Felix Sulzberger, CEO Calida

von Christa Spoerle


Herr Sulzberger, leidet die Lingerie weiter unter der Krise oder gibt es bereits Licht am Ende Tunnels?


Einige Wirtschaftsprognosen deuten bereits darauf hin, dass das Gröbste hinter uns liegt. Auf der anderen Seite ist die Situation nach wie vor sehr unklar und natürlich nicht fördernd für das Konsumverhalten, von welchem wir stark abhängig sind. Speziell in der Textilbranche gibt es im Moment viele Bereinigungen, Konsolidierungen und Insolvenzen.


Wie entwickelt sich das Online-Geschäft?


Der Online-Bereich ist für Calida noch sehr neu. Mit dem Calida-Online Shop sind wir seit Mitte September diesen Jahres online. Mit den Abverkäufen in den ersten paar Wochen sind wir sehr zufrieden, zumal wir mit den geplanten Werbemassnahmen erst noch starten werden. Wir sind zuversichtlich, dass wir die im Businessplan gesteckten Ziele erreichen werden.


Wie verläuft der Restrukturierungsprozess bei Aubade?


Der Plan sieht die Zusammenlegung der technischen Entwicklung und der vorindustriellen Arbeits-prozesse am Standort Paris vor und beinhaltet den Abbau von Arbeitsplätzen am Standort St. Savin in Südwestfrankreich. Der Zuschnitt und die Musterherstellung sollen ausgelagert und der Standort St. Savin eine reine Logistikplattform werden. In Frankreich beinhalten solche Restrukturierungsmassnahmen meist lange Verhandlungen mit den Gewerkschaften. Nach einem längeren Aufschub während der Sommerferien wurde der Verhandlungsprozess vor kurzem wieder aufgenommen. Wir rechnen damit, dass dieser im 1. Quartal 2010 abgeschlossen sein wird.


Haben Sie es jemals bereut 2005 Aubade erworben zu haben?


Wir verfolgen eine klare Langfrist-Strategie unserer Marken. Die beiden Marken Calida und Aubade sind sehr unterschiedlich positioniert ? das war damals auch mitentscheidend beim Erwerb von Aubade. Aubade ist eine gute und starke Marke mit grossem, intaktem Zukunftspotential, soliden Markenwerten und einer klaren Positionierung im Markt.


Wieso läuft die Marke Calida so viel besser?


Die beiden Marken haben verschiedene Hauptabsatzmärkte. Aubade ist vorwiegend in Ländern tätig, die von der Wirtschaftskrise stärker betroffen sind, wie zum Beispiel Frankreich, Spanien, Grossbritannien und Russland. Zudem ist auch das Luxussegment viel stärker betroffen als das Premium-Segment, wo Calida tätig ist. Gerade in Zeiten wie heute sind auch Werte wie Zuverlässigkeit, Vertrauen, Qualität wichtiger, d.h. die Konsumenten suchen nach Produkten die sich langfristig bewähren, denen sie vertrauen und die einen Mehrwert bieten. Dies bekommen sie bei Calida zu einem sehr guten Preis- & Leistungsangebot.


«Arcandor stellt mit rund 5% Umsatzanteil für uns kein Klumpenrisiko dar und wir gehen davon aus, dass das Unternehmen in irgendeiner Form auch zukünftig weitergeführt wird.»


Werden Sie die Eigenproduktion weiter zurückfahren? Bleibt denn die Qualität die Gleiche?


Langfristig planen wir einen wesentlichen Anteil unserer Produktion über die Eigenfertigung laufen zu lassen. Die Eigenfertigung bleibt ein wichtiger Bestandteil in unserer Beschaffungsstrategie. Die übrige Beschaffung erfolgt über Contractors die nach den genauen Vorgaben unserer Technischen Entwicklung arbeiten und die unsere Qualitäts-Richtlinien explizit und genau einhalten. Wir haben auch in Fernost ein eigenes Qualitätsbüro eingereichtet, um auch hier die Beschaffungsketten zu prüfen und die Qualität zu sichern. Egal wo die Produkte gefertigt werden, ob Eigenfertigung oder Fremdbeschaffung, in allen Bereichen stellen wir sicher, dass unsere Qualitätsstandards eingehalten und umgesetzt werden. Qualität ist für Calida das A & O.


