EZB belässt Leitzins wie erwartet bei 4,00 Prozent – Signal für Zinserhöhung im September
Zuletzt hatte die Notenbank die Zinsen im Juni um 0,25 Prozentpunkte erhöht. Volkswirte hatten diese Entscheidung erwartet.
Klares Signal für Zinserhöhung bereits im September
Die Europäische Zentralbank hat nach Einschätzung von Experten ein klares Signal für eine Zinserhöhung bereits im September gegeben. Die EZB werde «starke Wachsamkeit» hinsichtlich von Inflationsrisiken zeigen, sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet am Donnerstag in Frankfurt. Die Notenbank hatte die Pressekonferenz nur wenige Stunden zuvor angekündigt, nachdem zunächst keine Presseveranstaltung geplant war. Volkswirte waren sich bis zuletzt uneinig, ob die EZB die Leitzinsen bereits im September oder erst im Oktober anheben wird.
Voraussichtlich noch eine Erhöhung im Dezember
Das von EZB-Prädident Jean-Claude Trichet verwendete Signalwort «starke Wachsamkeit» deute klar auf eine Zinserhöhung im September um 0,25 Prozentpunkte auf dann 4,25 Prozent hin, sagte Volkswirt Thomas Amend von HSBC Trinkaus & Burkhardt. Nach September dürfte die EZB die Leitzinsen in diesem Jahr nochmals anheben, voraussichtlich im Dezember auf dann 4,50 Prozent, sagte Amend.
EZB setzt «klares Signal» in volatilem Marktumfeld
Nach Einschätzung der Commerzbank hat die EZB in einem sehr volatilen Marktumfeld für Klarheit an der Zinsfront gesorgt. Trichet habe die Märkte in der überraschend anberaumten Pressekonferenz eindeutig auf eine Zinserhöhung im September eingestimmt, sagte Commerzbank-Experte Christoph Balz. Angesichts der jüngsten Turbulenzen hätten die Markterwartungen für eine rasche Erhöhung zuletzt etwas nachgelassen. «Trichet hat nun ein klares Signal gesetzt.» Auch Balz rechnet mit einem weiteren Zinsschritt auf 4,50 Prozent im Dezember.
Trichet: «EZB legt sich nicht im Vorfeld fest»
Trotz der Verwendung des Schlüsselworts «starke Wachsamkeit» betonte Trichet, dass sich die EZB im Vorfeld nicht auf Zinsentscheidungen festlege. Die letztliche Entscheidung werde auf Grundlage von Daten und Fakten getroffen, die zum entsprechenden Zeitpunkt verfügbar seien. Laut Trichet bleiben die Risiken für die Preisstabilität in der mittleren Frist weiter aufwärtsgerichtet. Risiken für die Preisstabilität seien insbesondere weiter steigende Ölpreise und hohe Lohnabschlüsse.
Finanzmärkte in «Normalisierungsphase»
Mit Blick auf die aktuellen Turbulenzen an den Finanzmärkten sagte Trichet, derzeit befänden sich die Märkte in einer Phase der Nervosität und Volatiliät. Diese Entwicklung werde seitens der EZB genau beobachtet. Trichet sprach in diesem Zusammenhang von einer «Normalisierungsphase» und einer «Neueinschätzung von Risiken».
Kaum Bewegung an Finanzmärkten
An den Finanzmärkten sorgten die Äusserungen Trichets kaum für Bewegung. Laut HSBC-Experte Amend ist dies darauf zurückzuführen, dass an den Märkten schon zuvor eine Zinserhöhung im September erwartet worden sei. (awp/mc/ar)