Fed kauft zusätzlich Anleihen über 600 Milliarden Dollar

Zuletzt war im Markt eine Summe von rund 500 Milliarden Dollar zu hören, die die Fed nunmehr sogar übertroffen hat. Die Fed begründete die zusätzliche Lockerung zum einen mit der nur schwachen Erholung der Konjunktur, zum anderen mit der zu geringen Inflationsrate. So sei die Arbeitslosigkeit nach wie vor hoch, während die Teuerung etwas unter dem Zielwert der Notenbank liege. Den Leitzins beliess die Fed unterdessen unverändert in einer Spanne zwischen null und 0,25 Prozent. Sie setzt damit ihre faktische Nullzinspolitik fort. Dies dürfte sich so schnell auch nicht ändern: Die Notenbank versprach erneut, den Leitzins eine längere Zeit auf dem ungewöhnlich niedrigen Niveau zu belassen.


Anleihen für 1,7 Billionen Dollar gekauft
Die neuen Anleihenkäufe sollen bis zum Ende des zweiten Quartal 2011 durchgeführt werden. Mithin ergibt sich eine monatliche Summe von rund 75 Milliarden Dollar. Bereits vor den neuen Käufen galt die amerikanische Geldpolitik als historisch beispiellos expansiv. So liegt der Leitzins in den USA seit Ende 2008 faktisch bei null Prozent. Zudem hat die Fed seit der Finanzkrise Staatsanleihen und mit Hypotheken besicherte Wertpapiere über insgesamt 1,7 Billionen Dollar gekauft.


Kein einstimmiger Entscheid
Gegen die Entscheidungen der Fed stimmte abermals der Präsident der regionalen Notenbank von Kansas, Thomas Hoenig. Er beurteilt die Risiken der zusätzlichen Lockerung grösser als deren Nutzen. Zudem warnte Hoenig vor neuen Ungleichgewichten an den Finanzmärkten und steigenden Inflationserwartungen. Beides könnte die US-Wirtschaft destabilisieren, argumentiert er. Nicht wenige Experten halten der Fed vor, mit der immensen Geldschwemme ähnliche Probleme zu schaffen, die erst zum Ausbruch der Finanzkrise geführt haben.


Heftige, aber kurze Reaktion an Märkten
Die Reaktion an den Finanzmärkten war heftig, wenngleich nur von kurzer Dauer. So gab der Dollar zu vielen wichtigen Währungen zunächst deutlich nach, konnte die Verluste aber schnell wieder ausgleichen. Die Wall Street reagierte zunächst mit spürbaren Kursaufschlägen, die aber ebenfalls nicht gehalten wurden. Allein die Anleihemärkte verzeichneten nachhaltige und zum Teil deutliche Kursverluste, vor allem bei den langen Laufzeiten.


Output und Beschäftigung im Krebsgang
Im geldpolitischen Statement des Offenmarktausschusses (FOMC) hiess es weiter, Output und Beschäftigung stiegen nur langsam. Der Konsum der privaten Haushalte nehme ebenfalls nur schwach zu, was an der hohen Arbeitslosigkeit, dem niedrigen Einkommenswachstum, den gesunkenen Immobilienvermögen und der rigiden Kreditvergabe liege. Zwar stiegen die Investitionen in Ausrüstungen und Software, aber nicht mehr so stark wie zu Jahresbeginn. Zugleich seien die Infrastrukturinvestitionen schwach und die Unternehmen zögerlich mit Einstellungen, während die Zahl der Hausbaubeginne niedrig bleibe. «Die langfristigen Inflationserwartungen waren stabil, aber Messgrössen der Basisinflation sind in den vergangenen Quartalen gesunken», konstatierte der FOMC.


Arbeitslosenquote zu hoch – Inflation zu niedrig
Das Gremium verwies darauf, dass die Arbeitslosenquote hoch, die Messgrössen der zugrunde liegenden Inflation aber niedriger seien als langfristig mit dem dualen Fed-Mandat vereinbar. «Obwohl der Ausschuss davon ausgeht, dass die Kapazitätsauslastung in einem Kontext von Preisstabilität zunehmen wird, ist der Fortschritt bei der Erreichung dieser Ziele enttäuschend langsam», erklärte der FOMC und fuhr fort: «Um ein schnelleres Erholungstempo und eine Inflationsrate zu erreichen, die mit dem Fed-Mandat im Einklang stehen, hat der Ausschuss heute beschlossen, seine Wertpapierbestände auszuweiten.»


Erträge aus Wertpapieren werden reinvestiert
Der FOMC kündigte zudem an, auch künftig Erträge aus fällig werdenden Wertpapiere zu reinvestieren. Wie die Federal Reserve Bank of New York mitteilte, sollen Einnahmen aus fällig werdenden Hypothekenpapieren von 250 Mrd bis 300 Mrd USD in den Kauf von Staatsanleihen reinvestiert werden. Damit würden sich die Käufe der New Yorker Fed auf insgesamt 850 Mrd bis 900 Mrd USD belaufen. Laut New York Fed sollen 5% der gesamten Treasury-Käufe in Laufzeiten von 1,5 bis 2,5 Jahren stattfinden und jeweils 20% in den Bereich 2,5% bis vier Jahre und vier bis 5,5 Jahre. Je 23% der Käufe sollen auf die Laufzeitenbereiche 5,5 bis sieben Jahre sowie sieben bis zehn Jahre entfallen. Auf den Bereich zehn bis 17 Jahre kommen demnach 2% und auf den Bereich 17 bis 30 Jahre 4% der Käufe. 3% schliesslich sind inflationsindexierten Papieren mit Laufzeiten zwischen 1,5 und 30 Jahren vorbehalten.


Eingenbeschränkung aufgehoben
Vor diesem Hintergrund will die New York Fed eine Regel aufheben, die ihr bisher verboten hat, mehr 35% des umlaufenden Volumens einer Laufzeit zu halten. Die konkret geplanten Ankaufvolumina will die New York Fed an jedem achten Werktag eines Monats mitteilen. Abgewickelt werden die Käufe in der Mitte des Folgemonats. Der erste derartige Kalender soll am 10. November um 20.00 Uhr MEZ veröffentlicht werden. (awp/mc/ps/28)

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