Felix Buschor, Leiter Service Center St. Galler KB

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Herr Buschor, seit Mitte August dieses Jahres setzen Sie im Handel und Backoffice auf die Exchange Traded Derivatives (ETD)-Lösung von Avaloq. ETD ermöglicht den Handel und die Abwicklung von Derivativen mit der entsprechenden Anbindung an EUREX. Was war der geschäftliche Hintergrund, auf diese neue Lösung zu wechseln?


Felix Buschor: Seit Jahren setzt die SGKB das Produkt Devon der Firma SunGard für die Abwicklung der Derivate ein. Dieses Produkt steht am Ende seines Lebenszyklus und per Ende dieses Jahres wird die Wartung eingestellt. Somit waren wir gezwungen nach einer Alternative Ausschau zu halten. Nicht zuletzt das attraktive Pricing hat uns veranlasst, die Lösung von Avaloq zu wählen.



« Die Verarbeitung sämtlicher Prozesse im Avaloq Banking System vermindert die Zahl der Medien- beziehungsweise Systembrüche und reduziert so den Aufwand für Abstimmung und Reconciliation.» Felix Buschor, Leiter Service Center St.Galler Kantonalbank (SGKB)


Welche konkreten Ziele und Erwartungen waren mit dem Wechsel verbunden?


Mit der gewählten Lösung von Avaloq haben wir die folgenden Erwartungen verbunden:
– Integrierte Funktionalität im Avaloq Banking System für unsere Kundenberater
– Einheitlicher und verbesserter Kundenoutput
– Bessere Darstellung der Derivate-Positionen im Avaloq Banking System


Konnten Sie mit dem neuen System auch die Lösungslandschaft vereinfachen (Anzahl Umsysteme / Schnittstellen), oder war es einfach die Ablösung des bestehenden durch ein neues System?


Durch den Einsatz der ETD-Lösung von Avaloq hat sich unsere Architektur vereinfacht. Mit Devon fällt ein Umsystem mit entsprechender Infrastruktur und Schnittstellen weg.


Den Betrieb des Avaloq Banking Systems haben Sie an Comit ausgelagert. Wie waren die Rollen bei der Fertigstellung und Einführung der neuen Lösung verteilt, welche Rollen übernahm die SGKB, welche externen Partner wurden eingebunden?


Die Projektleitung sowie die fachliche Spezifikation und das Testing hat die SGKB verantwortet. Im Gap-Prozess mit Avaloq hat uns die Firma revendex unterstützt. Den Aufbau der Infrastruktur und insbesondere die Anbindung an das Handelssystem wurde von Comit übernommen. Die Parametrierung im Avaloq Banking System sowie die Datenmigration aus dem Altsystem wurde in einem gemischten Team von Spezialisten der Firmen asymo und Solution Providers umgesetzt.


In der Gesamtzeit von 16 Monaten wurde die Trading Lösung mit der Beteiligung der SGKB fertig entwickelt, an Ihre Bedürfnisse angepasst und eingeführt. Welches waren die wichtigsten Projektphasen und wie genau konnte der zeitliche Fahrplan eingehalten werden?


Das Projekt ist im Wesentlichen in zwei Phasen abgelaufen. In einem ersten Schritt wurden gemeinsam mit Avaloq die Gaps aufgenommen und spezifiziert. In einem zweiten Schritt wurde das ETD-Modul bei der SGKB eingeführt. Dies umfasste: Aufbau der Infrastruktur, Datenmigration aus dem Altsystem, Parametrierung und Test der Use Cases sowie Ausbildung im Handel, Backoffice und bei den Kundenberatern.


Wie haben Sie den ROI (Return on Investment) für das Projekt berechnet und in welcher Zeit wird sich die Investition bezahlt machen?


Da wir keine eigentliche Evaluation von Alternativen gemacht haben, haben wir die Avaloq-Lösung mit der bisherigen Lösung verglichen. Daraus resultiert eine erwartete Payback-Dauer von etwa 4 Jahren.



«Die Lösung ist sicherlich sehr attraktiv für all jene Avaloq-Banken, die eine EUREX-Anbindung haben.»


In der neuen Lösung werden EUREX Transaktionen direkt imAvaloq Banking System verbucht. Weshalb ist das für Sie von Bedeutung?


Die Verarbeitung sämtlicher Prozesse im Avaloq Banking System vermindert die Zahl der Medien- beziehungsweise Systembrüche und reduziert so den Aufwand für Abstimmung und Reconciliation.


