Experten sehen beim Wirtschaftswachstum zunehmend schwarz

Chefökonom Aymo Brunetti vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) korrigiert seine Wachstumsprognose für 2009 nach unten: Im Gespräch mit der «Handelszeitung» vom Mittwoch sagte Brunetti, er erwarte ein Wachstum von spürbar unter 1%. Bislang sagte das SECO noch eine Wachstumsrate von 1,3% voraus. Das SECO zollt damit der Entwicklung der letzten drei Monate Tribut. «Die Prognoserisiken sind sehr gross», so Brunetti. Grund seien die starken Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft zahlreicher Länder und die sich verschlechternden Stimmungsindikatoren in der EU.


Créa: Rezession kommt
Für das Westschweizer Konjunkturforschungsinstitut Créa steht fest: Die Rezession erfasst auch die Schweiz, und zwar schon im ersten Quartal des neuen Jahres. Für die Forscher an der Universität Lausanne geht 2009 das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) um 0,6% zurück. Im Mai sagten die Prognostiker für 2009 noch 2 Prozent Wachstum voraus. Der starke Franken lässt die realen Exporte nächstes Jahr auf ein Minus von 0,5% sinken, die Investitionen fallen gar auf ein Minus von 1,3%. Der Privatkonsum wird nach Ansicht von Créa immerhin bei 0,8% im Plus verharren.


Steigende Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit wächst den Lausanner Experten zufolge auf 3,5% im 2009 und gar auf 4,3% im Jahr darauf. Créa sieht die Trendwende im Laufe des Jahres 2010, dies aber unter grossen Mühen. Die BIP-Steigerung dürfte dann 0,5% betragen.


Zugpferde werden langsamer
Für die Konjunkturstelle Basel Economics (BAK) gibt es noch Wachstum im 2009, und zwar um 0,7%. Die Zugpferde der Schweizer Wirtschaft schwächeln gemäss den Basler Prognosen aber, allen voran die Finanzbranche, die schon dieses Jahr, wie auch im nächsten Jahr, ein Minuswachstum von je 2% zeigt. Die Investitionsgüterindustrie wächst 2009 nach BAK-Prognose noch um 1,4%, deutlich über Durchschnitt, aber trotzdem deutlich schwächer als in vergangenen Jahren. Dafür halten die Pharmaindustrie mit vorausgesagten 3,2% und die Uhrenindustrie mit 7,1% Wachstum der Krise weitgehend stand.


Ballungsräume ZH/AG und Genferseegebiet am stärksten betroffen
Diese Entwicklung trifft am stärksten die wirtschaftlichen Ballungsräume Zürich/Aargau und entlang des Genfersees. Im Grossraum Zürich wächst die Wirtschaft 2008 noch 1,2% und 2009 gerade noch um 0,2%, am Genfersee legt die Wirtschaft 2008 um 1,9% und 2009 um 0,7% zu. Der Abwärtstrend bei der Investitonsgüterindustrie trifft spürbar das Mittelland, wo das Wachstum auf 0,8% absackt. Die Zentralschweizer Wirtschaft soll noch um immerhin überdurchschnittliche 1,2% zulegen. Auf deutlich unter 1% Wachstum fallen auch die Süd- und die Ostschweiz.


Pessimismus bei den Bankern
Schliesslich zeigt auch der Bankenindikator der ETH-Konjunkturforschungsstelle KOF nach unten. Im Oktober bewertete erstmals eine Mehrheit der Befragten im Kreditgewerbe die Lage als schlecht. Die Banker rechnen mit weiterem Stellenabbau in ihrer Branche. (awp/mc/pg/30)

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