FHS: Uhrenindustrie lässt Krise hinter sich
Auf den Export-Rekord 2008 mit Verkäufen im Wert von rund 17 Mrd CHF folgte ein Taucher um 20% im Krisenjahr 2009. Ein Jahr später nun dürften die Verkäufe wieder um den gleichen Prozentsatz steigen – und im kommenden Jahr möglicherweise sogar das Rekordjahr 2008 übertreffen.
Rund 4’000 Stellen verloren gegangen
«Der schnelle Ablauf und das Ausmass der Zyklen ist erstaunlich», sagte Jean-Daniel Pasche, Präsident des Verbandes der Schweizer Uhrenindustrie (FHS), im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA. Insgesamt habe sich die Branche aber als relativ gut vorbereitet auf die Krisenzeit erwiesen. Am besten überstanden haben die Krise laut Pasche jene Marken, die ihre Produkte auf mehreren Märkten verkauften und zudem ihr Verteilnetz und die Lagerhaltung gut im Griff hatten. Allerdings verloren beim Einbruch 2009 auch rund 4’000 der 53’000 Beschäftigten der Branche ihre Stelle.
Überreaktion und Aufholjagd
Im Luxussegment sei während der Krise überreagiert worden, stellte Pasche fest. Das zeige die sehr emotionale Seite des Luxus, denn die begüterte Kundschaft für Luxusuhren sei eigentlich kaum von der Krise betroffen gewesen. Auch der Aufschwung sei dann aber heftig ausgefallen: Die starken Verkäufe der vergangenen Monate zeugten nicht zuletzt von einem Nachholbedarf bei Luxuskunden. Die Aufholjagd schlägt sich bei den Uhrenunternehmen laut Pasche in Investitionen, aber auch in einem erhöhten Bedarf an Arbeitskräften nieder. Nach dem Abbau würden wieder hunderte Angestellte gebraucht, so dass die Branche bald wieder so viele Menschen beschäftige wie vor der Krise, sagte Pasche.
Starke Asien-Nachfrage
Die Arbeitslosenquote ging zwar im Vergleich zu Mitte 2009 bereits wieder um die Hälfte zurück, doch der Aufschwung kam noch nicht überall an: «Zahlreiche Zulieferer sind noch immer in der Kurzarbeit», sagte Pasche. Für den starken Ausblick auf das neue Jahr ist nicht zuletzt die starke Nachfrage aus Asien verantwortlich. Vor allem in Hongkong und China sind Schweizer Uhren gefragt wie nie. Dagegen macht sich in Japan die stagnierende Wirtschaft auch bei den Uhrenverkäufen bemerkbar.
Höhere Preise wegen Franken
Wie alle Exportindustrien kämpft auch die Uhrenbranche mit dem starken Franken. Der hohe Frankenkurs gegenüber Euro und Dollar stelle die Firmen vor eine schwierige Herausforderung, sagte Pasche. Die Unternehmen könnten entweder die Preise anheben oder eine tiefere Marge in Kauf nehmen. Mehrere Anbieter hätten ihre Preise bereits erhöht, sagte Pasche. «Doch das birgt die Gefahr, den Platz im Markt einzubüssen.» Bei unveränderten Preisen müssten die Unternehmen mit verbesserten Prozessen gegen die schleichende Margenerosion ankämpfen. (awp/mc/ps/16)