Experten rechnen mit weiterer Lockerung der US-Geldpolitik

Die Senkung der Leitzinsen um 0,50 Prozentpunkte auf 4,75 Prozent stelle einen klaren Wechsel in der Geldpolitik der Notenbank dar, kommentierte die UniCredit den Zinsschritt. Die Notenbank gebe damit ihre Fokussierung auf Inflationsrisiken auf und bewege sich mehr in Richtung einer akkommodierenden, also konjunkturstützenden Geldpolitik.


Wenngleich die Fed in ihrer begleitenden Erklärung betont habe, die Zinssenkung diene vor allem zur Vorbeugung vor negativen Effekten der US-Hypothekenkrise, müsse sich die Notenbank Vorwürfe gefallen lassen, sie habe mit der Zinssenkung auch Finanzinvestoren aus der Klemme geholfen, die sich zuvor verspekuliert hätten. Insgesamt spreche die Erklärung der Fed für eine weitere Zinssenkung um 0,25 Punkte in den kommenden Monaten. Sollten jedoch weitere Konjunkturdaten eine stärkere Eintrübung der Konjunktur belegen, könnten weitere Zinsschritte folgen.


Zinsschritt wird nicht der letzte gewesen sein
Auch nach Einschätzung der Commerzbank wird der jüngste Zinsschritt nicht der letzte der US-Notenbank gewesen sein. Mit der Zinssenkung habe die Fed ein starkes Signal zur Stützung der US-Konjunktur gesendet – ungeachtet der weitverbreiteten Besorgnis, dass sie damit Spekulanten aus der Klemme helfe und die Risikoneigung von Finanzinvestoren beschädige («Moral Hazard», «Greenspan-Put»), kommentierte Commerzbank-Experte Patrick Franke. Zwar habe sich die Notenbank in ihrer Erklärung nicht auf weitere Zinsschritte festgelegt. Bis zur nächsten regulären Sitzung des geldpolitischen Ausschusses (FOMC), die Ende Oktober stattfinden wird, seien weitere negative Meldungen und Konjunkturdaten aber wahrscheinlich, was für eine weitere Lockerung der US-Geldpolitik spreche.


Ähnlich wie die Commerzbank beurteilt die DekaBank die Erklärung der Fed. So weise die Notenbank auf die Möglichkeit eines schwächeren Wachstums hin, gleichzeitig halte sie jedoch die Erwartungen für weitere Leitzinssenkungen im Zaum. Zudem betone sie verbleibende Inflationsrisiken und vermeide eine ausdrückliche Hervorhebung der Konjunktur- im Vergleich zu den Inflationsrisiken. Mithin sei mit einer weiteren Senkung der Leitzinsen um 0,25 Punkte auf dann 4,5 Prozent bereits im Oktober zu rechnen. Darüber hinaus gehende Leitzinssenkungen würden voraussetzen, dass sich eine gravierende Beeinträchtigung der wirtschaftlichen Entwicklung durch die Kreditkrise zeige.


Kritik an Zinssenkung – nur kurzfristige Linderung
Deutliche Kritik am Zinsschritt der Fed übt unterdessen die Bremer Landesbank. «Es stellt sich die Frage, ob das aktuelle Krisenszenario am globalen Finanzmarkt über Preismechanismen des Zinses nachhaltig zu heilen ist oder ob es sich um ein Qualitäts- und Mengenproblem handelt», gibt Chefanalyst Folker Hellmeyer zu bedenken. Die Zinssenkung könne in den USA zwar für etwas konjunkturelle Linderung sorgen und zunächst psychologisch entlasten. Eine Lösung der grundlegenden Probleme am US-Immobilien- und Hypothekenmarkt lasse sich jedoch nur durch die Veränderung von Strukturen und nicht durch die Veränderung der Zinsen erreichen. (awp/mc/pg)

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