Die überarbeitete Version des Nachrichtensystems werde allen Nutzern schrittweise in den nächsten Monaten zur Verfügung gestellt, teilte das Unternehmen am Montag in San Francisco mit. Jeder Nutzer erhält auf Wunsch eine E-Mail-Adresse mit der Endung @facebook.com. Dennoch wollte Facebook-Chef Mark Zuckerberg das neue System nicht als «E-Mail-Killer» bezeichnen. Das System verzichte beispielsweise auf typische Elemente wie Betreffzeilen, erklärte Chefentwickler Andrew Bosworth: «Wir haben es mehr wie einen Chat gestaltet.» Ziel sei, dass der Nutzer nicht darüber nachdenken müsse, welche Technologie er benutze.
Keine Angaben zur Kapazität des Postfachs
Mit dem neuen System verstärkt Facebook seine Bemühungen, sich als Zentrale im Internet zu etablieren – schon heute verbringen die Nutzer dort mehr Zeit als auf jeder anderen Website. Darunter leiden könnten E-Mail-Anbieter – unter anderem auch Google, dessen Dienst Gmail vor allem in den USA sehr beliebt ist. Beim neuen Facebook-Feature werden alle Konversationen mit einer Person an einem Ort zusammengeführt und können dauerhaft archiviert werden. Als Beispiel nannte Bosworth die Nachrichten, die man mit seinem Partner austausche – vom ersten «Nice to meet you» bis zur Frage, wer die Kinder vom Fussball-Training abhole. Zur Kapazität des Postfachs äusserte er sich jedoch nicht.
Neue Arbeit für Datenschützer?
Nachdem Facebook in der Vergangenheit immer wieder mit Datenschützern aneinandergeriet, dürfte diese Konzentration von Informationen wieder Fragen aufwerfen. Das Netzwerk verspricht jedenfalls, dass die Daten nicht mit Dritten geteilt werden. Neben den Nachrichten wird Facebook laut Facebook-Chef Zuckerberg auf den Nutzer zugeschnittene Werbung einblenden, wie dies auf der Plattform bislang bereits der Fall ist. Der Inhalt der Konversationen werde dafür aber nicht ausgewertet.
Google Wave lässt grüssen
Mit der Integration verschiedener Kommunikationsformen hat das Soziale Netzwerk sogleich Erinnerungen an den Dienst Google Wave hervorgerufen. Damit wollte der Internet-Riese die digitale Kommunikation und Kooperation neu erfinden – jedoch ohne Erfolg: Google stellte das ehrgeizige Projekt im Sommer ein. An dem System haben nach Unternehmensangaben 15 Programmierer rund ein Jahr gearbeitet. Die neue Funktion sei das bislang aufwendigste neue Feature, das Facebook je eingeführt habe. (awp/mc/ps/13)