FED: Leitzins bleibt trotz Finanzmarktkrise unverändert
Die Fed warnte vor Wachstumsrisiken und Inflationsgefahren. «Die Abwärtsrisiken für das Wachstum und die Aufwärtsrisiken für die Inflation sind eine grosse Sorge für den Geldpolitischen Ausschuss (FOMC)», schreibt die Notenbank in einem Kommentar. Die Anspannungen an den Finanzmärkten hätten beträchtlich zugenommen. Die US-Investmentbank Lehman Brothers hatte am Montag Gläubigerschutz nach Kapitel 11 beantragt. Die ebenfalls angeschlagene Investmentbank Merrill Lynch wird von der Bank of America übernommen. Zudem hat sich laut der Fed auch die Lage am Arbeitsmarkt weiter eingetrübt.
Wirtschaftswachstum abgeschwächt
«Das Wirtschaftswachstum hat sich zuletzt offensichtlich abgeschwächt», schrieb die US-Notenbank. Verschärfte Kreditbedingungen, die anhaltende Abschwächung am Häusermarkt und eine gewisse Abschwächung bei den Exporten dürften das Wachstum in den nächsten Monaten belasten. Die bisherigen Leitzinssenkung als auch die Massnahmen der US-Notenbank zur Sicherung der Liquidität sollten das Wachstum jedoch fördern. Damit hat die Fed zum dritten Mal hintereinander den Leitzins nicht verändert. Die Fed hatte den Leitzins von 5,25 Prozent im August 2007 auf 2,00 Prozent seit April reduziert. Die Fed hatte zudem in Reaktion auf die Finanzkrise am Dienstag in einem ausserordentlichen Refinanzierungsgeschäft 50 Milliarden Dollar in den Markt gepumpt.
Bei der Inflation erwarte man eine Abschwächung im weiteren Jahresverlauf und im nächsten Jahr, schrieb die Fed. Der Inflationsausblick bleibe jedoch sehr unsicher. Die Inflation sei vor allem wegen des früheren Anstiegs von Energie- und Rohstoffpreisen nach oben getrieben worden. Die Jahresinflationsrate lag im August bei 5,4 Prozent und die Kernrate bei 2,5 Prozent.
Keine Gegenstimmen
Das FOMC will die wirtschaftliche Entwicklung und die Lage an den Finanzmärkten genau beobachten und handeln, um nachhaltiges Wirtschaftswachstum und Preisstabilität zu sichern. Kein Mitglied des FOMC stimmte gegen die Entscheidung. Zuletzt hatte Richard Fisher, Präsident der regionalen Notenbank von Dallas für eine Leitzinsanhebung gestimmt.
Die US-Notenbank (Fed) hat sich laut Commerzbank dieses Mal nicht von der Erwartung einer Zinssenkung beeindrucken lassen. Jedoch seien in dem begleitende Communiqué die Verspannungen an den Finanzmärkten und Risiken für das Wachstum höher gewichtet worden, schrieb Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner in einer Studie. Die Inflationsrisiken seien hingegen niedriger gewertet worden.
Auch japanische Notenbank belässt Leitzins unverändert
Die japanische Notenbank hat den Leitzins wie erwartet unverändert belassen. Der Leitzins betrage unverändert 0,5 Prozent, teilte die Bank of Japan (BoJ) am Mittwoch in Tokio mit. Analysten hatten erwartet, dass die Zentralbank angesichts der sich verschlechterten Konjunkturlage und der US-Bankenkrise den wichtigsten Zins zur Versorgung der Wirtschaft mit Zentralbankgeld unverändert belassen würde. Die Entscheidung sei im geldpolitischen Ausschuss der Notenbank einhellig getroffen worden, hiess es.
Unterdessen griff die japanische Zentralbank zur Stabilisierung der Märkte erneut ein. Sie pumpte am Mittwoch erneut zwei Billionen Yen, umgerechnet 13,2 Milliarden Euro, in den Geldmarkt des Landes. Bereits am Vortag hatte die BoJ dem Markt in zwei Schritten insgesamt 2,5 Billionen Yen (16,5 Milliarden Euro) zugeführt. (awp/mc/pg/36)