EZB: Konjunktur im Euroraum wird 2009 schwach bleiben

Wenngleich jüngste Umfragen auf eine leichte Stabilisierung hindeuteten, sei der Konjunkturausblick nach wie vor von hoher Unsicherheit geprägt. Damit bekräftigte die Notenbank Aussagen ihres Präsidenten Jean-Claude Trichet. die dieser nach der letzten Zinssitzung getroffen hatte. Die EZB hatte den Leitzins Anfang Februar unverändert bei 2,0 Prozent belassen.


Inflationsdruck weiter abgeschwächt
Der Inflationsdruck hat sich laut EZB unterdessen weiter abgeschwächt. Mittelfristig sei mit Inflationsraten zu rechnen, die im Einklang mit Preisstabilität stünden. Die EZB sieht ein stabiles Preisniveau bei Teuerungsraten von knapp zwei Prozent. Im Januar hatte die Inflationsrate im Euroraum mit 1,1 Prozent aber deutlich unter diesem Zielwert gelegen. Für den Jahresverlauf 2009 geht die Notenbank von einer zum Teil starken Volatilität bei der Teuerung aus. Kurzfristige Schwankungen seien jedoch für eine mittelfristig ausgerichtete Geldpolitik nicht ausschlaggebend. Alle Entwicklungen würden nach wie vor sehr genau beobachtet.


Umfrage signalisiert geringere Wachstums und Inflationserwartungen
Eine Befragung der EZB bei Experten für das erste Quartal hat deutlich geringere Wachstums- und Inflationserwartung für 2009 und 2010 ergeben. Die Experten erwarteten für das laufende Jahr mit 0,9 (bisher 2,2) Prozent eine deutlich niedrigere Inflationsrate als bisher, heisst es im Monatsbericht der EZB. Für 2010 wird nun eine Inflation von 1,6 (2,0) Prozent veranschlagt. Die EZB strebt mittelfristig eine Inflation von knapp unter zwei Prozent an.


Wirtschaftswachstum: Experten bleiben pessimistisch
Für das Wirtschaftswachstum zeigten sich die befragten Experten deutlich pessimistischer. Für das laufende Jahr wird nun ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,7 (+0,3) Prozent prognostiziert. Die Erwartung für 2010 wurde noch um 0,8 Prozentpunkte auf 0,6 Prozent gekappt. Längerfristig ergibt sich der Umfrage zufolge bei einem Wachstum von 2,0 (2,0) Prozent eine Inflationsrate von 1,9 (2,0) Prozent.


Wechselkursschwankungen mit hoher Unsicherheit zu erklären
Die aktuell hohen Kursschwankungen an den internationalen Devisenmärkten sind nach Einschätzung der EZB vor allem mit der hohen Unsicherheit auf Seiten der Investoren zu erklären. Insgesamt lasse sich die hohe Volatilität der Wechselkurse zwar nur schwer erklären, heisst es in dem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht der EZB für Februar. Ein Grund könnte aber Dauer und Ausmass der gegenwärtigen Rezession sein. Zudem sei noch unklar, wie sich die Stützungsmassnahmen der Regierungen auf die Leistungsbilanzen einzelner Länder auswirkten.


Nur zögerliche Engagements am Devisenmarkt
Wegen der derzeit hohen Unsicherheit zögerten viele Marktteilnehmer ihre Engagements am Devisenmarkt wohl solange hinaus, bis klarer sei, welche Staaten sich von der Finanzkrise am schnellsten erholten. Wenngleich die Währungen dieser Länder letztlich aufwerten dürften, herrsche noch Ungewissheit darüber, um welche Länder es sich handele. Daher verlangten die Marktteilnehmer zurzeit einen relativ hohen Ausgleich für Wechselkursrisiken. Diese hohe Unsicherheit bestätigten auch jüngste Daten von den Optionsmärkten.


Bankeinlagen bei EZB sinken weiter
Die Einlagen der Banken des Euroraums bei der EZB sind weiter gesunken. Über Nacht seien 97,76 (Vortag: 103,55) Milliarden Euro bei der Notenbank angelegt worden, teilte die EZB weiter mit. Die Ausleihungen der Geschäftsbanken über die Spitzenrefinanzierung legten hingegen kräftig auf 10,405 (3,7) Milliarden Euro zu.


Ausleihungen erhöhen sich kräftig
Der Umfang der Einlagen und Ausleihungen ist ein Spiegel der Spannungen an den Geldmärkten. Besonders hohe Werte signalisieren starke Spannungen. Denn generell meiden die Banken die Möglichkeit, direkt bei der EZB über Nacht Einlagen oder Ausleihungen zu tätigen, da die Zinssätze für diese Geschäfte ungünstig sind. (awp/mc/ps/16)

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