Dieser hatte zuvor den Leitzins wie von Volkswirten erwartet unverändert bei 3,00 Prozent belassen. Seit Dezember 2005 hatte die EZB die Zinsen bereits vier Mal angehoben zuletzt auch ihr Tempo erhöht.
Die Zinsen in der Eurozone seien weiter niedrig und die Geldpolitik bleibe versorgend, sagte Trichet. Weitere Zinserhöhungen seien wahrscheinlich, falls sich die Erholung der Wirtschaft fortsetze. Das Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr sei stärker als zunächst erwartet ausgefallen, sagte Trichet. Die bisherigen Daten im dritten Quartal seien positiv ausgefallen und das Wirtschaftswachstum dürfte sich um die Potenzialrate bewegen.
Aufwärtsrisiken für die Inflation
Es bestünden weiterhin Aufwärtsrisiken für die Inflation. So stelle das Wachstum der Geldmenge M3 weiterhin ein Risiko für die Preisstabilität dar, sagte Trichet. Die jüngste Abschwächung des Geldmengenwachstums sei eine Folge der Leitzinserhöhungen. Eine zeitnahe Anpassung der Zinsen sei positiv für das Wirtschaftswachstum, sagte Trichet. Er bezeichnete weitere Zinserhöhungen als nicht vorherbestimmt. Die Entscheidung zur Erhöhung der Leitzinsen sei einstimmig gefallen.
Schlüsselwort «starke Wachsamkeit»
Die EZB hat nach Einschätzung der Commerzbank de facto eine Leitzinserhöhung Anfang Oktober angekündigt. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet habe «mehrmals das Schlüsselwort «starke Wachsamkeit'» benutzt, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Seit Anfang des Jahres habe die Bank dem stets auf der nächsten Sitzung eine Zinserhöhung folgen lassen. Die nächste Zinserhöhung um 0,25 Punkte dürfte dann im Dezember folgen.
Kein Hinweis auf Ende des Erhöhungszyklus
Auch nach Einschätzung der HVB wird die EZB die Leitzinsen weiter schrittweise erhöhen. Trichet habe im Hinblick auf Risiken für die Preisstabilität «starke Wachsamkeit» signalisiert. Dies sei ein klares Signal für eine weitere Leitzinserhöhung Anfang Oktober, sagte HVB-Ökonom Marco Kramer. Trichet habe absolut keinen Hinweis darauf gegeben, dass der Erhöhungszyklus ende. Wie auch die Commerzbank hält Kramer im Dezember eine weitere Leitzinserhöhung um ebenfalls 0,25 Punkte auf dann 3,50 Prozent für am wahrscheinlichsten.
Inflationsrate für 2006 von 2,4 % erwartet
Die EZB erhöhte ihre Wachstums- und Inflationsprojektionen für 2006 und 2007. Im laufenden Jahr erwarte die Zentralbank nun eine Inflationsrate von 2,4 (bisher 2,3) Prozent, sagte Trichet. Für 2007 werde ebenfalls eine Inflationsrate von 2,4 (bisher 2,2) Prozent erwartet. Ein Grund für die höheren Projektionen seien die Folgen der hohen Öl- und Rohstoffpreise. Den Pojektionen liege ein Ölpreis von 71,00 Dollar im Jahr 2006 zu Grunde. Für das Jahr 2007 rechnet die EZB mit einem Ölpreis von 77,60 Dollar.
Prognose für Wirtschaftswachstum auf 2,5 % erhöht
Ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr erhöhte die EZB auf 2,5 (2,1) Prozent. Grund sei die robuste Entwicklung im ersten Halbjahr des Jahres. 2007 dürfte das Wachstum bei 2,1 (bisher 1,8) Prozent liegen. Dies sind jeweils Mittelwerte der von der EZB angegebenen Spannen. (awp/mc/pg)