Fehler beim Bauen: Jetzt kommt es auf die Versicherung an
«Das darf nicht wahr sein.» Michael Torriani (50) ahnte Ungutes, als er von einem Vorfall im Tessin hörte. Der Leiter Bedachung/Spenglerei und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Preisig AG weiss nur zu gut, welche Dimensionen dies annehmen kann.
Das Sanitär- und Spengler-Unternehmen aus Zürich hatte im Jahr 2010/2011 auf Wunsch der Eigentümer bei einer Überbauung im Kanton Tessin auf 13 Balkonen und Sitzplätzen neue Abdichtungen erstellt. Im Sommer 2014 wurde Torriani gemeldet, dass die Balkone undicht sind und bei Regen Wasser in die Wohnungen dringt. «Für uns war dies natürlich sehr unangenehm», sagt Torriani, «kein Unternehmer will, dass bei einem Bauobjekt Probleme auftreten.»
Schwierige Suche nach der Ursache
Torriani hat in jener Zeit mehrmals schlecht geschlafen. «Solche Fälle sind mir nicht gleichgültig», sagt er. Insbesondere befürchtete er, das Problem könnte grössere Ausmasse annehmen. «Der Albtraum wäre gewesen, wenn wir plötzlich bei allen Balkonen undichte Stellen gehabt hätten», betont er.
Der Worst Case blieb aus. Doch die Suche nach den Ursachen gestaltete sich schwierig. Es entwickelte sich ein langer Prozess und damit genau das, wovor sich die meisten Bauunternehmer fürchten. «Nicht jeder Unternehmer steht zu seinen Fehlern. Es gibt immer welche, die den schwarzen Peter dem andern zuschieben, weil sie nicht die Haftung übernehmen und den Schaden ihrer Versicherung melden wollen», sagt Torriani.
Torriani selbst pflegt ein ganz anderes Verhältnis zu seiner Versicherung. «Zurich ist für mich eine Partnerin», sagt er. Hier bekommt er nicht nur Hilfe, wenn es gilt, einen Schaden zu regeln, sondern auch Tipps, damit es gar nicht so weit kommt. «Ich schätze an Zurich besonders das Praxisdenken», betont er. Für Markus Gysi, Schadeninspektor Bau bei Zurich Schweiz, kommt dies nicht von ungefähr: «Fast ausnahmslos alle in unserem Team haben eine Vergangenheit auf dem Bau.» Man weiss also, wovon man spricht.
Externe Untersuchung durch Bauexperten
Im Fall des Schadens mit den Balkonen und Sitzplätzen bei der Überbauung im Kanton Tessin empfahl Zurich der Preisig AG eine externe Untersuchung durch einen Bauexperten. Dies erwies sich rückblickend als richtig. «Die Aussensichtung führte zur Entspannung der Situation», erklärt Torriani. Gysi ging es aber nicht nur um dies. «Unser Ziel war es in erster Linie, dass das Problem rasch gelöst werden konnte.»
Zwar vermochte auch der Experte nicht, alle Fragen restlos zu klären, zu komplex war der ganze Fall. Die Abklärungen zeigten aber, dass bei den beanstandeten Balkonen im Übergang zur Rinne eine Zwischenschicht der Abdichtung nicht angebracht wurde. Grundsätzlich darf das Fehlen dieser Schicht keine Schäden verursachen, so der Experte. Deshalb wurden noch weitere Einflüsse geprüft und gefunden. Schliesslich kam der Bauexperte zum Schluss: Es kamen verschiedene Faktoren zusammen, die in der Regel allerdings keine bekannten Auswirkungen haben – hier aber schon.
Torriani verspürte eine gewisse Genugtuung, nicht alleine für den Schaden verantwortlich zu sein, aber ärgern tut er sich noch heute über den Zwischenfall. «Womöglich hätte der Fehler mit noch intensiveren Kontrollen vermieden werden können. Letztendlich ist es aber ganz einfach dumm gelaufen und ein kleiner Fehler hatte grosse Auswirkungen», sagt er.
Zeitdruck und unfertige Planung
Das kommt auf dem Bau immer wieder vor und hängt in erster Linie mit dem Druck zusammen, dem die Unternehmen ausgesetzt sind. «Eigentlich ist es ja verrückt», stellt Torriani fest. «Obwohl es heute so günstig ist, ein Haus zu bauen und man sich also genügend Zeit zur Planung nehmen könnte, hat der Zeitdruck in den vergangenen Jahren zugenommen.» Da kann es schon mal vorkommen, dass die Arbeiter auf die Baustelle kommen und die Planung noch gar nicht abgeschlossen ist. Die Folge: Das Fehlerrisiko steigt. Umso wichtiger ist ein gutes Einvernehmen mit der Versicherung. «Wir sind daran interessiert, möglichst früh über einen Schadenfall ins Bild gesetzt zu werden, damit wir unser Wissen einbringen können», sagt Bauexperte Gysi.
Im Falle der Balkone im Kanton Tessin konnte der Schaden längst behoben und der Fall nach knapp vier Jahren beigelegt werden. Die gesamte Schadensumme belief sich auf gut 300’000 Franken, die Versicherungsleistung von Zurich auf rund ein Drittel. Die verbliebenen Kosten wurden nach einem vereinbarten Schlüssel unter den weiteren Beteiligten aufgeteilt. Bei der Preisig AG hatte der Fall allerdings noch ein «Nachspiel». «Wir führen intern regelmässig Schulungen durch, bei denen wir die Mitarbeitenden nicht nur über neue Produkte und deren Anwendung informieren, sondern auch über aktuelle Schadenfälle und Massnahmen zu deren Vermeidung», erklärt Torriani. Aus Fehlern wird man eben doch klug. (Zurich/mc/hfu)
ZURICH MAGAZIN
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