Fertigungsstopps – Spekulation über GM-Chrysler-Fusion

Berichte über neue Fusionsgespräche mit dem ebenfalls von der Pleite bedrohten Konkurrenten Chrysler wies GM unterdessen zurück. Die US-Regierung will laut US-Medien noch vor Weihnachten das milliardenschwere Not- Rettungspaket für GM und Chrysler schnüren.


Milliarden aus Rettungspaket für US-Finanzbranche
US-Finanzminister Henry Paulson plane für GM und Chrysler rasche Notkredite von mehr als 14 Milliarden Dollar (9,7 Mrd Euro) aus dem zunächst für die Finanzbranche gedachten Rettungspaket. So sollen die Autobauer zumindest über das erste Quartal 2009 hinweg zahlungsfähig bleiben, berichtete die «New York Times». Andernfalls droht binnen Wochen die Insolvenz. In Deutschland hat die GM-Tochter Opel für diesen Fall bereits grundsätzlich nach einer Staatsbürgschaft über gut eine Milliarde Euro gefragt.


Sofortdarlehen gescheitert
Vergangene Woche waren die Sofortdarlehen am Widerstand der Republikaner im Senat gescheitert. US-Präsident George Bush hatte daraufhin Hilfe auf anderem Weg in Aussicht gestellt. Seither prüfen Regierungsbeamte die Bücher der Konzerne.


«WSJ» berichtet über Wiederaufnahme von Fusionsgesprächen
Der Chrysler-Mehrheitseigner Cerberus, ein Finanzinvestor, ergriff dem «Wall Street Journal» zufolge erneut die Initiative für eine Ehe mit GM. Erst vor wenigen Wochen hatte GM solche Verhandlungen abgebrochen, um sich auf seine Finanznöte zu konzentrieren. Es gebe seither eindeutig keine neuen Fusionsgespräche, sagte ein GM-Sprecher auf Anfrage am Sitz in Detroit.


40’000 Stellen auf dem Spiel
Ein Zusammenschluss würde laut Experten zudem weitere Milliarden etwa für den Abbau von womöglich 40.000 Stellen kosten. Gemeinsam wären US-Branchenführer GM und die Nummer drei Chrysler der nach Absatz weltgrösste Autobauer vor dem japanischen Toyota-Konzern. Cerberus sei bereit, Anteile abzugeben, so die Zeitung unter Berufung auf Insider. Mit dem Signal wolle Cerberus die Politik gnädig stimmen und zu den dringend nötigen Milliardenhilfen bewegen. Der deutsche Daimler-Konzern ist noch mit rund 20 Prozent an Chrysler beteiligt, eine komplette Trennung scheiterte bislang.


Absturz setzt sich ungebremst fort
Der steile Absturz des US-Automarkts um zuletzt 36 Prozent setzte sich laut jüngsten Aussagen der Branche auch im Dezember praktisch ungebremst fort. Der zweitgrösste US-Hersteller Ford kündigte nun als neue Sparmassnahmen an, im Januar zehn Werke in Nordamerika für mindestens eine Woche zu schliessen. So soll die Produktion wie geplant im ersten Quartal um fast 40 Prozent gestutzt werden.


Drastische Kürzungen in der Fertigung
GM hatte bereits zuvor drastische Kürzungen der Fertigung um rund 30 Prozent angekündigt. Nun werden sogar befristet Bauarbeiten an einem neuen US-Zukunftswerk für sparsame Motoren eingestellt. Die Fabrik ist ein Herzstück für die angekündigte neue umweltfreundliche Modellpalette, zu der als Prestigeprojekt auch das Elektroauto Chevrolet Volt zählt.


US-Autoriesen wollen sich nicht unter Gläubigerschutz begeben
GM, Ford und Chrysler hatten ursprünglich für ihren Fortbestand 34 Milliarden Dollar an Krediten gefordert. Alle drei schreiben seit langem hohe Milliardenverluste. Ein Insolvenzverfahren mit Gläubigerschutz nach US-Recht (Chapter 11) bietet notleidenden Unternehmen grundsätzlich die Chance zur Sanierung. Auf diese Weise warfen zuletzt fast alle grossen US- Fluggesellschaften viel Ballast ab. Die Autokonzerne lehnen diesen Weg strikt ab. Sie fürchten, dass sie während des Insolvenzverfahrens wegen der unsicheren Aussichten noch weniger Autos verkaufen würden. (awp/mc/pg/12)

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