EZB erhöht Leitzins wie erwartet auf 4,00 Prozent

Es war die achte Erhöhung in Folge. Die Zinsen haben damit den höchsten Stand seit acht Jahren erreicht.

«Die Zinsen in der Eurozone sind noch auf der akkommodierenden Seite», sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet auf der Pressekonferenz nach der Zinsentscheidung. Die EZB werde Inflationsgefahren daher genau beobachten. Trichet bezeichnete die Zinsen jedoch nicht mehr wie bisher als moderat. Dies sei allerdings keine Festlegung mit Blick auf künftige Zinsentscheidungen, sagte Trichet. Die Finanzierungsbedingungen blieben nach der Zinserhöhung weiter günstig. Zu Markterwartungen für eine Zinserhöhung im September wollte sich Trichet nicht äussern.


Risiken für Inflation aufwärts gerichtet
Mittelfristig seien die Risiken für die Inflation weiter aufwärts gerichtet. Die wichtigsten Preisrisiken seien höher als erwartet ausfallende Lohnabschlüsse, unerwartete Steuererhöhungen und weiter steigende Ölpreise. Die Inflationsrate dürfte laut Trichet zwar in den kommenden Monaten etwas sinken, zum Jahresende sollte sie jedoch wieder merklich anziehen. Die EZB werde rechtzeitig und entschieden handeln, um Preisstabilität zu sichern. Trichet verwies erneut auf das hohe Geldmengenwachstum in der Eurozone. Das starke Wachstum der Kreditvergabe sei ein klares Zeichen für bestehende Inflationsrisiken.


Tür für weitere Zinserhöhungen offen gelassen
Mit den Äusserungen hat die EZB die Tür für weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr nach Einschätzung der Commerzbank offen gelassen. Die Ausführungen von Trichet nach der Zinserhöhung der Notenbank ermöglichen laut Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert weitere Zinsschritte im laufenden Jahr. Allerdings habe Trichet auch leichte Signale gesendet, die für ein sichtbares Ende des Zinserhöhungszyklusses sprächen. Beispielsweise habe Trichet das Zinsniveau nicht mehr als «moderat» bezeichnet. Auch die Senkung der EZB-Wachstumsprognose für 2008 könnte auf ein baldiges Ende des Zinserhöhungszyklusses hindeuten, sagte Schubert.


Holger Bahr von der DekaBank erwartet im laufenden Jahr mindestens noch eine weitere Zinserhöhung. Ob noch eine zweite folge, sei offen. Die Notenbank könne ihr Hauptaugenmerk daher weiter auf die Inflationsrisiken legen. Das aktuell robuste Wachstum i m Euroraum werde weder von einer Zinserhöhung auf 4,25 Prozent, noch von einer weiteren Anhebung auf 4,50 Prozent gefährdet.


Rolle der monetären Säule betont
Trichet hob erneut die Rolle der monetären Säule für die Geldpolitik hervor. Es gebe innerhalb der EZB auch keine Uneinigkeit über die Notwendigkeit der monetären Analyse für die Geldpolitik. Auch in anderen Notenbanken werde die Notwendigkeit der Analyse der Geldmengenentwicklung gesehen.  (awp/mc/pg)


 

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