Felix Sulzberger: «Wir verfolgen eine Strategie der nachhaltigen Wertsteigerung“
Calida hat im ersten Halbjahr der flauen Konsumstimmung getrotzt und die Ertragslage verbessert. Calida-CEO Felix Sulzberger erklärt im Moneycab-Interview die guten Zahlen und erläutert die weiteren Pläne des Unternehmens.
Von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Sulzberger, Calida hat im ersten Halbjahr 2004 der flauen Konsumentenstimmung getrotzt. Die positive Ertragslage konnte verbessert werden, ebenso der EBIT von 0,3 auf 0,9 Mio. Franken und das Unternehmensergebnis von 0,2 auf 0,6 Mio. Franken. Worauf führen Sie das positive Ergebnis zurück?
Felix Sulzberger: Veränderungen bei Markenauftritt (Werbung) und modernere Kollektion haben den Abverkauf gestärkt. Ausserdem haben wir exklusive Verkaufspunkte (Stores und Shop in Shops) ausgebaut. Durch geringere Abschriften bei demodierten Waren aufgrund besserer Planung und Logistik konnten wir eine bessere Rohertragsmarge erzielen und letztlich war ein diszipliniertes Kostenmanagement für den Erfolg verantwortlich.
Leicht rückläufig war erneut der Umsatz. Er belief sich auf 61 Mio. Franken gegenüber 62,1 Mio. Franken im Vorjahr. Worauf ist der Umsatzrückgang zurückzuführen und wie wollen Sie in Zukunft den Umsatz wieder steigern?
Der Umsatz an regulärer Ware blieb im Vergleich zum Vorjahr stabil. Die Umsatzreduktion von 1.1 Millionen Franken ist darauf zurückzuführen, dass wir aufgrund besserer Planung und besserer Qualität weniger demodierte Ware und Ware zweiter Wahl anzubieten hatten.
Calida in den ersten sechs Monaten an Marktanteilen gewonnen. Zeigt hier der Ausbau der Calida-Shops erste Resultate?
Ja.Dies ist ganz klar auf den Ausbau von Calida-Flächen bei Calida Stores und Shop-in-Shops zurückzuführen. Der Abverkauf auf diesen Flächen war deutlich besser als auf den andern Verkaufsflächen. Wir werden weiter am Ausbau von Calida – exklusiven Verkaufsflächen arbeiten.
Siekonstatieren für das erste Halbjahr ein anhaltend schwierigies Marktumfeld und ein ausgesprochen unfreundliches Konsumklima. Die Zeichen für einen allgemeinen Wirtschaftsaufschwung stehen aber nicht schlecht. Sind Sie für das laufende 2. Halbjahr etwas zuversichtlicher?
Die generellen Konjunkturaussichten sind tatsächlich besser und wird unsere Verkäufe in der Schweiz und einigen europäischen Märkten stützen. In Deutschland ist das Konsumklima jedoch leider immer noch sehr zurückhaltend. Aufgrund unserer starken Position in Deutschland wird unsere Gesamtentwicklung immer noch recht stark von der Wirtschaftssituation in unserem nördlichen Nachbarland beeinflusst werden.
Wie sieht es für das kommende Jahr aus?
Es ist noch sehr früh für eine Prognose für 2005. Einerseitsgehen wir von einem insgesamt freundlicheren Konsumklima aus, auf der andern Seite wird der Textil/Bekleidungsbereich aufgrund von weltweiten Ueberkapazitäten und Konsumprioritäten auch nächstes Jahr unter beträchtlichem Druck stehen.
Insgesamt sind wir jedoch verhalten optimistisch.
Was für Highlights beinhalten die Kollektionen für den Herbst und den Winter 2004/2005?
Hochwertige, weiche und edle Stoffe, innovative Strickoptiken und raffiniert eingesetzte Druckdessins prägen die Kollektion für den Herbst/Winter 2004/2005.
In der Damen-Tagwäsche sticht die Serie Etude (aktuell gezeigt in unserer Plakat-Kampagne) heraus, mit elegantem Nadelzug und sorgfältig eingesetzter Spitze in Panty und Hemd, klassisch in schwarz und weiss. Die x-mas Kollektion (ab Mitte Oktober im Handel) zeigt für die Damen verführerische Tag- und Nachtwäsche aus satinierter Seide mit hochwertigen Spitzeneinsatz, in eleganten Farben ivory und nachtblau. Dagegen romantisch verspielt die Linie DIVA, mit floralen Stickereien und Tüll aus glänzendem Single Jersey inRot und Schwarz
Bei den Herren zeigen wir Tag- und Nachtwäsche in hochwertig mercerisierter Baumwolle mit raffinierten prints und bequeme, Loungewear zum Wohlfühlen in unkomplizierten Kombinationen.
