EZB belässt Leitzins wie erwartet bei 3,50 Prozent – Signal für Zinserhöhung im März

Der wichtigste Leitzins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld liege weiterhin bei 3,50 Prozent, teilte die EZB am Donnerstag nach ihrer Ratssitzung in Frankfurt mit. Zuletzt hatte die Notenbank die Zinsen im Dezember um 0,25 Prozentpunkte erhöht. Alle der von AFX befragten Volkswirte hatten diese Entscheidung erwartet.

Zinsen weiterhin niedrig, Geldpolitik versorgend
Die Zinsen in der Eurozone seien «weiterhin niedrig» und die Geldpolitik bleibe «versorgend». Dies sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet am Donnerstag in Frankfurt. Der EZB-Rat hatte den Leitzins zuvor wie allgemein erwartet bei 3,50 Prozent belassen. Es bestünden weiterhin mittelfristige Aufwärtsrisiken für die Inflation. «Wir müssen entschieden und zeitnah handeln», sagte Trichet.

Leitzinserhöhung bei nächster Sitzung signalisiert
Mit den Schlüsselworten «starke Wachsamkeit» signalisiert die Zentralbank gemeinhin eine Leitzinserhöhung bei der nächsten Sitzung. Ökonomen rechnen im März fest mit einer weiteren Erhöhung um 0,25 Punkte auf dann 3,75 Prozent. Mit einer Anhebung im März würde die Zentralbank zum Drei-Monats-Rhythmus zurückkehren, nachdem sie in der zweiten Jahreshälfte 2006 den Leitzins jeweils im Abstand von zwei Monaten angehoben hatte.

Einstimmige Entscheidung im EZB-Rat
«Die Aussage spricht für sich», sagte Trichet mit Blick auf die Aufnahme der Schlüsselworte «starke Wachsamkeit». Diese Entscheidung sei im EZB-Rat einstimmig getroffen worden. Einen Kommentar zu den Markterwartungen für die Entwicklung der Leitzinsen nach März in der Eurozone gab Trichet nicht ab. Ökonomen sind derzeit geteilter Meinung, ob die EZB im März mit 3,75 Prozent den Zinsgipfel bereits erreicht haben wird, oder noch eine weitere Zinserhöhung vornimmt.

Preisstabilität mittelfristig sichern
Mit Blick auf die Inflationsentwicklung richtete Trichet den Fokus auf die mittelfristige Entwicklung. Auf das laufende Jahr ziele die Notenbank nicht ab, es gelte die Preisstabilität mittelfristig zu sichern, sagte Trichet. Im laufenden Jahr dürfte sich die Inflation zunächst abschwächen, bevor sie später auch aufgrund von Basiseffekten wieder anziehe. Es scheine, dass die Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland in den Januar-Preisdaten «nicht vollständig» widergespiegelt werde, sagte Trichet.

Inflationsrisiken mittelfristig aufwärts gerichtet
Die Inflationsrisiken seien mittelfristig weiterhin aufwärts gerichtet, betonte Trichet. Die EZB hält Preisstabilität bei Inflationsraten von knapp unter 2 Prozent für gewährleistet. Ein besonderes Risiko für die Teuerung seien neben erneut höheren Ölpreisen, höheren staatlichen Abgaben insbesondere übermässige Lohnabschlüsse in den Tarifrunden.

Lohnentwicklung wird beobachtet
«Die EZB beobachtet die Lohnentwicklung sehr aufmerksam», sagte Trichet. Das starke Wachstum der Geldmenge M3 und der Kreditvergabe stelle darüber hinaus weiterhin ein Risiko für die Preisstabilität dar. Auch diese Entwicklung müsse «sehr genau» beobachtet werden. Die Liquiditätsausstattung sei insgesamt weiterhin üppig.

Optimistisch für Wirtschaftswachstum in Eurozone
Mit Blick auf das Wirtschaftswachstum in der Eurozone zeigte sich Trichet weiterhin optimistisch. Die jüngsten Daten bestätigten, dass das Wachstum in der Eurozone robust sei. Auch 2007 dürfte das Wachstum solide bleiben. Die Bedingungen für ein solides Wachstum in der Eurozone sind Trichet zufolge mit Raten in Höhe des Potenzialswachstums weiter gegeben. Risiken seien ein zunehmender Protektionismus, höhere Ölpreise und die globalen Ungleichgewichte, sagte Trichet. Die globale Wirtschaft sei aber weiter robust. (awp/mc/ar)

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