Fares Mourad, Global Head of Islamic Investments: «Die Credit Suisse will im Islamic Finance stärker als der Markt wachsen.»
Herr Mourad, welche Ziele verfolgt die Credit Suisse im Islamic Finance?
Wir sind der Meinung, dass Islamic Banking von internationalem Interesse ist. Deshalb bietet die Credit Suisse Islamic Finance über ihre globale Plattform an. Hierin unterscheiden wir uns im Wesentlichen von unseren Mitbewerbern. Im Vergleich zum gesamten Bankenmarkt macht Islamic Finance noch einen sehr kleinen Teil aus. Andererseits weist das Scharia-konforme Banking Segment bereits enorme Wachstumsraten auf (jährlich 10-15%) und ist nicht mehr zu übersehen. Wir beobachten auch, dass das Interesse an Religion bei den Leuten mit dem Alter steigt.
Wie unterscheidet sich Ihre Strategie in Europa von den Golfstaaten?
Die Basis für unsere Islamic Banking Strategie bildet vor allem unsere globale Plattform. Dort, wo es auch ökonomisch sinnvoll ist, entwickeln wir auch verstärkt Produkte. Derzeit bietet Credit Suisse an ihren Standorten London und Zürich Murabaha an (sog. Mark-up-Sale: Kauf eines Gutes durch die Bank, und Weiterverkauf mit Agio an den Kunden, Anm. d. Red.). Künftig möchten wir diese Produkte auch an unseren Standorten Dubai und Singapur anbieten.
Nun ist die Credit Suisse bereits das einzige Institut mit umfassender Bankenlizenz im Dubai International Financial Centre (DIFC)?
Das ist richtig. Diese erlaubt uns, bereits bestehende Produkte und massgeschneiderte Lösungen anzubieten, wir dürfen sie aber im DIFC noch nicht entwickeln. Dazu ist eine Erweiterung unserer Lizenz nötig. Entsprechende Schritte haben wir schon in die Wege geleitet.
Islamic Finance wächst ja bekanntlich um 15- 20% p. a., das bedeutet, es verdoppelt sich etwa alle fünf Jahre? Ist das auch die Zielvorgabe für Islamic Finance der Credit Suisse?
Diese Zahl bezieht sich auf die gesamte Islamic Finance Industrie. Die Credit Suisse hat sich höhere Wachstumsraten zum Ziel gesetzt.
Wie jede islamische Produktpalette muss auch die der Credit Suisse abgesegnet und überwacht werden. Die Mitglieder ihres Scharia-Boards, Dr. Mohammed Elgari (Saudi-Arabien), Sheikh Nizam Yaquby (Bahrain) und Dr. Mohammed Imran Usmani (Pakistan) beraten auch viele Ihrer Mitbewerber. Besteht hier kein Interessenkonflikt?
Diese Experten verfügen über grosses Fachwissen und langjährige Erfahrung und üben ihre Aufgabe mit grosser Professionalität und Sorgfalt aus. Ich habe diesbezüglich keine Bedenken. Die einzige Problematik, die ich sehe, ist der personelle Engpass. Es gibt zu wenig Scharia-Gelehrte, die sich mit dem Koran und den Kapitalmärkten auskennen.
Besteht bei Bankern mit Islamic Finance-Kompetenz auch ein Engpass?
Ein Engpass besteht in der Schweiz. In England finden Sie schon eher kompetente Banker, aber auch junge Absolventen mit entsprechenden Kenntnissen. Es ist auch nicht einfach, gute Leute aus dem Nahen Osten in die Schweiz zu locken.
Sie haben auf dem 10. International Islamic Finance Forum (IIFF) in Zürich verschiedene Scharia-Mandate vorgestellt. Wie kann ich als Kunde davon profitieren und werden Sie auch Standardprodukte anbieten?
Sie können als Kunde der Credit Suisse von unseren verschiedenen Scharia-Premium-Mandaten profitieren, wie zum Beispiel dem Scharia BRIC Equity oder Scharia Eastern Europe Equity. Bei Standardprodukten haben wir Lösungen in der Pipeline.
Werden Sie also bald auch in der Schweiz für Islamic Finance werben?
In der Schweiz (350 000 Muslime, Anm d. Red.) sehe ich im Retail-Bereich bei Islamic Finance keine Zukunft. Wir konzentrieren uns hier auf institutionelle Investoren und vermögende Privatkunden.