Damit wurde mehr Geld als beim langfristigen Geschäft im September abgerufen, als das Volumen 75 Milliarden Euro erreichte. Gleichzeitig nahm aber merklich die Zahl der Banken ab, die sich günstige Liquidität besorgten: Im September beteiligten sich noch 589 Institute an dem Refinanzierungsgeschäft. Die UniCredit hatte diesen Trend vorhergesagt und positiv bewertet: «Nur Banken mit Liquiditätsproblemen sollten sich beteiligen. Daher ist eine niedrige Beteiligung ein gutes Zeichen für einen bessere Lage der Branche», schrieb UniCredit-Volkswirt Giuseppe Maraffino.
Hintergrund
Beim ersten Ein-Jahres-Geschäft der EZB im Juni war noch die Rekordsumme von 442 Milliarden Euro an mehr als 1100 Banken gegangen. Die EZB will die in der Finanzkrise ergriffenen massiven Sondermassnahmen langsam auslaufen lassen.
Die Refinanzierungsgeschäfte der EZB haben normalerweise eine deutlich kürzere Laufzeit. Mit der Ausweitung will die Notenbank den Banken ausreichend Kapital bereitstellen, um die Kreditversorgung in den 16 Euro-Ländern zu sichern und eine Kreditklemme zu verhindern. In der Finanzkrise klagen Unternehmen darüber, dass die Banken ihnen nicht ausreichend Darlehen geben. Seit Beginn der Krise setzt die EZB auf niedrige Zinsen und eine üppige Geldversorgung, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Kein fixer Zins
Anders als bei den ersten Ein-Jahres-Geschäften wurde das Geld nicht mehr fix zum derzeit historisch niedrigen Leitzins von einem Prozent verliehen. Der Zinssatz orientiert sich stattdessen am durchschnittlichen Leitzins der kommenden zwölf Monate. Damit will die EZB vermeiden, dass Banken auf steigende Zinsen spekulieren und den Kredit nur deshalb nachfragen. Was sie der Kredit kostet, erfahren die Institute erst, wenn sie am 23. Dezember 2010 bezahlen. Experten erwarten, dass die EZB den Leitzins in der zweiten Jahreshälfte 2010 anheben wird.
Allmählicher Ausstieg angekündigt
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte Anfang Dezember einen allmählichen Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes angekündigt: «Die bessere Lage am Finanzmarkt zeigt, dass im kommenden Jahr nicht mehr so weitreichende Liquiditätsmassnahmen nötig sein werden wie zuletzt.»
Trichet kündigte an, das nun vollzogene einjährige Refinanzierungsgeschäft zur Versorgung der Banken mit frischem Geld werde das letzte seiner Art sein. Auch der Sechs-Monats-Tender werde Ende März 2010 zum letzten Mal durchgeführt. Die wöchentlichen Verleihgeschäfte will die EZB so lange wie nötig mit fixem Zins durchziehen, mindestens aber bis Mitte April 2010. Die Notenbank muss eine Überversorgung mit Geld verhindern, weil sonst eine steigende Inflation droht. Das könnte die Konjunkturerholung abwürgen. (awp/mc/pg/22)