EZB rechnet nur mit verhaltenem Konsumwachstum

Dies geht aus dem am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichten Monatsbericht der Europäischen Zentralbank (EZB) für Juli. Den Projektionen zufolge werde die Teuerungsrate 2009 aber allmählich sinken, und die Realeinkommen dürften sich erholen. Dadurch dürfte das Wachstum der privaten Konsumausgaben wieder Auftrieb erhalten.


Privatkonsum: Relativ schwache Entwicklung
Die verfügbaren Ausgabenindikatoren wie der Einzelhandel, das Verbrauchervertrauen und die Pkw-Neuzulassungen deuteten derzeit allerdings auch für das zweite Quartal auf ein gedämpftes Konsumwachstum hin. «Alles in allem scheinen mehrere Faktoren zu der in der jüngsten Vergangenheit relativ schwachen Entwicklung der privaten Konsumausgaben beigetragen zu haben», heisst es in dem Bericht. Dabei misst die EZB den jüngsten Preissteigerungen eine «bedeutenden Einfluss» bei. Doch auch die seit Mitte 2007 bestehenden Finanzmarktturbulenzen dürften sich auf das Konsumverhalten ausgewirkt haben. Im Schlussquartal 2007 ging der private Konsum um 0,1 Prozent zum Vorquartal zurück, und im ersten Quartal 2008 erhöhte er sich nur um 0,2 Prozent.


Geldpolitischer Kurs nach Zinserhöhung dient Preisstabilität
Die EZB hat in ihrem Monatsbericht keine Hinweise auf eine weitere Leitzinserhöhung im Euroraum gegeben. Der geldpolitische Kurs der Notenbank nach der jüngsten Zinserhöhung diene der Gewährleistung von Preisstabilität, heisst es in dem am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichten Bericht für Juli. Die Zinserhöhung vor einer Woche sei zur Vermeidung mittelfristiger Preisrisiken erfolgt, insbesondere zur Verhinderung breitangelegter Zweitrundeneffekten infolge hoher Preis- und Lohnsteigerungen. Damit bekräftigte die EZB jüngste Aussagen ihres Präsidenten Jean-Claude Trichet.


Inflation weiterhin bei rund zwei Prozent
Die Teuerungsrate im Währungsraum werde vermutlich über einen längeren Zeitraum über dem Zielwert der EZB von knapp zwei Prozent verharren. Im Juni war die Inflationsrate im Euroraum auf einen Rekordwert von vier Prozent geklettert. Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten der Eurozone seien trotz einer erwarteten Wachstumsabschwächung weiter solide. Die EZB sei entschlossen, die langfristigen Inflationserwartungen fest verankert zu halten. Dies werde die Kaufkraft sichern und ein nachhaltiges Wachstum im Euroraum unterstützen. Alle Entwicklungen würden sehr genau beobachtet.


Leitzins angehoben
Vor einer Woche hatte die EZB den Leitzins im Euroraum erstmals seit über einem Jahr um 0,25 Punkte auf 4,25 Prozent angehoben. Die Entscheidung wurde aus den Reihen der Politik, vor allem aber von Gewerkschaftsseite zum Teil heftig kritisiert. Befürchtet wird, dass die Zinserhöhung die ohnehin schwächer erwartete Konjunktur der Eurozone zusätzlich belastet. (awp/mc/ps/15)

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