Dies heisst es im am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht der EZB. Damit bekräftigte die EZB Äusserungen ihres Präsidenten Jean-Claude Trichet vor einer Woche bei der Leitzinsentscheidung. Die Inflationserwartungen seien unterdessen mittel- bis langfristig weiterhin fest verankert. Der Inflationsdruck bleibe gering. Mit Blick auf die Finanzpolitik werde die Position der Eurogruppe begrüsst, vor dem Hintergrund der Haushaltssituation auf weitere fiskalpolitische Stimulierungsmassnahmen zu verzichten.
Umfrage signalisiert niedrigere Inflations- und Wachstumserwartungen
Eine Befragung der EZB bei Experten für das zweite Quartal hat geringere Wachstums- und Inflationserwartung für 2009 und 2010 ergeben. Die Experten erwarteten für das laufende Jahr mit 0,4 (bisher 0,5) Prozent eine etwas niedrigere Inflationsrate als bisher, heisst es weiter im Monatsbericht der EZB. Für 2010 wird nun eine Inflation von 1,1 (1,3) Prozent veranschlagt. Die EZB strebt mittelfristig eine Inflation von knapp unter zwei Prozent an.
Pessimismus hinsichtlich Wirtschaftswachstum
Für das Wirtschaftswachstum zeigten sich die befragten Experten deutlich pessimistischer. Für das laufende Jahr wird nun ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 4,5 (-3,4) Prozent prognostiziert. Für 2010 wurden die Erwartungen hingegen leicht um 0,1 Prozentpunkte auf ein erwartetes Wachstum von 0,3 Prozent nach oben korrigiert. Längerfristig ergibt sich der Umfrage zufolge bei einem Wachstum von unverädnert 1,9 Prozent eine Inflationsrate von rund zwei Prozent. Damit wäre das Ziel der Preisstabilität erreicht.
«Unsicherheit nicht unterschätzen»
Die derzeit herrschende Unsicherheit mit Blick auf die Konjunkturaussichten im Euroraum ist laut EZB nicht zu unterschätzen. «Dieser Faktor kann sich erheblich auf die aktuelle Nachfrage auswirken», hiess es im Monatsbericht. So könnten beispielsweise Unternehmen ihre Investitionsvorhaben aufschieben, bis die Aussichten klarer seien. Auch die Entscheidungen privater Haushalte könnten in ähnlicher Weise beeinflusst werden. So könnte der Konsum reduziert und stattdessen mehr gespart werden.
BIP-Prognosen divergieren in Rezessionsphasen besonders
In Rezessionsphasen seien die Unterschiede in den Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt sehr gross. Derzeit seien die Meinungsverschiedenheiten unter den Ökonomen für das laufende Jahr ähnlich hoch wie in der Rezession von 1993 und die Wachstumserwartungen für das kommende Jahr fielen derzeit so unterschiedlich wie noch nie aus. Die Konjunkturpakete sowie die gelockerten geldpolitischen Massnahmen dürften die Unsicherheit aber verringern.
Längerfristiges Refi-Geschäft hilft Realwirtschaft
Das erste längerfristige Refinanzierungsgeschäfts dürfte nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) der Realwirtschaft helfen. Das Geschäft dürfte dazu beitragen, dass die Banken ihre Kreditvergabe an die Realwirtschaft ausweiten, heisst es weiter im Monatsbericht der EZB. Ende Juni hatte die EZB dem europäischen Bankensystem die Rekordsumme von 442 Milliarden Euro zu einem Festzins von einem Prozent in einem einjährigen Refinanzierungsgeschäft zugeteilt.
Überschussliquidität auf neuem Rekordwert
Die Überschussliquidität habe kurz nach dem Refinanzierungsgeschäft einen neuen Rekordwert erreicht. Die Neigung der Banken, Kredite an die Realwirtschaft zu vergeben lasse sich aber nicht an der Höhe der Überschussliquidität ablesen. Zwar werde dieser Liquiditätspuffer überwiegend wieder bei der Notenbank angelegt. Dies beeinträchtige die vertrauensbildende Wirkung bei erhöhten Liquiditätsrisiken an die Wirtschaft aber nicht. (awp/mc/ps/12)