EZB: Leitzins steigt auf 2,25 Prozent an – Erste Erhöhung seit 2000
Alle 30 von AFX News befragte Volkswirte hatten damit gerechnet. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet wird die Entscheidung um 14.30 Uhr in einer Pressekonferenz erläutern. Seit Juni 2003 lag der Leitzins in der Eurozone unverändert auf dem historisch niedrigen Niveau von 2,00 Prozent. Zuletzt hatte die EZB im Oktober 2000 ihren Leitzins angehoben.
Zinserhöhung mehrfach angekündigt
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte die Zinserhöhung im November mehrfach angekündigt. «Nach zweieinhalb Jahren unveränderter Leitzinsen auf einem historisch aussergewöhnlich niedrigen Niveau, denke ich, dass der Rat bereit ist zu einer Entscheidung, die Zinsen zu verändern und das aktuelle Niveau moderat anzuheben, um das erkannte Mass an Risiken für die Preisstabilität zu berücksichtigen», sagte der Notenbankchef vor einigen Tagen vor einem EU-Parlamentsausschuss.
Keine Serie von Zinserhöhungen
Nach Trichets Worten steht die EZB aber nicht am Beginn einer Serie von Zinserhöhungen. «Es wäre keine gute Arbeitshypothese, von vornherein anzunehmen, dass wir eine Serie von Zinserhöhungen beginnen wollen», sagte der EZB-Chef in Brüssel. Unter Ökonomen ist strittig, wie stark die EZB zu Zügel im nächsten Jahr anziehen wird. Einige Volkswirte erwarten eine Anhebung bis auf 3,50 Prozent, andere sagen maximal 2,50 Prozent voraus.
Für die Preisstabilität
Mit der Zinserhöhung will die EZB rechtzeitig Gefahren für die Preisstabilität begegnen. «Vorbeugen ist besser als heilen», sagte Trichet. Auch die dynamisch wachsende Geldmenge und Kreditvergabe führte er als Argumente für höhere Zinsen ins Feld.
Mit einer erhöhten Inflationsrate gerechnet
Wegen der stark gestiegenen Energiepreise rechnen die Währungshüter mit einer erhöhten Inflationsrate in den nächsten Monaten. Im November hatte die Inflationsrate bei 2,4 Prozent und damit deutlich über der Zielmarke der EZB von knapp unter zwei Prozent gelegen. Höhere Zinsen verteuern indirekt Kredite für Verbraucher und Unternehmen, was die Nachfrage und am Ende den Preisauftrieb bremsen kann.
Zinserhöhung nicht zwingend geboten
Aus den Reihen der EU-Finanzminister kam wegen der bislang nur moderaten Konjunkturbelebung scharfe Kritik an einer Zinserhöhung. Der Vorsitzende der Eurogruppe, Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker, sagte, er halte eine Zinserhöhung «nicht für zwingend geboten». Die Entwicklung der Tariflöhne sei trotz gestiegener Ölpreise moderat. Wenn die EZB die Zinsen erhöhe, stehe sie «in der Beweispflicht, dass es damit nicht zu einem Einknicken der noch zarten Wachstumskräfte kommt.» (awp/mc/ab)