Sie schreiben in Ihrem Halbjahresbericht, Calida arbeite am Aufbau der organisatorischen und strukturellen Plattformen, um zukünftige Expansionsmöglichkeiten effizient wahrnehmen zu können. In welche Richtung sollen diese möglichen Expansionen gehen?
Wie wir schon anlässlich der Bilanzmedienkonferenz im vergangenen Februar mitgeteilt haben, werden wir internes Wachstum durch die Einführung neuer Produktgruppen und einer vorsichtigen geographischen Expansion anstreben.
So haben wir diesen Sommer die Einführung einer neuen, innovativen Kollektion unter dem Namen „Just Feel by Calida“ angekündigt und dem Handel vorgestellt. Diese Kollektion wird ab Januar 2005 an ausgewählte Verkaufspunkte ausgeliefert.
Wir werden auch geographisch Vertriebsmöglichkeiten in neuen Märkten prüfen.
Last but not least schliessen wir auch externes Wachstum über gezielte Akquisitionen nicht aus.
Der zusätzliche Zollbelastungen für den Re-Export von EU-Ware ist vom Tisch. Wie gross wären für Ihren Betrieb die Auswirkungen gewesen, wenn diese Regelung wirklich auf die Schweiz angewendet worden wäre?
Wir hatten bei Calida Lösungen erarbeitet, die selbst bei Einführung der Regelung durch die EU es uns ermöglicht hätten, diese zusätzlichen Zollbelastungen zu vermeiden.
Der Börsenkurs der Calida-Aktie ist in den ersten sechs Monaten von 240 auf rund 320 Franken gestiegen und steht derzeit bei rund 300 Franken? Wie wichtig ist für Sie der Aktienkurs?
Wir freuen uns natürlich über die gute Entwicklung des Aktienkurses der letztendlich den Wert des Unternehmens abbildet. Wir verfolgen eine Strategie der langfristigen und vor allem nachhaltigen Wertsteigerung des Unternehmens. Die kurzfristige Aktienkursentwicklung hat keine besondere Bedeutung aus dem Gesichtspunkt der Geschäftsführung.
Die Grossaktionäre, die Familie Kellenberger und Marco Vögele, haben ihre Aktienanteile im ersten Halbjahr auf 46,9 resp. 12,2 Prozent reduziert und damit die Calida-Aktie an der Börse flüssiger und interessanter gemacht. Wie wichtig war Ihnen dieser Schritt und was für ein Verhältnis haben Sie zu Ihren Aktionären?
Dies sind Entscheidungen unserer Hauptaktionäre mit denen wir im Rahmen der Verwaltungsratsarbeit (beide sind Mitglieder unseres VR’s) eng und gut zusammenarbeiten.
Letzte Frage: Immer öfter begegnen den Konsumenten prominente Gesichter und Körper in der Werbung, gerade im Mode- und Dessous-Markt. Bei Calida ist das nicht der Fall. Ist dies eine reine Kostenfrage oder entsprechen die Catwalk-Damen oder Schauspieler nicht dem Zielpublikum, welches man ansprechen will?
Es gibt Beispiele von herausragender Werbung sowohl mit als auch ohne prominente Werbeträger.Wir haben uns bislang für die zweite Variante entschieden und setzten vor allem auf Kontinuität unserer Werbeaussagen sowie auf Attraktivität und Einklang mit unserem Markenkern bei der Auswahl unserer Models.
Moneycab Interviews Felix Sulzberger
Vorsitzender der Geschäftsleitung Calida AG (seit November 2001)
Zuvor:
2001
Senior Vice President und General Manager Europe Reebok Intl.
2000
eNoX AG, Zug
1997-1999
CEO, President Europe Fruit Of The Loom Inc., Zug
1993-1997
General Manager Levi Strauss (Deutschland) GmbH
1986-1993
General Manager Levi Strauss (Zentral- und Osteuropa, Mittlerer Osten, und Afrika)
Calida mit Sitz in Sursee gehört in Europa zu den führenden Herstellern von qualitativ hochwertiger Tag- und Nachtwäsche für Damen, Herren und Kinder. Calida ist auf dem Heimmarkt Schweiz mit einem Marktanteil von mehr als 20 Prozent und einem Bekanntheitsgrad von weit über 90 Prozent klare Marktführerin. Im zweiten Kernmarkt, Deutschland, liegt der Marktanteil bei 3 Prozent, bei einem Bekanntheitsgrad von 50 Prozent. Calida ist auf verschiedenen Märkten Europas aktiv und will sich als Marke von europäischer Bedeutung etablieren. Die Aktien der Calida Holding AG sind an der SWX Swiss Exchange notiert. Das Unternehmen beschäftigte Ende 2003 861 Mitarbeiter.