Gibt es Bereiche, in denen auch Ihre Kunden von dem neuen System profitieren?


Für unsere Bankenkunden hat sich kaum etwas verändert. Der Endkunde jedoch profitiert von einem einheitlichen und integrierten Reporting, das nun alle seine Vermögenswerte in gleicher Form und Detaillierung umfasst.


Ein wichtiges Thema bei der Automatisierung von Prozessen im Bankensektor ist die durchgehende Datenverarbeitung (STP, Straight Through Processing). Welchen Beitrag leistet hier die Einführung der neuen Komponente?


Während wir im Orderprozess aus verschiedenen Gründen den STP-Grad nicht erhöht haben, konnte vor allem für die Abwicklung des Monatsverfalls der Derivate die Durchgängigkeit der Prozesse deutlich gesteigert werden.


Im Verlauf des Projektes kamen als weitere Entwicklungspartner noch die Bank Sarasin und die Zürcher Kantonalbank dazu. Wie hat sich das auf das Projekt ausgewirkt, gab es zusätzliche Aspekte, von denen Sie ebenfalls profitieren konnten?


Vor allem mit der ZKB hat während der Gap-Phase ein reger Erfahrungsaustausch stattgefunden, in dessen Verlauf beide Seiten von Überlegungen und Spezifikationen des anderen profitieren konnte.


Haben Sie von anderen Avaloq Kunden schon ein Feedback auf die Lösung und glauben Sie, dass auch andere Kunden die neue Lösung einsetzen werden?


Wir haben bis jetzt keinen Feedback anderer Avaloq-Kunden. Die Lösung ist aber sicherlich sehr attraktiv für all jene Avaloq-Banken, die eine EUREX-Anbindung haben.



«Vor allem für die Abwicklung des Monatsverfalls der Derivate konnte die Durchgängigkeit der Prozesse deutlich gesteigert werden.»


Gegen Ende des Projektes kamen Sie zeitlich unter Druck. Was waren die Gründe dafür?


Wir haben die Komplexität und den Aufwand für die Parametrierung und das Testing unterschätzt, so dass wir am geplanten Einführungstermin unsere eigenen Qualitätsanforderungen noch nicht erfüllen konnten. Dies führte dazu, dass wir den Einführungstermin um sechs Wochen auf Mitte August verschoben haben.


Inwieweit haben sich die zu Beginn des Projektes formulierten Ziele realisieren lassen?


Abgesehen vom geplanten Einführungstermin konnten wir sämtliche gesetzten Ziele weitgehend erreichen.


Was würden Sie rückblickend im Projekt anders machen?


Wir sind mit dem Projektergebnis und der tollen Teamleistung, die entscheidend war, sehr zufrieden. Trotzdem, rückblickend würde ich das Parametrierungs-Team früher zusammenstellen und damit früher mit den Implementierungsarbeiten beginnen.


Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?


1. Noch einmal in einem ähnlich motivierten Team, ehrgeizige Ziele erreichen.
2. Eine IT-Landschaft, die sich konsequent an den Bedürfnissen der Benutzer und Kunden ausrichtet





Der Gesprächsparter:
Felix Buschor ist seit April 2008 Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter des Bereichs Service Center. Er stiess 1996 zur St.Galler Kantonalbank und war von 1997 bis 2000 Leiter Controlling. Anschliessend führte er die Abteilung Organisation und Beratung, bevor er 2002 die Verantwortung für das Wertschriftenbackoffice der St.Galler Kantonalbank und die  Stellvertretung des Bereichsleiters Service Center übernahm. Von 2005 bis 2008 leitete Felix Buschor zudem das Projekt zur Einführung der IT-Plattform Avaloq. Vor dem Eintritt in die St.Galler Kantonalbank war er unter anderem während vier Jahren für den Schweizerischen Bankverein in Basel tätig.


Das Unternehmern:
Die St.Galler Kantonalbank AG wurde 1868 gegründet und ist seit 2001 an der Börse SIX kotiert. Der Kanton St. Gallen hält als Mehrheitsaktionär 54.8% des Aktienkapitals. Als Universalbank bietet sie ihren Kunden in den Kantonen St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden die gesamte Palette von Finanzdienstleistungen an. Darüber hinaus übernimmt sie als Arbeitgeber, Steuerzahler und Sponsoringpartner Verantwortung für die regionale Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Das Stammhaus besitzt Staatsgarantie und das Aa1Rating von Moody’s.

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