EZB sieht hohe Unsicherheit an den Märkten – Zins unverändert

Zuvor hatte die EZB den Leitzins unverändert auf dem Rekordtief von 1,0% belassen. Auf diesem Niveau liegt der Zins nunmehr seit einem Jahr.


Keine näheren Angaben über Anleihenkauf
Das Anfang Mai beschlossene Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen von hoch verschuldeten Staaten soll das Funktionieren der Geldpolitik gewährleisten, sagte Trichet. Einige Bereiche des europäischen Anleihemarktes seien nach der Ratssitzung am 6. Mai sehr plötzlich zusammengebrochen, so dass ein rasches Handeln notwendig geworden sei. Welche Anleihen die EZB gekauft habe und wie lange das Programm fortgesetzt werde, wollte Trichet nicht sagen. Zuletzt war der Umfang der Anleihenkäufe gesunken. Auch zu Meinungsverschiedenheiten im Rat der EZB zu diesem Thema wollte sich Trichet nicht äussern. Die EZB beschloss am Donnerstag angesichts der hohen Verspannungen am Geldmarkt der Eurozone zudem zusätzliche Tender mit einer Laufzeit von drei Monaten und unbeschränkter Zuteilung.


EZB bleibt im Krisenmodus
Die Europäische Zentralbank (EZB) bleibt nach Einschätzung der DekaBank im Krisenmodus gefangen. «Die EZB kommt nicht aus diesem Modus heraus», sagte DekaBank-Experte Karsten Junius dpa-AFX. Dies zeige die nun beschlossene Fortführung der Drei-Monats-Tender zu festen Sätzen. «Für die wirtschaftliche Erholung stelle die hohe Unsicherheit ein Risiko dar», sagte Trichet. Der Konjunkturaufschwung dürfte sich jedoch moderat fortsetzen. Der Wachstumspfad bleibe jedoch holprig. Die Risiken sowohl für das Wachstum als auch für die Preisentwicklung seien weitgehend ausgeglichen. Die EZB hob ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr etwas an und senkte sie leicht für das kommende Jahr.


Inflationserwartungen fest verankert
«Die Infaltionserwartungen in der Eurozone sind fest verankert», sagte Trichet. Aufwärtsrisiken kämen vor allen durch die Entwicklung der Rohstoffpreise. Ein leichter Anstieg der Inflationsrate in der zweiten Jahreshälfte sei nicht ausgeschlossen. Das Wirtschaftswachstum wird sich laut EZB moderat fortsetzen. Das grösste Risiko sei die hohe Verunsicherung. Die Prognose für die Inflationsrate hob die EZB für das laufende und das kommende Jahr an.


Trichet begrüsste den von der Europäischen Union beschlossenen Rettungsschirm für den Euro und die Sparmassnahmen der Regierungen. Die Regierungen seien zudem aufgefordert auch ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Strukturreformen seien entscheidend für ein höheres Wachstum. Nach Einschätzung des neuen Vizepräsidenten Vitor Constancio sind die Sparmassnahmen der Regierungen entscheidend, um Vertrauen wieder herzustellen und so das Wachstum mittel- und langfristig zu sichern. Kurzfristig könnten sie jedoch das Wirtschaftswachstum belasten. Der Eurokurs stieg während der Sitzung über die Marke von 1,21 Dollar. Vor Beginn der Sitzung hatte er noch bei 1,2030 Dollar notiert. Der Euro bleibe eine glaubwürdige Währung, sagte Trichet.



Britischer Leitzins weiter bei 0,5 Prozent
Auch die britische Notenbank hat ihren Leitzins wie erwartet unverändert belassen. Der Leitzins liege weiter auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent, teilte die Bank of England (BoE) am Donnerstag in London mit. Volkswirte hatten mit dieser Entscheidung gerechnet. Bereits im März 2009 hatte die BoE den Leitzins auf das jetzige Rekordtief gesenkt und ähnlich wie die US-Notenbank den Ankauf von Staats- und Unternehmensanleihen beschlossen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.


Unverändert bleibt auch das Ankaufprogramm für Anleihen. Das Volumen des Programms bleibe bei 200 Mrd GBP, so die Bank of England (BoE). Im November 2009 hatte die Notenbank ihr Kaufprogramm um 25 Mrd auf 200 Mrd GBP ausgeweitet. Mit dem Programm soll die Konjunktur zusätzlich gestützt werden. (awp/mc/pg/22)

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