Können Sie den Ausfall durch die Insolvenz von Arcandor in Deutschland ausgleichen?


Unsere Vertriebspartner sind im Moment stark gefordert, auf unterschiedliche Art. Facheinzelhändler verhalten sich zurückhaltend, aber auch Warenhäuser haben Probleme. Diese Veränderungen gehen natürlich nicht spurlos an uns vorbei. Aktuell verzeichnen wir aber noch keinen Ausfall bei Karstadt. Das operative Geschäft läuft im Moment normal. Arcandor stellt mit rund 5% Umsatzanteil für uns kein Klumpenrisiko dar und wir gehen davon aus, dass das Unternehmen in irgendeiner Form auch zukünftig weitergeführt wird.


$$PAGE$$


Sie wollen den Verkauf auf eigenen Flächen forcieren, wann werden Sie die anvisierten 50% erreichen?


Mit den heute 120 Calida Stores und weiteren rund 300 exklusiven Flächen machen wir rund einen Drittel des Umsatzes. Bis wir die 50% erreichen wird es noch ein paar Jahre dauern.


Wann werden Sie wieder an den Aufbau neuer Geschäftsfelder denken können?


Zusätzlich zur Swimwear, mit welcher wir bereits in die 3. Saison starten, ist ab dem Frühjahr 2010 auch Beachwear in unseren Stores erhältlich. Wir prüfen auch weitere Produkt-Segmente ? dazu kann ich im Moment aber noch keine Details bekannt geben.


«Wir haben die Unterlagen von Schiesser geprüft, verfolgen das Projekt derzeit aber nicht weiter».


Nach der eleganten Winterwäsche 2009/10 – was bringt ihre Sommerkollektion 2010?


In der Frühjahr / Sommer Kollektion 2010 zieht sich die berühmte Reiseroute «Panamericana» als roter Faden durch die ganze Kollektion. Die ganze Vielfalt dieser eindrücklichen Reise wird in verschiedenen Ausrichtungen in den neusten Kreationen einfliessen. Der kommende Sommer bringt also Abwechslung, frische, leuchtende Farben und eine sommerliche Leichtigkeit durch elegante und feinste Materialien.


Nehmen Sie am Bieterverfahren für Schiesser teil?


Wir haben die Unterlagen geprüft, verfolgen das Projekt derzeit aber nicht weiter.


Was dürfen die Aktionäre den kommenden beiden Jahren erwarten?


Die Calida Gruppe hat sich in den letzten Jahren als ertragsstarkes, stabiles und gesundes Unternehmen bewiesen und behauptet sich auch im aktuell schwierigen Marktumfeld sehr gut. Wir konnten daher auch in diesem Jahr an unserer Dividenden Politik von 20-30% festhalten.





Zur Person:
Felix Sulzberger, Jahrgang 1951, schloss sein Betriebswirtschaftsstudium an der Uni Graz 1975 ab. Bevor er 2001 zum CEO der Calida Gruppe ernannt wurde, war er als Senior Vice President und General Manager Europa bei Reebok tätig, zuvor als President Europe bei Fruit of the Loom und davor als General Manager Eastern und dann Central Europe bei Levi Strauss in Genf und Frankfurt.


Zum Unternehmen:
Die CALIDA-Gruppe gehört in Europa zu den führenden Herstellern von qualitativ hochwertiger Tag- und Nachtwäsche für Damen, Herren und Kinder mit den Hauptmärkten Schweiz und Deutschland. In den Zielmärkten ist der Wäschehersteller mit den Marken Calida und Aubade positioniert. Mit 1300 Mitarbeiter.erwirtschaftete die Gruppe 2008 einen Umsatz von 230 Mio CHF. Die CALIDA-Gruppe ist an der SIX Swiss Exchange kotiert.

Exit mobile version