Fiat könnte noch an Opel interessiert sein
Dies schrieb das Blatt am Mittwoch. Zwar verweigere die Fiat-Spitze jeden Kommentar, es habe jedoch trotzdem «einige Indiskretionen» gegeben. Verwiesen wird unter anderem darauf, dass Fiat mit seinem Opel-Konzept einen Industrieplan verfolgt habe, während die Konkurrenten ihren Schwerpunkt auf die finanziellen und kommerziellen Aspekte gelegt hätten. Die Fiat-Führung hatte davon gesprochen, die Allianz mit Chrysler zu erweitern und eine Gruppe zu bilden, die mehr als sechs Millionen Fahrzeuge jährlich von den Bändern laufen lässt. Jetzt warte Fiat die Entwicklung um Opel ab, schrieb «La Repubblica».
Opel-Lösung zieht sich hin
Derwel bleibt die Opel-Zukunft ungewiss: Die Hoffnung auf eine rasche Entscheidung über die Zukunft des Rüsselsheimer Autobauers hat sich zerschlagen. Gleichzeitig versetzen Spekulationen, dass der US-Konzern General Motors (GM) Opel nicht mehr verkaufen will, Betriebsräte und Gewerkschaften in Alarmstimmung. «Wir kennen die Pläne von GM. Die sagen klipp und klar: Schliessung der Werke von Antwerpen, Bochum und Verkauf des Eisenacher Werks», sagte Opel-Betriebsratschef Wolfgang Franz der «Berliner Zeitung» (Mittwoch). «Und wenn das nicht verkauft werden kann, soll es geschlossen werden.» Die Belegschaft wolle mit allen Mitteln dagegen vorgehen.
Treffen mit Magna
GM-Vize John Smith will sich nach dpa-Informationen an diesem Mittwoch mit Magna-Managern zu einem Gespräch treffen. An diesem Freitag wollten sich zudem Vertreter von Bund und Ländern erneut mit GM-Managern treffen, sagte Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU). Wahrscheinlich werde Smith dabei sein. Ob noch vor der Bundestagswahl am 27. September ein Ergebnis erzielt werden kann, beurteilten Verhandlungsteilnehmer am Dienstag nach dem Treffen von Bund und Ländern mit GM-Vize Smith skeptisch. In den Verhandlungen gebe es keine Fortschritte, GM spiele auf Zeit, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur dpa. Aus Regierungskreisen hiess es, die GM-Spitze habe noch «erheblichen Informationsbedarf». Smith habe aber deutlich gemacht, dass «man weiterhin an einer Investorenlösung interessiert sei».
Guttenberg geht von Opel-Verkauf aus
Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) lehnte eine übereilte Entscheidung ab. «Wir verhandeln weiter. Substanz geht vor Zeitdruck», sagte er am Dienstagabend am Rande einer Festveranstaltung in Chemnitz. «Die Mittel sind noch nicht ausgeschöpft, der Zeitdruck ist überschaubar. Wenn wir das an der Bundestagswahl festmachen würden, würden wir zynisch handeln.» Ein Verbleib von Opel bei GM sei aus seiner Sicht «nicht übermässig realistisch», betonte er in den ARD-«Tagesthemen». Er würde das US- Unternehmen nämlich viel Geld kosten.
GM bevorzugt Finanzinvestor
Nach dpa-Informationen aus Konzernkreisen hält General Motors derzeit grundsätzlich an dem Bieterverfahren fest. «Wir wollen Opel verkaufen», sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person. Der GM-Verwaltungsrat habe das Management aber beauftragt, Alternativen zu einem Opel-Verkauf zu prüfen. Dazu gehöre ein Finanzierungsplan im Volumen von rund drei Milliarden Euro, um Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall wieder auf Trab zu bringen. Das werde aber nur als absolute Notlösung betrachtet, erfuhr dpa aus den Kreisen. GM will mit der Verzögerungstaktik offensichtlich erreichen, dass Bund und Länder ihren Favoriten Magna fallenlassen. GM favorisiert den belgischen Finanzinvestor RHJ International, der nach einer Sanierung Opel an die Amerikaner zurückverkaufen könnte.
Standort Bochum vor tiefgreifenden Veränderungen
Dem Opel-Standort Bochum drohen nach Einschätzung des Betriebsrats künftig wohl die grössten Veränderungen. Voraussichtlich gehe es um jede dritte Stelle, sagte der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel. Beide Interessenten wollten in Bochum mehr als 2.000 Arbeitsplätze streichen. Sollte Opel unter dem Dach von GM bleiben, befürchtet Einenkel die Schliessung des Standorts. Die Existenz des Werks sieht in diesem Fall – oder wenn RHJI zum Zug kommt – auch der Betriebsrat in Eisenach bedroht: Das GM- Sanierungsprogramm und das ähnliche RHJI-Konzept würde eine zweijährige Stilllegung von Eisenach mit Kurzarbeit für die Beschäftigten bedeuten. «Das Werk wäre nach zwei Jahren nicht mehr arbeitsfähig. Wir würden auf kaltem Weg in eine Schliessung gezwungen», sagte der Betriebsratschef der Opel Eisenach GmbH, Harald Lieske, der dpa.
Starke Verhandlungsposition von GM
GM hat im Opel-Poker eine starke Verhandlungsposition gegenüber Bund und Ländern: Nach dpa-Informationen kann GM in der Opel-Treuhand eine endgültige Entscheidung über einen Verkauf zumindest in den nächsten Monaten blockieren. (awp/mc/ps/22)