Der wichtigste Leitzins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld liege weiter bei 4,00 %, teilte die EZB mit. Von Thomson Financial News befragte Volkswirte hatten mit dieser Entscheidung gerechnet. Zuletzt hatte die Notenbank die Zinsen im Juni 2007 um 0,25 Prozentpunkte erhöht, bevor der damalige Zinserhöhungskurs der EZB durch Finanzmarktturbulenzen infolge der US-Hypothekenkrise gestoppt wurde.
Einstimmiger Entscheid
Die Entscheidung des EZB-Rats sei einhellig getroffen worden, sagte Trichet. Kein Mitglied des EZB-Rats habe eine Zinserhöhung oder eine Zinssenkung gefordert. Die EZB wird laut Trichet auch künftig die Märkte nicht mit überraschenden Zinsschritten konfrontieren. Die Notenbank lege sich im Vorhinein nicht fest. Die EZB hafte aber nicht für die gegenwärtigen Zinserwartungen an den Märkten.
Die EZB folgte damit erneut nicht der US-Notenbank, die den Leitzins seit dem vergangenen Sommer kräftig um insgesamt 2,25 Punkte auf aktuell 3,00 Prozent gesenkt hatte. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet wird die Entscheidung des EZB-Rats am Nachmittag vor der Presse erläutern.
Weiter Aufwärtsrisiken für Inflation – «Hohe Unsicherheit›
Die EZB sieht weiter kurzfristige Aufwärtsrisiken für die Inflation. Die jüngsten Daten bestätigten die Existenz eines starken kurzfristigen Aufwärtsdrucks bei der Inflation, sagte Trichet. Die Daten bestätigten zudem Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität auf mittlere Sicht. Es sei entscheidend, Zweitrundeneffekte zu vermeiden. Die erhöhte Inflation zu Jahresbeginn erweise sich als langwieriger als gedacht. Die EZB bleibe weiter wachsam. Das derzeitige Leitzinsniveau werde dazu beitragen, Preisstabilität zu gewährleisten.
Inflation merklich über 2 %
Die Inflation dürfte in den kommenden Monaten merklich über der zwei Prozent Marke liegen. Im laufenden Jahr dürfte sich die Inflation nur graduell abschwächen. Preisrisiken seien weiter steigende Öl- und Agrarpreise. Die Verankerung der Inflationserwartung habe «höchste Priorität». Die EZB werde alles tun, um Zweitrundeneffekte zu verhindern. «Wir werden das Notwendige tun, um Preisstabilität mittelfristig zu sichern», betonte Trichet mehrfach.
Wirtschaftswachstum: «Hohe Unsicherheit»
Die Aussichten für das Wirtschaftswachstum seien weiterhin durch «hohe Unsicherheit» geprägt, sagte Trichet. Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten seien zwar weiter solide. Das Wachstum in der Eurozone habe sich aber zum Jahreswechsel abgeschwächt. Gleichwohl setze es sich aber fort. Mit Blick auf die Geldmenge gebe es wenig Anzeichen, dass sich die Finanzmarktturbulenzen ausgewirkt hätten, sagte Trichet.
Exzessive Wechselkursschwankungen unerwünscht
Exzessive Wechselkursbewegungen bezeichnete Trichet als unerwünscht bezeichnet. Darüber hinaus bekräftigte der Präsident der Europäischen Zentralbank frühere Aussagen, wonach die USA nach wie vor an einem starken Dollar interessiert seien. (awp/mc/pg)