Reihe von Erotikfilmen mitgespielt hatte.
Hauptrivale IBM
Oracle-Chef Ellison störte sich nicht daran: «Mark hat einen brillanten Job bei HP gemacht und ich erwarte, dass er bei Oracle eine noch bessere Arbeit leistet.» Oracle ist nicht nur die Nummer zwei bei Unternehmenssoftware nach der deutschen SAP , sondern stösst in immer weitere IT-Bereiche vor. Spätestens seit der Übernahme des Server-Spezialisten Sun Microsystems sind die ehemaligen Partner Oracle und HP direkte Konkurrenten. Erklärter neuer Hauptrivale ist aber das US-Computerurgestein IBM. «Ich glaube, Oracles Strategie, Software mit Hardware zu verknüpfen, wird es Oracle ermöglichen, IBM sowohl bei Firmenrechnern als auch bei Speichersystemen zu schlagen», sagte Hurd. Er ersetzt Charles Phillips als Präsident, der das Unternehmen nach einer Reihe von Fehlschlägen auf eigenen Wunsch verlässt, wie das «Wall Street Journal» schreibt. (awp/mc/ps/07)